Heinrich Ignaz Franz von Biber (1644 – 1704) Vesperæ longiores (1693) für vier Stimmen, zwei Violinen, zwei Violen und basso continuo
Mit einer festlichen geistlichen Abendmusik, einer barocken Vesper von Heinrich Ignaz Franz Biber, neigt sich der Bogen des Carinthischen Sommers 2024.
Als Heinrich Ignaz Franz von Biber 1704 starb, sollten seine Person und Musik bereits nach kurzer Zeit in Vergessenheit geraten. Denn schnell wandte sich der Musikgeschmack den italienischen Komponisten Arcangelo Corelli und Antonio Vivaldi zu und Bibers Meisterwerke verstaubten in den Archiven seines Arbeitgebers, dem Salzburger Erzbischof.
Dennoch fand der Komponist Erwähnung in Johann Matthesons Grundlage einer Ehren-Pforte (1740) – einem umfassenden Werk, in dem der Hamburger Musiktheoretiker, Komponist und Mäzen die Biografien von 149 Komponisten niedergeschrieben hatte:
„Von dem Kaiser Leopold hat er sich zweimahl hören lassen, und ist erstlich mit dem Reichsadel, unter dem grossen Insiegel; hernach mit einem Gnadenpfennige, samt schwerer güldnen Kette, beschenket worden. … In den Kaiserlichen Erblanden, wie auch in Frankreich und Italien, ist er, wegen seiner Komposition hochgeachtet worden.“
Und selbst Salzburgs berühmtester Sohn, Wolfgang Amadeus Mozart, dürfte in den Domarchiven gestöbert haben, um sich von Ideen und Melodien des größten Geigenvirtuosen und bedeutenden Komponisten des 17. Jahrhunderts inspirieren zu lassen.
Musikerpersönlichkeiten wie Nikolaus Harnoncourt und Gustav Leonhardt haben wir es schließlich zu verdanken, dass Biber mehr als 300 Jahre nach seinem Tod wieder jenen Rang in der Musikgeschichte einnimmt, der ihm zweifellos gebührt.
Die heute gespielte Vesper ist eine echte Rarität und so gut wie nie zu hören. Freuen Sie sich auf eine überaus lohnende Wiederentdeckung mit den feinen Stimmen von Momentum Vocal Music, dem süßen Klang der Geigen von dolce risonanza und Jury Everhartz an der Orgel und einer Einladung zur gedanklichen Nachschau des Sommers mit Stiftspfarrer Erich Aichholzer.
Stiftspfarrer Erich Aichholzer, Zelebrant
Momentum Vocal Music
Martina Daxböck, Clara Hamberger, Sopran
Anna Kargl, Elisabeth Kirchner, Alt
Simon Erasimus, Jan Petryka, Tenor
Benjamin Harasko, Felix Knaller, Bass
Simon Erasimus, Leitung
dolce risonanza
Gunda Hagmüller, Violino Primo in Concerto
Roswitha Dokalik, Violino Secundo in Concerto
Barbara Konrad, Viola Prima in Concerto
Eva Münzberg, Viola Secunda in Concerto
Florian Wieninger, Violone da Gamba
Florian Wieninger, Leitung
Jury Everhartz, Organo di legno
Bilder von Maria Wawrzyniak