„Ich sehe nun viel in anderem Licht“

ÖVP-Chef Josef Martinz bei seinem Rücktritt als Landesrat am 16. Jänner 2012
  • ÖVP-Chef Josef Martinz bei seinem Rücktritt als Landesrat am 16. Jänner 2012
  • hochgeladen von Vanessa Pichler

Vor fünf Wochen trat der Kärntner ÖVP-Chef Josef Martinz als Landesrat zurück. Der Grund war eine angeblich bevorstehende Anklage in der Causa Birnbacher. Im WOCHE-Interview spricht Martinz über Distanz, Rückkehr und Timeouts für Politiker.

WOCHE: Wie ist es Ihnen seit Ihrem Rücktritt ergangen?
MARTINZ: Ich kann Dinge jetzt mit einem gewissen Abstand beobachten – die Regierung, den Landtag und die Medien. In Kenntnis des Getriebes sehe ich aus der Distanz vieles, was wir tun, in einem anderen Licht.

Gab es in den fünf Wochen einen Moment, in dem Sie den Rücktritt bereut haben?
Der Schritt war ein Zeichen der politischen Kultur, für Politik, wie ich sie verstehe. Meine Entscheidung ist auch ein Zeichen für jene, die es aussitzen, die Sesselkleber sind, die sich nicht bewegen. Ich bin der Überzeugung, dass es der richtige Schritt war.

Die größte Veränderung im Leben des Josef Martinz?
Der Termindruck ist die größte Veränderung. Da ist eine Menge weggefallen. Auf parteipolitischer Ebene, in der ÖVP, ist vieles dazu gekommen, aber diese Termine sind weniger öffentlichkeitswirksam.

Sie haben also mehr Ruhe?
Die Ruhe hat insgesamt etwas Gutes, weil man zum Nachdenken kommt. Nach meiner Rückkehr möchte ich eine Initiative starten, für ein politisches Timeout für Politiker. Dieses Mehr an Zeit wäre wichtig für die Politik – weg vom Getriebensein, hin zur Nachhaltigkeit. Wenn man im Getriebe steckt, schafft man einen Perspektivenwechsel nicht.

Haben Sie jetzt mehr Freizeit?
Schon. Außenstehende haben ja keine Vorstellung davon, was es heißt, sieben Tage in der Woche Termine im Eineinhalb-Stunden-Takt zu haben.

Wie nutzen Sie diese Zeit?
Ich feile an meinen politischen Positionen und es gibt auch stapelweise Arbeit, die ich immer weggeschoben habe. Gleiches gilt für Literatur und Bücher. Und richtig ausschlafen muss man auch einmal.

Wie beurteilen Sie die bisherige Performance Ihres Statthalters Achill Rumpold?
Es ist das eingetreten, was ich immer gesagt habe: Achill Rumpold kann die Aufgaben – von der Umsetzung des Tourismusgesetzes bis hin zu Reorganisation der Landesholding – nahtlos fortsetzen. Und das sind ja riesige Themen.

Es ist nach wie vor Ihr deklariertes Ziel, in die Regierung zurückzukehren?
Selbstverständlich. Mein Rücktritt war kein Zeichen von Schuldbewusstsein, sondern dafür, dass ich die Angelegenheit abseits der Regierung abhandeln möchte.

Zuletzt hat auch LH Gerhard Dörfler gesagt, Sie könnten mit dem Hinweis auf eine bevorstehende Anklage getäuscht worden sein. Halten Sie es für möglich?
Ich habe diesen Schritt gemacht, bevor Diskussionen entstanden sind. Es war ein Schritt der politischen Kultur, damit die Angelegenheit nicht mit Kärnten vermischt wird. Man sieht auf uns.

Vergangene Woche ist der deutsche Bundespräsident Christian Wulff doch zurückgetreten. Wie beurteilen Sie seine Entscheidung?
Wulff hat das gemacht, was ich vermieden habe: Er musste zurücktreten, weil er dazu gedrängt wurde. Ich will die Sache geklärt haben.

Aussagen von Peter Hochegger ließen die Wogen hochgehen. Ihre Meinung dazu?
Ich betone nachdrücklich, dass mein Fall ein ganz anderer ist. Ich habe beim Verkauf der Hypo gemeinsam mit Jörg Haider mutig und mit hohem
Risiko gehandelt. Man vergisst immer, dass der Verkauf dem Land 832 Millionen Euro gebracht hat. Die Abwicklung wird kritisiert; sie muss man jetzt rechtlich dingfest machen. Man wird sehen, dass sie vollkommen in Ordnung war.

Sehen Sie die Gefahr, dass im Falle eines Freispruchs etwas an ihrem Image hängenbleiben könnte?
Das begleitet uns ja schon länger. Der Ablauf war mutig und risikoreich, es war aber richtiges Handeln. Es wird meine Aufgabe sein, für die Bevölkerung sichtbar zu machen und klarzustellen: Da hat jemand mit großer Verantwortung gehandelt. Man darf ja auch nicht vergessen, dass vieles parteipolitisch getrommelt wird, wenn man bedenkt, wie uns SPÖ und Grüne seit Jahren mit Anzeigen bombardieren, weil sie damit Neuwahl erzwingen wollen.

Autor: Gerd Leitner

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