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Neue Professur für Wildtiermanagement an der Vetmed
Das Zusammenleben zwischen Wildtieren und Menschen lässt auch Konflikte entstehen. Doch wie ist ein friedliches Nebeneinander möglich? Dieser Frage widmet sich jetzt die Veterinärmedizinische Universität.
WIEN/FLORIDSDORF/DONAUSTADT. Der Lebensraum für Wildtiere wird weltweit kleiner - das Interesse an ihnen steigt aber zumindest an der Veterinärmedizinischen Universität Wien. Dort wird es nämlich eine neue Professur für Wildtiermanagement geben. Das Thema ist am Puls der Zeit - auch in Wien und gerade in den Bezirken jenseits der Donau.
Je mehr die angestammten Lebensräume für Rehe und Hasen, aber auch für Wölfe und Bären schrumpfen, desto größer werden die Flächen, die von Menschen und Tieren gemeinsam genutzt werden. Konflikte sind dadurch unweigerlich vorprogrammiert. Dieser Herausforderung widmet sich die Veterinärmedizinische Universität Wien nun verstärkt und schreibt derzeit eine neue Tenure Track Professur für den Forschungsbereich „Movement Ecology“ aus.
Bewegungsmuster der Tiere erforschen
Ziel der neuen Professur ist es, einen Forschungsschwerpunkt im Bereich Bewegungsökologie, Raumnutzung und Verhalten von Wildtieren am Forschungsinstitut für Wildtierkunde und Ökologie (FIWI) der Vetmeduni zu etablieren. Dadurch sollen angesichts des Klimawandels die Lebensbedingungen für Wildtiere langfristig verbessert und neuartige Lösungsansätze für die Koexistenz von Menschen und (Wild)Tieren erarbeitet werden. Im Fokus dabei steht die Schnittstelle zwischen Agrar- und Wildwirtschaft.
„Mit der neuen Professur wollen wir unter Einbindung neuer Technologien die Bewegungsmuster unserer Wildtiere erforschen und darauf aufbauend ein regional angepasstes, innovatives Wildtiermanagement etablieren. Die neue Professur soll zudem die am FIWI bereits vorhandene Expertise zum gesellschaftlichen Umgang mit Wildtieren allgemein und dem Wolf im Speziellen unterstützen und auf Basis neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse weiterentwickeln", so Petra Winter, Rektorin der Vetmeduni.
Koexistenz von Menschen und Wildtieren
„Die Veränderung des Klimas und der ökologische Wandel stellen uns vor völlig neue Herausforderungen und werfen eine Reihe von umwelt- und gesellschaftspolitischen Fragen auf, die oft nur durch eine Kombination von wildtierökologischer und veterinärmedizinischer Fachexpertise und interdisziplinäre Forschung zu lösen sind“, wird Bundesminister Martin Polaschek (ÖVP) zitiert.
Um die Folgen des Klimawandels für Wildtiere besser zu verstehen, ist es essenziell, Tierbewegungen bzw. Wanderungen genauer unter die Lupe zu nehmen. Wildtiere legen unter natürlichen Umständen z. B. für die Futtersuche und im saisonalen Jahreslauf oft große Strecken zurück. Diese Bewegungen sind notwendig für das Überleben von Arten, für Ökosystemfunktionen sowie den Erhalt der Biodiversität.
Fokus auf Bär und Wolf
Leider sind diese Bewegungen oft durch Menschen beeinflusst oder gar eingeschränkt. Das betrifft kleinräumig Niederwild wie Hasen oder Rebhühner in der Agrarlandschaft, aber auch große Huftiere wie den Hirsch, der durch die Zerschneidung von Wäldern immer weniger Raum für freie Bewegung zur Verfügung hat. Große Beutegreifer wie Wölfe und Bären erobern neue Areale und legen dabei extrem große Strecken zurück. Nur wer all diese Tierbewegungen kennt und Interaktionen versteht, kann Präventionsstrategien zur Vermeidung bzw. Reduktion von Mensch-Tier-Konflikten erarbeiten.
Dabei entwickelt sich die Technologie der Tiertelemetrie rasant weiter und eröffnet immer neue Möglichkeiten zur Datenerfassung. Claudia Bieber, Leiterin des FIWI, betont: „Die daraus gewonnen Daten sollen dabei helfen, die Bewegungsökologie, Raumnutzung und das Verhalten von Wildtieren zu erfassen und zu verstehen, warum Wildtiere wann wohin wandern. Damit lässt sich in Zeiten des Klimawandels z. B. genauer abschätzen, wie Wildtiere auf trockene Vegetation reagieren, ebenso wo sich Wölfe und Bären aufhalten und in welchen Bereichen gezielte Managementmaßnahmen sinnvoll sind.“
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