Demonstration
Volksschule Rittingergasse wehrt sich gegen Containerklassen
Die Ganztagsvolksschule (GTVS) Rittingergasse soll neun Containerklassen bekommen. Den Unmut darüber zeigten am Dienstagnachmittag Schülerinnen sowie Schüler, Lehrpersonen und Anwohnende bei einer Demonstration.
WIEN/FLORIDSDORF. "Konzentration braucht frische Luft", "Gerechte Verteilung von Containern" oder "Kinder gehören in keine Container" prangt auf den vielen Plakaten der Demonstrierenden. Lautstark wehren sich Eltern, Kinder und Anwohnerinnen sowie Anwohner gegen die Containerklassen, die die GTVS Rittingergasse bekommen soll.
Neun mobile Klassen sollen ab Herbst in Form von Containern im Schulgarten der Volksschule stehen. Erfahren mussten es die Betroffenen durch einen Medienbericht. Selbst Direktorin Barbara Zika wusste nicht, dass ihre Schule um 225 Schülerinnen und Schüler aufgestockt werden würde. Sie wurde in keinen Entscheidungsprozess eingebunden.
Bezirkschef nicht involviert
Auch Floridsdorfer Bezirksvorsteher Georg Papai (SPÖ) war nicht involviert. "Ich bin hier weder Auftraggeber, noch war ich in den Entscheidungsprozess eingebunden. Daher liegt auch die Kommunikation der Maßnahmen nicht in meiner Verantwortung", sagt er.
Der Elternverein, der die Demo organisiert hat, ist nicht grundsätzlich gegen neue Schülerinnen und Schüler. Er findet, dass Container nicht der richtige Ort für Kinder zum Lernen sind. "Wir sind der Meinung, dass es der Integration nicht förderlich ist, wenn man sie in Container packt", sagt Schriftführer des Elternvereins Zelislav Slamaj. "Die sind ja arm!", wirft ein engagierter Papa ein. Sie weisen darauf hin, dass es in der warmen Jahreszeit "brennheiß" in den Containern werden würde.
"Die Politik ist in der Pflicht, Geld für Bildung in die Hand zu nehmen", sagt der Vater. Das sei bei diesem Projekt nicht getan worden. Direktorin Zika schließt sich dem Elternverein an: "Ich bin auf der Seite der Kinder." Auch eine Petition gegen die mobilen Klassen wurde bereits gestartet.
Auf Nachfrage im Büro von Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr (Neos) heißt es, dass die Standorte genauestens geprüft und ausgesucht worden wären. "Mit den Mobilklassen können wir auch die Versorgung für die jeweilige Region abdecken, die dann in weiterer Folge auch mit einem Zubau eine Versorgung sicherstellt."
Kritik von Lehrergewerkschaft
Thomas Krebs, der Vorsitzende des Zentralausschusses der Wiener LandeslehrerInnen und Fraktionsführer der Fraktion Christlicher Gewerkschafter (FCG), kritisiert, dass es kein Konzept geben würde. Johannes Idinger, ebenfalls von der Lehrergewerkschaft, sagt: "Mehr Schüler, aber weniger Bewegungsfreiheit? Das kann doch nicht sein!"
Auch Vertreter der Politik schlossen sich der Demonstration an. Heinz Berger, Klubobmann der Floridsdorfer Grünen, sprach von einer ungleichen Aufteilung: "Wir brauchen eine faire Aufteilung solcher Probleme!" Er findet es nicht gerecht, dass alles auf die Außenbezirke abgewälzt werden würde. Er kündigt eine Anfrage diesbezüglich in der nächsten Bezirksvertretungssitzung an. Auch Harald Zierfuß, Bildungssprecher der ÖVP Wien, war vor Ort. Er steht "hinter Wiens Schülerinnen und Schülern sowie ihren Lehrkräften".
Nicht nur das Wegfallen der Grünfläche, Container als unpassende Lernräume für Kinder oder die fehlende Kommunikation waren Grund für Beschwerden. Anrainerinnen und Anrainer sorgen sich vor allem um die verkehrstechnische Situation in der Rittingergasse. Bereits jetzt gäbe es keine freien Parkplätze und die Geschwindigkeitsbegrenzung würde nicht eingehalten werden. "Wir sind ein Siedlungsgebiet. Der Platz ist nicht gegeben", sagt ein Anrainer.
Demo in der Donaustadt
Auch in der Donaustadt gab es bereits eine Demonstration gegen Containerklassen am Sportplatz der Afritschgasse. Die Beschwerden waren ähnlich, wie auch in Floridsdorf. MeinBezirk.at berichtete:
Aufgrund der vielen Kritik musste Wiederkehr im Gemeinderat Rede und Antwort stehen. Er beruft sich auf unzufriedenstellende Daten zu Familienzusammenführungen, die die Stadt Wien vom Bund geliefert bekommen habe. Trotz ungenauer Zahlen, mit wie viel Kindern zusätzlich zu rechnen sei, habe man sich um eine Prognose bemüht. Demnach müsse kurzfristig neuer Schulraum geschaffen werden. Mobile Schulklassen zu errichten, sei alternativlos.
Das kann auch Bezirksvorsteher Papai nachvollziehen. Bildung sei der Schlüssel zu einem selbstbestimmten Leben. "Daher ist es mir als Bezirksvorsteher wichtig, dass alle Kinder im Bezirk Zugang zu einer Top-Ausbildung haben, unabhängig vom Einkommen ihrer Eltern. Wenn aus Kapazitätsgründen der Unterricht in Mobilklassen als Zwischenlösung, bis die erforderlichen dauerhaften Zubauten errichtet sind, die einzige Lösung ist, dieses Ziel zu erreichen, dann bin ich dafür, diese Option als solche anzunehmen", sagt Papai.
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