Ehrenamtswoche
Wohnen wie damals in Floridsdorf
Floridsdorfer Jugendliche reden mit Zeitzeugen über ihr Leben im 21. Bezirk vor 70 Jahren.
WIEN/FLORIDSDORF. Schüler der Klasse 3C der Mittelschule Jochbergengasse waren in der Siedlung Siemensstraße unterwegs, um die Arbeit von ehrenamtlich engagierten Menschen kennenzulernen. Im Rahmen der ersten Wiener Ehrenamtswoche - organisiert von WienXtra - konnten Jugendliche in verschiedenen Projekten aktiv werden.
Unter dem Motto "Einfach machen" besuchten sie verschiedene NGOs und Vereine, die sich im Bereich Umwelt, für die Gesellschaft oder für Wien engagieren.
Wohnungen im Schnellbau
Nach dem Zweiten Weltkrieg war die Wohungsnot in Wien groß. Während des Krieges wurden über 86.000 Wohnungen zerstört oder waren unbewohnbar. Der 21. Bezirk war als Industriestandort besonders betroffen. Daher initiierte die Stadt neben dem normalen Wohnbau ein sogenanntes Schnellbauprogramm. Die Siedlung Siemensstraße entstand vor 70 Jahren.
Anlässlich des Jubiläums kreieirte das Wohnpartner Team 21 eine Ausstellung, die vom Wien Museum unterstützt und mit Zeitzeugen umgesetzt wurde. Diese Menschen lebten oder leben zum Großteil selbst in der Siedlung. Sie führten die Jugendlichen durch die Ausstellung und Siedlung, um ihnen das "Wohnen wie damals" und ihre ehrenamtliche Arbeit näher zu bringen.
Baden im Holztrog
Herbert Strobach erzählte, wie er mit seiner Frau Christiane und ihrer einjährigen Tochter in eine Wohnung in die Siedlung gezogen ist: "Bevor wir 1968 eine eigene Wohnung mit 69 Quadratmetern bekommen haben, mussten wir mit den Schwiegereltern und dem Baby ein Jahr lang auf 34 Quadratmetern leben. Der Umzug in die Wohnung war dann eine Erleichterung für uns".
Auch seine Frau führte die Jugendlichen durch die Ausstellung, die sich auf der Stiege 107 in der Scottgasse 3 befindet. Beim Anblick des Sissy-Rollers der Lohner-Werke erzählte sie: "Ich wollte auch immer auf so einem Moped fahren, aber meine Eltern haben es nicht erlaubt". Was sie durfte, war mit ihren Freundinnen ins damalige Kinderfreibad oder eislaufen gehen. Davon zeugen auch zahlreiche Fotos, die sie für die Ausstellung zur Verfügung gestellt hat.
Ebenfalls von ihrem Leben nach dem Krieg erzählte Agnes Bernhart. "Wir haben damals in einem Waschtrog aus Holz gebadet, da gab es noch keine Duschen oder Badewannen wie heute". Erleichterung brachte das Tröpferlbad, wie Martha Misof und Leo Marek bei einem Rundgang erzählten: "Da ist man dann einmal in der Woche hingegangen, um sich zu duschen. Oft hat die Mama auch gespart und uns in der Waschküche in einen Trog gesetzt. Erst in den 1960er und 70er Jahren haben sich die Bewohner eigene kleine Duschen in die Wohnungen eingebaut".
Info: wohnpartner-wien.at
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