Der Flop mit der Schiffsanleihe - auch österrichische Kleinanleger haben alles verloren
"Maritime Wirtschaft in schwerer See"
Die Krise der Schifffahrt hat bereits im vergangenen Jahr Milliarden Euro Anlage-Gelder vernichtet. Ängstlich blickt eine ganze Branche auf ein düsteres Jahr 2013, das vermutlich viele weitere Schiffs- und Reederei-Insolvenzen mit sich bringen wird. Denn es gibt keine Belege dafür, dass die Krise bereits überstanden ist.
Auch wenn es manche Anlageberater ihren Kunden versprechen: Das Jahr 2013 wird Deutschlands Schifffahrts-Branche nicht die große Wende bescheren. Noch immer dümpeln die Charterraten für Containerschiffe, Tanker und Massengutfrachter auf Niedrigst-Niveau. Zwei Drittel der deutschen Flotte kann derzeit nicht genug Gewinne einfahren, um davon Mannschaft und Sprit zu bezahlen. Geld, das in Reparaturen oder in die Tilgung fälliger Kredite fließen könnte, fehlt.
Kein Wunder also, dass bereits jetzt die Trägergesellschaften von über 100 deutschen Schiffen insolvent sind. Für die kommenden Monate rechnet der Verband Deutscher Reeder mit Hunderten weiterer Insolvenzen. Sparer, die in Schiffsanleihen investiert haben, müssen sich darauf einstellen, dass sie auch in diesem Jahr Milliarden verlieren.
Etliche kleinere Reederein werden die kommenden zwölf Monate nicht überleben
Die Pleite ist hausgemacht. Über Jahre hinweg hat die maritime Branche in einem Rausch gelebt. Und hervorragend verdient. Banken haben sich geradezu darum gerissen, neue Schiffe zu finanzieren. So mancher Fonds war innerhalb von wenigen Minuten ausverkauft.
Angesichts von Gewinn-Margen von 15, 20 und mehr Prozent ließen sich auch Anleger dazu verleiten, rund 20 Milliarden Euro Erspartes in Schiffe zu investieren. Die Banken packten noch einmal 100 Milliarden darauf. Und die Reedereien bestellten munter 100e Schiffe - und zwar auf Pump.
Dass dieses Modell zusammenbrechen würde, war nur eine Frage der Zeit. Der Markt ist übersatt, es gibt schlichtweg zu viele Schiffe. Jetzt heißt es für die gesamte Branche innehalten. Denn, so abgedroschen der Satz auch klingen mag: Jede Krise birgt eine Chance. In diesem Fall die Chance auf eine bittere Einsicht. Verantwortlich für die Krise ist nicht zuletzt das sogenannte Kommanditmodell. Private Anleger erwerben direkte Schiffs-Beteiligungen. Sie gehen damit auch das Risiko des Totalverlust ein. Oftmals, ohne dass sie es wissen.
Eine Lehre lässt sich aus der Krise ziehen: Gier ist ein schlechter Ratgeber. Und das gilt für Banken und Reeder genauso wie für private Anleger.
(Quelle: NDR/ART)
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