Meinung der Gänserndorfer Redaktionsleiterin
Zurück in die Zukunft des Landlebens
Es klingt gar nicht gut. Die Raika schließt vier Filialen. Der erste Gedanke liegt nahe: Wieder einmal wird Infrastruktur in kleinen Dörfern reduziert. Der Schmied, die Post und der Greißler. Alles zu. Die Dörfer werden zu Schlaf-Orten, der Alltag spielt sich außerhalb ab, meist im nahen Wien.
Paradox ist jedoch, dass der Großteil jener, die jetzt ob der Schließungen empört aufschreien, Mitverantwortung tragen. Die nackten Zahlen belegen, dass nur zwei Prozent der Zahlungstätigkeit über den Bankschalter abgewickelt werden. Unser Verhalten ändert sich - und zwar bekannterweise nicht erst seit den vergangenen 50 Jahren, sonst würden wir ja noch in Höhlen vor dem Feuer sitzen. Wer behauptet, früher war alles besser, als es in jedem Ort, mehrere Greißler, Wirtshäuser und Bäcker gab, soll ehrlich darüber nachdenken, wo er seinen täglichen Einkauf erledigt, wie oft er zur Post geht und wie er seine Freizeit gestaltet. (Das Corona-Jahr klammern wir mal aus.) In Wahrheit will niemand so leben wie vor 50 Jahren, denn Online-Shopping, -Banking und -Meeting ist ja so praktisch. Aber wie sieht dann das ideale Dorfleben der Zukunft aus?
Ulrike Potmesil
Redaktionsleitung Gänserndorf
ulrike.potmesil@bezirksblaetter.at
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