30 Jahre Zistersdorfer Terzett
...und (k)ein bisschen leise

Dreißig Jahre ... | Foto: Zistersdorfer Terzett
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Am Anfang: ein Todesfall

Am Anfang des Terzetts stand ein entsetzlicher Todesfall: Hermann Krammer sackte plötzlich am Zistersdorfer Tennisplatz zusammen. Wiederbelebung erfolglos: Herzinfarkt. Der Zistersdorfer Bestattungsunternehmer war ein begeisterter Sportler, eine Reihe von Winterinfekten hatte offenbar sein Herz geschwächt. 1992 war das.

Vier Jahre vorher hatte der Obmann der "Liedertafel Frohsinn" eine Idee. Ein Gesangsquartett wollte er gründen. Den Gedanken an ein Männerquartett verwarf er schnell: Gute Männerstimmen sind Mangelware. Geworden ist es dann ein "paritätisches" Quartett, zwei Sängerinnen, zwei Sänger. Die beiden Lehrerinen Irmgard Geer (Sopran) und Lisbeth Zechmeister (Alt) und der Zistersdorfer Standesbeamte Peter Mikowitsch (Tenor) wurden gemeinsam mit  Leiter Krammer als "Zistersdorfer Quartett" rasch zu einem erfolgreichen Ensemble.

Im Schock nach Krammers plötzlichem Tod wollte zunächst keiner der anderen an's Weitermachen denken, man traute sich das ohne die prägende Figur des Gründers zunächst auch gar nicht zu. Andererseits: Dem Bürgermeister hatten sie schon ihren Auftritt bei einer Ehrenringverleihung  fix zugesagt, und den wollten sie dann doch nicht im Regen stehen lassen. Und die Einladungen für das jährliche Adventsingen waren auch schon draußen.

Die drei einigten sich darauf, es einfach einmal zu versuchen. Und siehe da: Die Proben funktionierten auch ohne den verstorbenen Leiter, und die Aufführungen wurden zu einem vollen Erfolg. Damit war das heuer 30jährige Terzett geboren. Eine Drillingsgeburt sozusagen. Bald wurde das neue Ensemble für fast jede Hochzeit in der Umgebung Zistersdorf gebucht, die Adventkonzerte erfreuten sich zunehmender Beliebtheit. Gesungen wurde querbeet: Spirituals, Gospels, alte Musik, Kirchenmusik, Evergreens.

Parforceritt über den Bodensee

Mit zunehmender überregionaler Bekanntheit kamen dann auch Medienauftritte dazu. Den Anfang machte Franz Posch mit seiner "Liabsten Weis". Der rief 1994 beim Peter an, ob sie sich denn zutrauten, in seiner nächsten Sendung aufzutreten. Ohne eine Sekunde nachzudenken sagte der am Stand zu. Der Kater kam postwendend: Die "Liabste Weis" ist eine Volksmusik-Wunschkonzert-Sendung. Jede der teilnehmenden Gruppen muss dazu 30 (dreißig!) Stücke bekanntgeben, die sie dann nach Publikumswunsch auswendig vortragen können muss. Und sie hatten bis dahin exakt null Komma null Volkslieder eingeübt!

Die Vorbereitung zur Sendung glich dementsprechend einem Parforceritt über den Bodensee: Gerade einmal zwei Monate verblieben bis zur Sendung. Der übermenschliche Aufwand hat sich letztlich aber mehr als gelohnt: In der Sendung erhielten sie für ihren tadellosen Vortrag jede Menge Applaus, und Volksmusik singen sie seither oft und gerne.

2005 rief dann eine sonore Männerstimme bei ihnen an: Sepp Forcher war dran und engagierte sie für seine beliebte "Klingendes Österreich"-Sendung. 2013 waren sie ein zweites Mal dabei. Voriges Jahr ist der Sepp gestorben, nur ein paar Wochen nach seiner Frau Helli, mit der er 65 Jahre verheiratet war. Eine Menge Verdienste hat er sich um die Renaissance echter Volksmusik bei einem großen Publikum erworben. Noch heute erzählen die drei mit Begeisterung, was für nette und bescheidene Leute der Sepp und die Helli waren.

Den Bass erfolgreich verhindert

Was ihr Geheimnis ist, warum sie so gut harmonieren, können sie selber nicht so genau sagen. Es hat sicher was mit den Stimmen zu tun. Zwei Frauenstimme und eine eher hohe Männerstimme, das passt einfach gut zusammen. Eine Zeitlang gab's am Anfang die Idee, noch einen Bass dazuzuholen. "Das hab ich erfolgreich verhindert" erzählt Peter  augenzwinkernd. Die relative Nähe der drei Stimmlagen macht mittlerweile ein akustisches Markenzeichen des Terzetts aus, mit einem Bass hätte das komplett anders geklungen. Und sie hatten offenbar auch Angst, dass ein Vierter die menschliche Harmonie zwischen ihnen durcheinanderbringen hätte können. "Wir kommunizieren fast nur über Augenkontakt, jede und jeder weiß genau und sofort, was gemeint ist und reagiert in Echtzeit". Ganz einfache, fast unmerkbare Zeichen geben sie sich dabei. "Wenn ich kurz an's Herz greife, dann bedeutet das beispielsweise mehr Ausdruck, mehr Wärme", erklärt Peter. (Sieht man übrigens sehr schön im Video weiter unten.)

Wobei: Mit der Irmgard kommunizieren sie beim Singen eigentlich weniger. Weil die ist von den dreien diejenige, die weniger mit ihnen, sondern vor allem mit dem Publikum kommuniziert und auf dieses fokussiert ist. Weil sie als Größte von ihnen ist und daher am dominantesten wirkt und vom Publikum auch so wahrgenommen wird. Die Irmgard ist - weil Deutschlehrerin - auch für die Texte zuständig. Wenn etwa ausländische Texte ins Deutsche übertragen oder ein fremder in den lokalen Weinviertler Dialekt "übersetzt" werden muss. Oder wenn "Gstanzln" gebraucht werden, die die anwesende Lokalprominenz aufs Korn nehmen.

Die Lisbeth wiederum ist Hauptzuständige für die Musikauswahl. Sie recherchiert in Archiven und Liedersammlungen, organisiert Noten und arrangiert sie bei Bedarf neu. Der Peter ist schließlich der Manager der Gruppe, er organisiert die Auftritte, macht die Medienarbeit und ist für die Vernetzung in der Kulturszene zuständig.

Jetzt nach der Corona-Zwangspause wollen sie zwar weitermachen, aber doch ein bisschen kürzer treten. Sie werden nicht mehr auf sämtlichen Kirtagen und Hochzeiten singen, sich auf die wichtigsten Konzerte konzentrieren. Die Lisbeth ist ja schließlich in Pension, die Irmgard grad im Sabbatical - und da hat man offenbar viel weniger Zeit als im Berufsleben, meinen beide lachend. Wegen der Enkelbetreuung zum Beispiel.

Jubiläumskonzert: am Vorweihnachtsabend

Den "Runden" feiert das 30jährige Terzett jedenfalls standesgemäß: Unter dem Titel "STILLEweihNACHT"  singen sie ihr Jubiläumskonzert am 23. Dezember in der Zistersdorfer Stadtpfarrkirche. Gemeinsam mit dem Klarinettenquintett des Musikvereins der Stadt Zistersdorf. Beginn: 17 Uhr. Irmgards Mann Klaus Geer wird dabei vorweihnachtliche Texte vortragen.

Links

Zistersdorfer Terzett
"aufhOHRchen"-Musikfestival
"Klingendes Österreich": Website, Wikipedia-Artikel
"Mei liabste Weis"
: Website, Wikipedia-Artikel
Sepp Forcher
: Wikipedia-Artikel
Franz Posch: Wikipedia-Artikel

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