Abschied von den alten Marktplatzgebäuden
DEUTSCH-WAGRAM. Der Abbruch der Marktplatzgebäude aus dem Jahr 1929 soll noch dieses Frühjahr erfolgen. Für viele Menschen war der Marktplatz ein wichtiger Teil ihres täglichen Lebens. Gemeinderätin Bettina Bergauer lud zu einem letzten Lokalaugenschein ein, um Erinnerungen auszutauschen.
Vor der Geschichtstafel erzählte Manfred Groß, Autor der Stadtchronik, die wesentlichen historischen Ereignissen rund um den Marktplatz. Dann erfolgte ein Rundgang, bei dem vor jedem Geschäftslokal Geschichten und Erinnerungen über dieses Lokal ausgetauscht wurden. Alte Fotos wurden auf die Schaufenster geklebt. Erinnerungen wurden wach an die Bäckerei, an die Gemüsehandlung, an das Milchhaus, an die Drogerie, an den Fleischhauer, an den Friseur, an das Schuhgeschäft, an die Papierhandlung, an den Romanbasar, an den Hutsalon, die schon vor vielen Jahren zugesperrt haben. Die Putzerei ist der einzige Betrieb, der bis heute offen ist. Auch der 24h Selbstbedienungsshop Landspeis war die letzten Jahre eingemietet. Die anderen, leerstehenden Geschäftslokale wurden teilweise Künstlern zur Nutzung überlassen. So hat sich der Marchfelder Kunsthaufen in den letzten fünf Jahren zu einem beliebten Künstlertreffpunkt, mit Vernissagen an denen regelmäßig 30-40 Leute teilnehmen, entwickelt. Gleich nebenan gab der "Alles in Öl"-Maler, Helmut Bartl, in seinem Atelier Kurse in Ölmalerei und Ausstellungen.
Viele ehemalige Geschäftsleute waren dabei, darunter die Friseurin Elfriede Plessl, die Gemüsehändlerin Gertrude Bartke und Nachfolger Franz Malek, Christina Rak vom Papierwarengeschäft und der Enkel des Fleischhauers Schnedl, sowie Freu Peter und Frau Jöchlinger. Auch Manfred Groß konnte von persönlichen Erinnerungen aus seiner Kindheit erzählen. Marianne Ertl spannte den Bogen von ihrem ersten Kontakt mit dem Bäcker als sie nach Deutsch-Wagram zog bis heute, wo sie die treibende Kraft beim Marchfelder Kunsthaufen ist und immer wieder Vernissagen am Marktplatz organisiert. Auch Stadtrat Andreas Latschka und Gemeinderat Heinz Bogner nahmen an der Veranstaltung teil.
Peter Ruzicka ermöglichte noch einmal einen Blick in die Papierhandlung Rak, deren Auslagen jetzt der Stadttheaterverein genutzt hat. Noch einmal konnten die Leute in den Innenhof, der vielen als grüne Oase in Erinnerung war. Im Kulturdepot, wo früher die Bäckerei Litschauer war, konnten man noch die originale Deckenbeleuchtung von damals bewundern. Die Leute unterhielten sich, wo früher die Budel gestanden ist.
Die sehr gelungene Veranstaltung klang im Studio Schiffer-Foto/WeinSinn auf der gegenüberliegenden Straßenseite bei intensive Gesprächen "wie es damals war" aus.
Bergauer möchte die Geschichten rund um den Marktplatz niederschrieben: " Nicht nur Daten und Fakten, sondern das Lebensgefühl, das damit verbunden war und das lässt sich besser in Erinnerung rufen, solange die Gebäude noch stehen", sagt sie. Bergauer freut sich über Ihren Anruf 0676 39 45 844 oder Ihre Email bettina.bergauer@gruene.at, wenn auch Sie Ihre persönliche Geschichte über den Marktplatz erzählen wollen.
Foto: schiffer-foto.com
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