Ärzte mit "Behinderungen"
Barrierefreie Zugänge zu Arztpraxen? Die Bezirksblätter haben sich in Gänserndorf umgeschaut.
BEZIRK. Das Ziel ist ein gemeinsames. Nur die Wege sind verschlungen.
Ärztekammer und Gebietskrankenkasse fordern gemeinsam mit dem Behindertenverband Barrierefreiheit in Niederösterreichs Arztpraxen - und zwar bis 2015.
Nur ein Bruchteil der 18.000 Ordinationen österreichweit sind mit dem Gütesiegel "barrierefrei" ausgestattet. Im Bezirk Gänserndorf dürfen sich nur wenige Kassenärzte damit schmücken.
Die Kosten für die Umbauten tragen die niedergelassenen Ärzte. Nach der Behindertenmilliarde 2010 steht aber nun kein Geld mehr zur Verfügung. Bei neuen Ordinationen oder Gruppenpraxen droht sogar der Verlust des Kassenvertrags. Besonders junge Ärzte sind von der Verordnung betroffen.
Einer dieser Ärzte ist Philipp Balga, der mit Ute Kren eine Gemeinschaftspraxis in Strasshof führt. "Wir haben den Bescheid bekommen, dass wir drei Jahre Zeit haben, die Ordination barrierefrei zu machen. Nur wie sagt uns keiner", beklagt sich der Allgemeinmediziner.
Derzeit arbeitet er in gemieteten Räumen im ersten Stock - ohne Lift. "Uns ist der Nachteil ganz klar und wir suchen eine Lösung", betont Balga. "Die Kassen präferieren Ambulanzen. Wir können jetzt keine neue Ordination bauen, wenn wir nicht wissen, ob es in fünf Jahren noch Kassenärzte gibt", spricht er die Ungewissheit unter den niedergelassenen Ärzten an. Die Richtlinien, was als barrierefrei gilt, werden laufend angepasst und sind äußerst vielschichtig. Das macht es umso schwerer, langfristig den Standard zu halten. Vieles ist gut gemeint, aber nicht zu Ende gedacht.
"Oft sind zwar die Zugänge barrierefrei, und dann ist die Behandlungsliege nicht höhenverstellbar", erzählt Paralympics-Zweite im Rollstuhl-Tischtennis, Doris Mader aus der Praxis. Natürlich wünscht sie sich mehr Rollstuhl-gerechtes Angebot, ist sich aber auch der damit verbundenen Kosten bewusst. "Viele bestehen-de Ordinationen kann man nicht so einfach umbauen." Ärztesprecher Gustav Kamenski vermutet, dass es zu einer "österreichischen Lösung" kommen wird: ein jahrelanges Provisorium.
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