Angerns Zeitbombe Teer tickt weiter
Die Sanierung des vergifteten Bodens verzögert sich
ANGERN. "Die sogenannte Sanierung kann man sich sparen, das Problem liegt tief unten, beim Grundwasser." Franz Hermann wohnt in der Angerner Siedlung, wo bis 1924 eine Teerfabrik stand. Mittlerweile ist das Fabriksgelände mit Einfamilienhäusern verbaut, mit Gärten und Pools statt Eisenbahnschwellen und Teerwannen. Die Wannen waren vor Jahrzehnten einfach zugeschüttet worden, die Giftstoffe sickern langsam ins Grundwasser. Das Wasser ist nicht nutzbar - nicht einmal zum Gießen.
Die Sanierung des Fabriksareals hat Prioritätsstufe 1, allerdings wählte man eine finanzsparende Lösung: Bis auf eine Tiefe von einem Meter soll der Boden ausgetaucht werden. "Das Gift ist im Wasser. Was nützt da die Kosmetik?", ärgert sich Hermann. Zudem verzögert sich jetzt die Sanierung, weil eine Baufirma gegen die Vergabe Einpspruch erhoben hatte.
Für Franz Hermann heißt es weiter Warten. Seine Frau hat Krebs. Ob ein Zusammenhang zum giftigen Boden besteht, auf dem die Hermanns seit 67 Jahren leben, will niemand bestätigen.
Auf der Webpage des Umweltbundesamts heißt es: Fast im gesamten Bereich des Altstandortes ist der Boden vor allem durch polyzyklische aromatische Kohlenwasser belastet, stellenweise kommt es sogar zu Teeraustritten an der Oberfläche. Durch die Nutzung des Altstandortes als Wohngebiet ist anzunehmen, dass es zu einer Schadstoffaufnahme der ansässigen Wohnbevölkerung kommt.
Der Altstandort stellt eine erhebliche Gefahr für die Gesundheit der Menschen und die Umwelt dar.
Altlastenkataster
Am Standort wurden Untergrundbelastungen mit polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK) und untergeordnet mit Mineralöl (MKW) sowie aromatischen Kohlenwasserstoffen (BTEX) und phenolischen Kohlenwasserstoffen festgestellt. Ausgehend von den Untergrundverunreinigungen hat sich im Grundwasser eine weitreichende Schadstofffahne mit PAK (v.a Naphtalin) und BTEX sowie untergeordnet mit heterozyklischen aromatischen und phenolischen Kohlenwasserstoffen sowie Arsen ausgebildet. Die abströmenden Schadstofffrachten sind sehr groß, mittel- bis langfristig ist keine signifikante Rückbildung der Schadstofffahne zu erwarten.
http://www.umweltbundesamt.at/umweltsituation/altlasten/verzeichnisse/altlasten3/niederoesterreich/n53/
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