Die „Delfine am Land“
Christine und Reinhard Popp haben mit ihrer Leidenschaft für Alpakas einen ganz neuen Lebensstil entdeckt.
NIEDERABSDORF. Am Ende der Gwandtlgasse grasen auf einer umzäunten Weide etwa zehn Exemplare einer für das Weinviertel höchst untypischen Tierart. Sie erinnern an Lamas, haben ein kuscheliges Fell und große neugierige Augen. Sofort fühlt man sich von ihrer originellen Ausstrahlung angezogen. Es sind die Alpakas von Christine und Reinhard Popp. Die beiden sind das, was man als „Aussteiger“ bezeichnet. Im Jahr 2008 haben sie sich dazu entschlossen, ihr Leben komplett zu verändern. Christine Popp erinnert sich: „Wir saßen im Garten und hatten immer wieder den Gestank von Pestiziden von unserem verpachteten Grund in der Nase. Deshalb suchten wir nach alternativen Nutzungsmöglichkeiten. Bei einem Urlaub in Salzburg sind wir zufällig einem Mann mit Alpakas begegnet. Es war buchstäblich Liebe auf den ersten Blick.“ Reinhard Popp absolvierte an der veterinärmedizinischen Universität die Ausbildung zur Fachkraft für tiergestützte Therapie. Seine Frau, die seit einer Zeckenschutzimpfung motorisch beeinträchtigt ist, lernte mit ihm mit. Drei Jahre lang arbeiteten sie weiterhin hauptberuflich als Buchhalterin und Techniker. Die Arbeit mit den Alpakas war einträglich und vor allem – sie machte viel Spaß. Daher kündigten sie ihre Jobs und machten ihre Leidenschaft zum Beruf.
Drei Standbeine
Zum Betrieb gehören: die Zucht und der Verkauf der Tiere, der Verkauf von Rohwolle und der eigene Hofladen mit hochwertigen Textilien und die tiergestützte Intervention. Vor allem wegen der therapeutischen Wirkung der Tiere reisen Menschen mittlerweile aus allen Bundesländern an. Reinhard Popp erklärt: „Alpakas sind gutmütig, verspielt, ruhig und sensibel. Sie wirken auf Menschen mit Traumatisierungen und körperlichen oder geistigen Beeinträchtigungen wie Autismus und Down-Syndrom ähnlich positiv wie Delfine oder Pferde.“ Die Vorteile des Alpakas sind die kaum gegebene Verletzungsgefahr, die Begegnung auf „Augenhöhe“, die fehlenden negativen Vorerfahrungen (z.B. Hundebisse) und die geringeren Kosten. Vor allem die positiven Erlebnisse mit den Klienten führten laut Reinhard Popp dazu, dass er und seine Frau ihre Entscheidung „noch keine Minute bereut“ haben.
Weitere Pläne
Ihre Erfahrung geben sie in Einsteigerseminaren an zukünftige Alpakahalter weiter. Die Zahl der Interessenten steigt stetig. Derzeit besteht der Betrieb aus 25 Tieren, die auf zwei Weiden gehalten werden. Da die Nachfrage laut Frau Popp „sehr groß ist“ (wobei ihr wichtig ist zu betonen, dass die Tiere nicht für den Verzehr verkauft werden), ist der Ausbau des Betriebes auf etwa 100 Tiere geplant. Am Ende des Besuches fühlt man sich um eine schöne Erfahrung bereichert, versteht, warum Gäste gern wiederkommen und nimmt die positive Energie von Christine und Reinhard Popp mit nach Hause – zwei Weinviertler Idealisten, die mit beiden Beinen fest auf dem Boden stehen. Info: 0664/73294313 oder www.weinviertel-alpaka.at.
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