Die Retterin von Gänserndorf
Zivilcourage bewies eine 21-jährige Grazerin: Sie rettete eine Frau auf den Bahngleisen vor dem Zug.
GÄNSERNDORF. Mittwoch, 17 Uhr. Die junge Praktikantin Melanie Steinscherer hat ihren Arbeitstag beendet und wartet am Bahnhof auf den Zug, um nach Hause zu fahren. Vereinzelt warten Menschen am Bahnsteig, unter anderem ein merkbar illuminiertes Pärchen.
Was dann geschah, bleibt der Grazerin wohl ewig in Erinnerung: Die beeinträchtigte Frau fällt auf die Geleise, bleibt bewusstlos liegen. Melanie läuft zur Verunglückten, spricht den Begleiter an, ob er nicht helfen möchte. "Der Mann blieb stehen, zündete sich eine Zigarette an und sagte nur, dass sie selber schuld sei und er sich nicht wegen ihr in Gefahr bringen werde", erzählt Melanie schockiert.
Die junge Frau fasst sich ein Herz, springt ebenfalls auf die Gleise, um der Frau zu helfen, sie zurück auf den Bahnsteig in Sicherheit zu bringen. Die reglose Frau ist zu schwer für die 21-Jährige. Sie schafft es nicht. Ein junger Mann eilt ihr zu Hilfe. Da kommt die Durchsage: "Achtung, Zug fährt durch". Erst in diesem Moment begreift Melanie, dass auch ihr Leben in Gefahr ist. Gemeinsam schaffen es die beiden, die Frau und sich selbst noch aus der Gefahrenzone zu bringen, bevor der Zug durchfährt.
"Ich habe mir gar nicht viel überlegt und bin einfach runtergehüpft, um zu helfen. Davor habe ich natürlich schon geschaut, ob ein Zug kommt, aber man kann die Frau ja nicht einfach so liegen lassen", beschreibt die junge Grazerin, was sie in diesen Momenten gefühlt hat. Die Reaktion des Begleiters kann sie in keiner Weise nachvollziehen.
Rettung und Polizei werden alarmiert. Die Frau wird ins Krankenhaus gebracht. "Ihr Freund wollte sie nicht einmal ins Krankenhaus begleiten", ist Melanie Steinscherer immer noch sprachlos über diese Ignoranz.
Karina Seidl
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