Windräder
Energie-Keiler mit windigen Tricks unterwegs
BEZIRK GÄNSERNDORF. Das Geschäft mit der Windenergie ist so lukrativ wie noch nie, dank der Preissprünge am Strommarkt bescheren die erneuerbaren Energien den Betreibern unerwartet hohe Gewinne. Der Windrad-reichste Bezirk Österreichs - Gänserndorf - bekommt das steigende Interesse der Betreiber am Errichten neuer Anlagen gerade deutlich zu spüren.
"Aktuell sind wieder Verkäufer zweier Windradfirmen in einigen Gemeinden unterwegs, um Grundeigentümern zu Vertragsabschlüssen zu überreden – und dies teilweise sehr ,aktiv', informiert Bezirksblätter-Leser Thomas Galos aus Kollnbrunn. "Es kann nicht sein, dass hier seitens der Windradbetreiber Druck auf die Gemeinde aufgebaut wird. Einzelne Eigentümer sollten nicht über massive Auswirkungen einer ganzen Gemeinde und der Kleinregion entscheiden dürfen. Mit Tourismus und Lebensqualität der Bevölkerung wird es dann im ,Windradviertel' zunehmend schlechter."
Außerhalb der Windrad-Zonen
Bürgermeister Kurt Jantschitsch bestätigt das Vorgehen der Keiler. "Die versuchen, über Vereinbarungen, die sie mit Eigentümern abschließen, die Gemeinden zu nötigen." Vor etlichen Jahren legte man in Niederösterreich in Abstimmung mit den Gemeinden Windrad-Zonen fest, also jene Flächen, die für Windkraftanlagen theoretisch geeignet sind. Bad Pirawarth hat keine entsprechende Zone, in Kollnbrunn ist lediglich eine kleine Fläche für zwei Anlagen zoniert, ungeachtet dessen versuchen die Keiler bei Grundeigentümern ihr Glück. "Die hoffen darauf, dass die Gemeinde dem Druck nachgibt und umwidmet", sagt Jantschitsch, der diese Geschäftsmethoden klar zurückweist. Stattdessen möchte er mittels Befragung die Stimmung in der Gemeinde ausloten, bevor weitere Schritte gesetzt werden.
Nationalratsabgeordnete Angela Baumgartner, Bürgermeisterin von Sulz, hält sich in Sachen Keiler mit Kritik nicht zurück: "Weder lasse ich es zu dass auf die Grundeigentümer noch auf die Gemeinde Druck ausgeübt wird." Sie habe deutlich gemacht, dass jedes Unternehmen, das ohne Absprache mit der Gemeinde auf Unterschriftenfang gehe, jegliche Chancen auf weitere Zusammenarbeit mit der Gemeinde verspielt habe. "Ich habe die Betreiberfirmen aufs Gemeindeamt zitiert und die Situation klargemacht. Mit meinem damit zementierten Ruf als schwierige Verhandlungspartnerin kann ich gut leben". Auch in der Gemeinde Sulz stehen bislang keine Windräder.
Hier geht's zur Meinung der Redaktionsleiterin: Das Märchen vom Strom
Windenergie in Zahlen
Die Pacht für das Windrad beträgt im Jahr durchschnittlich 5 bis 6.000 Euro, die Verträge laufen für 15 Jahre. Im Bezirk Gänserndorf sind 237 Windkraftanlagen mit einer Leistung von 571 MW in Betrieb. (Quelle: Amt der Landesregierung, Stand 12/2020)
In Hollabrunn sind drei Anlagen mit 4 MW in Betrieb, im Bezirk Korneuburg 36 Anlagen mit 55 MW und in Mistelbach 152 Anlagen mit 357 MW. Allein am Hügel im Raum Dürnkrut-Götzendorf-Loidesthal stehen 50 Windräder.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.