"Frankreich 1944, als mein Vater starb"

Elisabeth und Andreas Kirchner mit Wilhelm Myslivcek am Grab in Andilly in Frankreich. | Foto: privat
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  • Elisabeth und Andreas Kirchner mit Wilhelm Myslivcek am Grab in Andilly in Frankreich.
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GROSS-ENZERSDORF/NANCY. "Es war ein unglaublich bewegender Moment." 70 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges, 71 Jahre nach dem Tod seines Vaters, stand Wilhelm Myslivcek erstmals an dessen Grab. In Andilly bei Nancy, Frankreich. Der Vater, Wilhelm Myslivcek sen., war am 12. September 1944 im 31. Lebensjahr gefallen. Zu Weihnachten 1943 hatte der Groß-Enzersdorfer seinen Vater zum letzten Mal gesehen. "Da war ich vier Jahre alt", sagt er. Nach dem Weihnachtsurlaub musste der Soldat nach Russland, seine Sprachkenntnisse wurden ihm zum Verhängnis. "Wie man an unserem Familiennamen unschwer erkennt, haben wir tschechische Vorfahren. Mein Vater konnte slawische Sprachen und hat mit den Gefangenen gemeinsam Lieder gesungen." Er wurde daraufhin an die Front nach Frankreich strafversetzt. "Mein Vater wusste, was auf ihn zukam. Er schrieb an meine Mutter: ,Ich werde wohl nicht mehr heimkommen'."
Im September erhielt die fünffache Mutter einen Brief von einem französischen Pfarrer. Er schrieb ihr vom Tod des Ehemannes, Wilhelm Myslivcek war an einem Bauchschuss gestorben.
Die Witwe blieb mit fünf Kindern allein, bis vor wenigen Wochen wusste sie nicht mehr über den Tod ihres Mannes als die paar Zeilen des Pfarrers. Die wenigen Fotos vom Vater hatte ein Bruder von Wilhelm Myslivcek junior verwahrt. Als dessen Wohnung abbrannte, gingen auch diese Erinnerungen verloren. Ein einziges Foto hat er gerettet. Ernst blickt der junge Feldwebel in die Kamera.
70 Jahre nach Kriegsende wurde nun der Urenkel des Gefallenen aktiv, Andreas Kirchner wollte mehr über die Geschichte seiner Familie erfahren und begann zu recherchieren. Über den "Volksbund deutscher Kriegsgräberstätte" machte er das Grab seines Urgroßvaters ausfindig. In der deutschen Kriegsgräberstätte Andilly liegen 33.085 Gefallene begraben.
Gemeinsam mit seiner Tochter Elisabeth und Enkelsohn Andreas stand Wilhelm Myslivcek vor wenigen Tagen erstmals am Grab seines gefallenen Vaters.

Elisabeth und Andreas Kirchner mit Wilhelm Myslivcek am Grab in Andilly in Frankreich. | Foto: privat
Das einzige Erinnerungsfoto an den Vater: Feldwebel Wilhelm Myslivcek. | Foto: privat

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