Talentecheck für Jugendliche
Initiative zukunft.lehre.österreich will bessere Berufsorientierung
NÖ. Jedes Jahr stehen tausende 13- bis 14-Jährige vor einer richtungsweisenden Entscheidung: „Was soll ich nach der 8. Schulstufe machen? Und welchen Beruf möchte ich einmal ausüben?“ Die richtige Wahl zu treffen, fällt oft schwer.
Die Experten Lukas Mang, Leiter Talente-Check Salzburg, Susanna Öllinger, Bundesschulsprecherin, Andreas Breitegger, Schuldirektor, Mario Derntl, Geschäftsführer der Lehrlingsinitiative z.l.ö, und Renate Scheichelbauer-Schuster, Bundesspartenobfrau Gewerbe und Handwerk WKÖ,präsentierten ihren Lösungsvorschlag zur Orientierungshilfe und ihre Forderungen an Bundesminister Faßmann.
Talente-Checks, Potenzialanalysen und Praxistage
Talente-Checks und Potenzialanalysen können den ausschlaggebenden Input zur Orientierung geben. „Vielen Jugendlichen ist nicht bewusst, was sie gut können, wo ihre Potenziale liegen. In Salzburg bieten wir bereits niederschwellige Talente-Checks an, an denen 88 Prozent der Pflichtschülerinnen eines Jahrgangs teilnehmen“ berichtet Lukas Mang, Leiter Talente-Check Salzburg, aus der Praxis. Dabei wird immer geachtet, dass die Analyse ergebnisoffen erfolgt und im Idealfall die Erziehungsberechtigten ebenso bei einem Beratungsgespräch zur Bekanntgabe der Ergebnisse mit dabei sind.
Ebenfalls aus der Praxis berichtet Renate Scheichelbauer-Schuster, Vizepräsidentin der Lehrlingsinitiative z.l.ö. und Spartenobfrau Gewerbe und Handel der WKÖ, die in ihrem Betrieb seit Jahrzehnten Lehrlinge ausbildet: „Jeder junge Mensch sollte seine Talente und Begabungen kennen und richtig einsetzen. Denn jeder, der in seinem Job unglücklich ist, ist einer zu viel. Mit den Talente Checks der Wirtschaftskammern erreichen wir schon rund 70 Prozent der 13- und 14-Jährigen eines Jahrgangs. Unser Ziel sollte aber sein, dass jeder junge Mensch die Bildungs- und Berufswahl trifft, die seinen Begabungen und Interessen am besten entspricht. Davon hat jeder etwas: der junge Mensch persönlich, das Unternehmen und der Wirtschaftsstandort Österreich.“
Talente-Checks könnten die Uni-Abbruchquoten senken
Der Wunsch der Expert:innen ist es, dass alle Jugendlichen in Österreich die Möglichkeit haben, Talente-Checks und Potzenzialanalysen im Rahmen der schulischen Bildungs- und Berufsorientierung machen zu können, unabhängig von ihrem gewählten Schulzweig. Überdies ist das praktische Erleben der unterschiedlichen Berufe und Bildungszweige wichtig. Dass die Coronapandemie beides auch noch erschwerte, zeigt eine im Frühjahr durchgeführte Studie unter Schüler:innen, Eltern und Lehrer:innen, in der alle bestätigen, dass die Bildungs- und Berufsorientierung zurzeit stark vernachlässigt wird und Schnuppermöglichkeiten zu wenig bekannt sind.
40 Prozent Studienabbrecher
„In der AHS gibt es im Bereich der Bildungs- und Berufsorientierung noch Ausbaupotenzial. Die bestehenden Angebote unterstützen die Schüler:innen aktiv beim Erwerb von ‚Laufbahngestaltungskompetenzen‘. Die Abbruchquoten von Schüler:innen, die ein Universitätsstudium beginnen, sind immer noch bei knapp 40 Prozent und das könnte man verhindern“ beschreibt Schuldirektor Andreas Breitegger die aktuelle Situation in den Schulen.
Dem stimmt auch Bundessschulsprecherin Susanna Öllinger zu: „Bildungs- und Berufsorienterungsunterricht sollte nicht weiter als Anhängsel zum regulären Unterricht behandelt werden, dafür ist es zu wichtig.“ Und setzt fort: „Uns ist besonders wichtig, dass Jugendliche auch über den Tellerrand der bekannten Bildungs- und Berufsmöglichkeiten hinausblicken, es gibt mehr als das Gymnasium. Talente-Checks können hier Orientierung geben.“ Sie greift damit auf, was Mario Derntl mit der Lehrlingsinitiative zukunft.lehre.österreich persönlich vertritt: „Es ist nicht der Sinn und Zweck von Talente-Checks, mehr Schüler:innen in eine Lehre zu drängen, aber oft gibt es eine individuell bessere Alternative.“
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