Jüngstörche hungern bis zum Tod
MARCHEGG (rm). Entsetzt über die zahlreichen Todesfälle unter Jungstörchen in der Storchenkolonie Marchegg ist Gerhard Maywald, der seit über 30 Jahren über die Geschicke der Tier wacht. „Seit über einem Jahr wurde die Futterwiese rund um die Kolonie nicht gemäht und daher den Störchen die Grundlage für die Nahrungsaufnahme entzogen.“ empört sich Maywald. Störche wagen sich aus Angst vor Feinden, die sich dort verstecken können, nicht ins hohe Gras. Bis in die Slowakei begeben sich die Tiere auf Müllhalden, um Futter für ihren Nachwuchs zu suchen. Zehn bis 15 Jungstörche sind nachweislich bereits verendet, wie viele es tatsächlich waren, kann man nur erahnen. Etliche Horste stehen leer, die Störche, die sie bewohnten, sind nach dem Tod des Nachwuchses abgewandert oder selber verendet. Um den Vögeln eine Futtersuche zu ermöglichen und für Jungtieren einen Platz für Flugversuche zu schaffen, stampfte Maywald etwa 200 m² Wiese flach. „Ohne Futter und Flugtraining wird die Reise nach Afrika im September eine Katastrophe“ fürchtet der Storchenvater.
„Wegen des heurigen Hochwassers war es, wegen Schlamm und den zu befürchtenden Traktorspuren konnte noch nicht gemäht werden“ erklärt Gerhard Egger vom WWF. Später habe man nicht mähen können, weil man sonst dir Heuschreckenkulturen, die die Störche zum Überleben brauchen, zerstört hätte. Im September werde die Wiese gemäht und gehäckselt, um sie für das kommende Jahr vorzubereiten.
Die Wiese im September zu mähen helfe den Störchen heuer nichts mehr, meint Maywald, weil ja die Tiere in Kürze abfliegen würden. „Da sie hier für nächstes Jahr keine Futterstelle mehr vermuten, ist es unsicher, wie viele Storchenpaare zurückkehren werden“ ist er überzeugt.
Für eine Tierquälerei, unter Umständen mit Verstümmelung, teilweise sogar mit Todesfolge, hält Maywald die Beringung von Jungstörchen durch den WWF. „Das sind unnötige Strapazen für die Vögel“ meint er. Und es bringe nicht wirklich etwas, da die Jungtiere bis zur Geschlechtsreife in Afrika bleiben und ihr Aufenthaltsort, dessen Bestimmung ja der Sinn sein sollte, drei bis vier Jahre lang nicht festgestellt werden könne. Und bis zu diesem Zeitpunkt seien die meisten Tiere durch den Ring verkrüppelt oder gar schon verendet.
Karin Donnerbaum vom WWF, für das Beringungsprojekt zuständig, war trotz mehrerer versuchter Kontaktaufnahmen nicht zu erreichen.
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