Kritik an Lasseer Projekt
Radweg-Planer stolpern über Kaiseradler
Der geplante Stempfelbach-Radweg führt an einem Adlerhorst vorbei. Ein Umstand, der für Kritik sorgt.
LASSEE. Jedem Straßenbauprojekt seine Gegnerschaft. Dass Pläne für Autobahnen, Schnellstraßen und Umfahrungen bei Naturschützern grundsätzlich auf Widerstand stoßen, ist Usus, bei Radwegen aber selten. Noch dazu, wo es sich beim Lasseer Radweg um keine Touristen-Zweiradautobahn, sondern um einen kleinen, lokalen Radweg handelt.
Dennoch verlangt Rechtsanwalt Wolfgang List - unter anderem Rechtsvertreter der S 8-Schnellstraßengegner - die Einstellung des Projekts und fordert eine naturschutzrechtliche Prüfung. Er vertritt Günter Breuer, Landwirt und Bürgerlisten-Gemeinderat aus Lassee. Argumentiert wird mit der Gefährdung des Kaiseradlers. Am Wegesrand des zukünftigen Stempfelbach-Radwegs, auf einer Pappel, befindet sich nämlich ein Adlerhorst und laut Niederösterreichischem Naturschutzgesetz sind "Störungen an den Lebens-, Brut- und Wohnstätten der vom Aussterben bedrohten Arten verboten". Nach der Rechtsmeinung von List führe der geplante Radweg zu ebendieser Störung.
"Es geht hier um Zerstörung von Lebensraum, und das nicht nur durch die Bauarbeiten für den Weg, sondern auch durch die vielen Radfahrer", untermauert Breuer seine Kritik. Als Lösung schlägt er eine kürzere Verbindung von A nach B - also von Untersiebenbrunn nach Lassee vor, abseits des Lebensraums des Kaiseradlerpaares.
Baubeginn im Herbst
Bürgermeister Roman Bobits will nun die rechtliche Klärung abwarten. Der Fall liegt bei der Umweltanwaltschaft, die entscheidet, ob eine Naturschutzprüfung notwendig ist. "Wenn dies der Fall ist, wird der strittige Teil der Strecke von Untersiebenbrunn bis Lassee vorläufig ausgespart. Der Rest des Weges soll ab Herbst gebaut und 2022 fertiggestellt sein."
Die Radroute von Untersiebenbrunn bis Schloss Hof, wo sie in den KTM-Radweg mündet, wird seit fünf Jahren geplant, sie führt im umstrittenen Abschnitt auf dem bestehenden Stempfelbach-Begleitweg, der seit 1991 von der Marchfeldkanal-Betriebsgesellschaft für Kontroll- und Instandhaltungsarbeiten befahren wird. Die Route wird nicht asphaltiert, jedoch muss auf einigen Abschnitten, wie auch jenem bei Lassee, der Unterbau erneuert werden.
Der Gemeinde liegt ein Schreiben der Bezirkshauptmannschaft vom 31. Mai vor, in dem bestätigt wird, dass keine Naturverträglichkeitsprüfung notwendig sei. Just im Mai hatte das Kaiseradlerpaar beschlossen, die Pappel als Nistplatz zu wählen. Und vor zehn Tagen erhielten die Gemeinden die schriftliche Zusage für die Radweg-Landesförderung. "Artenschutz ist mir wichtig, ich bin bereit, die optimale Lösung mitzutragen", zeigt sich Bürgermeister Bobits pragmatisch.
Der Biologe Rainer Raab ist um eine Lösung bemüht. "Ja, der Kaiseradler ist sehr störungssensibel, er mag keine Menschen", bestätigt er. Ein Kompromiss wäre jedoch möglich, im Brutbereich könne der Radweg mit wenig Aufwand verlegt werden. "Aus fachlicher Sicht ist das kein Problem, ich werde mich jedenfalls noch mit Birdlife abstimmen", versichert Raab.
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