Autorin Eva Rossmann im Interview
"Schreiben wird für mich nie zur Routine"

Die Autorin Eva Rossmann plauderte mit den Bezirksblättern beim Weingut Döllinger in Auersthal über ihr neues Buch "Fine Dying".
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  • Die Autorin Eva Rossmann plauderte mit den Bezirksblättern beim Weingut Döllinger in Auersthal über ihr neues Buch "Fine Dying".
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Am 29. August erscheint der neue Krimi der Auersthaler Autorin Eva Rossmann. Seit mittlerweile 24 Jahren lässt die Weinviertlerin in ihren Romanen die Journalistin Mira mit ihrer Freundin Vesna ermitteln. Ihr aktueller Fall führt die zwei Frauen ins Weinviertel. Wir haben Eva Rossmann zum Interview gebeten, um mit ihr über ihren neuen Kriminalroman zu sprechen.

WEINVIERTEL. Zwanzig Jahre nach dem Erscheinen des Gastronomiekrimis "Ausgekocht" begibt sich Eva Rossmann nun abermals mit ihrem neuen Kriminalroman "Fine Dying" in die Untiefen der Spitzengastronomie. Die passionierte - und auch ausgebildete - Köchin lässt die Journalistin Mira Valensky und die Putzfrau und Unternehmerin Vesna Krajner im Weinviertel nach dem Mörder eines syrischen Hilfskoches suchen. Dabei dringen die beiden beinahe zu weit in die Welt der Künstlichen Intelligenz vor.

BEZIRKSBLÄTTER: 1999 ist unter dem Titel "Wahlkampf" der erste Mira Valensky Krimi erschienen. Ist Ihre Beziehung zu Mira Valensky und ihrer Freundin Vesna Krajner heute immer noch so wie vor 24 Jahren oder hat sie sich verändert?
Eva Rossmann: Ich hoffe doch, dass sich unsere Beziehung weiterentwickelt hat und dass Mira und Vesna das auch so sehen. Wir kennen uns um 24 Jahre länger und das entwickelt Beziehungen. Wir sind zwar nicht immer einer Meinung, aber genau dieser Aspekt ist wichtig. Und die persönlichen, aber besonders auch die gesellschaftlichen Lebensereignisse schweißen zusammen - und genau um diese gesellschaftlichen Themen geht es immer in meinen Büchern.

Ist es für Sie - nach dem Erscheinen von 21 Krimis - immer noch aufregend ein Buch "auf die Welt" zu bringen?
Man sollte meinen, dass das Schreiben und Veröffentlichen von Büchern für mich schon Routine sein müsste - ist es aber nicht. Der Prozess fühlt sich für mich jedes Mal neu an. Mein Mann amüsiert sich mittlerweile sehr über mich, wenn ich mit der ersten Fassung eines neuen Krimis beginne. Ich erkläre ihm dann, dass der aktuelle Roman wahrscheinlich nur 100 Seiten haben werde, mehr gehe sich einfach nicht aus. Das mache ich nun seit etwa zwanzig Jahren bei jedem neuen Buchprojekt. Und dann entstehen fast immer zwischen 250 und 300 Seiten. Man sollte außerdem glauben, dass ich mittlerweile weiß, wie sich Figuren verhalten, dass ich sie analysieren kann. Doch bei all den Fakten, die ich recherchiere: Das, was das Leben ausmacht, kommt dann doch aus mir - und das ist eben jedes Mal neu und aufregend. Zum Glück, denn Routine ist das Schlimmste, was einem passieren kann, wenn man kreativ arbeitet.
Auch auf die Präsentationen meiner Bücher freue ich mich immer sehr und feiere das gerne auch mit anderen Menschen. Besonders die Vorpremiere bei den Döllingers in Auersthal ist für mich genau das richtige Fest, um mein Buch der Welt zu zeigen.

Seit 2006 sind Sie Weinviertel Botschafterin und auch der neue Kriminalroman "Fine Dying" spielt zu einem großen Teil im Weinviertel. Was macht für Sie den Reiz dieser Region aus? Was sind die besonderen kulinarischen Spezialitäten?
Den Reiz am Weinviertel machen für mich vor allem die Menschen aus. Ich glaube, dass die Weinviertlerinnen und Weinviertler sehr offene und aufgeschlossene Menschen sind - auch wenn manchmal etwas anderes behauptet wird. Wenn man den Leuten auf Augenhöhe begegnet, kann man sehr gut zusammenarbeiten. Ich empfinde mich selbst inzwischen als Weinviertlerin, obwohl ich in Graz geboren und aufgewachsen bin. Hier fühle ich mich daheim, in aller Vielfalt und in aller Unterschiedlichkeit. Auch die hügelige Landschaft und natürlich der gute Wein sprechen für sich. Inzwischen kommt aber auch die kulinarische Komponente hinzu. Die jüngere Generation hat einfach schon einen weiten Horizont entwickelt. Spezialitäten gibt es hingegen wenige, die spezifisch weinviertlerisch sind. Es gibt eine Speise, die komplett in Vergessenheit geraten ist, nämlich Buchteln mit Fisolen. Das ist ein Gericht der 50er, 60er Jahre, das es nur im Weinviertel gegeben haben dürfte. Süße Buchteln, zum Teil mit Marmelade gefüllt, mit eingebrannten Fisolen - beides wurde gleichzeitig gegessen. Es war nahrhaft und schnell zu kochen und zu essen. Und danach gingen die Männer gleich wieder aufs Feld. Wir haben dieses Essen beim Buchinger im Gasthof zur Alten Schule in Riedenthal schon ein paar Mal gekocht. Und ohne Marmelade schmeckt es wirklich gut.
Was mir besonders wichtig ist, ist das zu nehmen, was in der Region wächst. Wir haben hier im Weinviertel zum Teil noch kleinstrukturierte, überschaubare Landwirtschaft, was ich persönlich gut finde. Und was meiner Meinung nach auch die Zukunft der Lebensmittelproduktion ist. Weg von riesigen Einheiten, hin zum Kleinen, Überschaubaren und Unmittelbaren. Ich kaufe fast nur in den Hofläden in Auersthal und in der Umgebung. 

Was hat Sie veranlasst in Ihrem aktuellen Krimi über Künstliche Intelligenz in den Restaurantküchen zu schreiben?
In erster Linie ist dieses Buch ja ein Gastronomiekrimi. Zwanzig Jahre, nachdem ich "Ausgekocht" geschrieben hatte, war es einfach Zeit für mich die Veränderungen in den Restaurantküchen Revue passieren zu lassen. Gewisse Dinge sind ja gleich geblieben, so wie der unmittelbare Stress und Druck aber auch die Liebe, aus Lebensmitteln etwas zu schaffen, und die Anerkennung, die ein Koch oder eine Köchin braucht. Andererseits hat sich wahnsinnig viel verändert. Wir wissen, Arbeitskräfte sind mittlerweile Mangelware und KI zieht überall ein. Und das war die Grundlage zu meinem neuen Buch. Ich habe auch wieder das gleiche Lokal gewählt wie damals, das "Apfelbaum". Dort siedle ich einen wichtigen Teil an. Manninger, der Koch, ist noch immer gut drauf, aber schon ein wenig in die Jahre gekommen.

Wie schätzen Sie die Zukunft der KI in den Küchen ein und wie wichtig ist es für den Genussfaktor, dass es in der Gastronomie weiterhin richtig "menschelt"?
KI kann einiges, ich bin absolut keine Feindin davon. In der Gemeinschaftsverpflegung wird sicher noch mehr KI kommen. Alles, was simpel ist, wo es immer die gleichen Zutaten in immer in gleicher Größe gibt, lässt sich mechanisieren. Ich versuche in meinem Buch zu beschreiben, dass es dort, wo es um Kreativität oder den Kick des Moments geht, keine KI geben wird. Wenn etwas nicht messbar ist, kann es von einer Künstlichen Intelligenz nicht umgesetzt werden. So wie im Jazz, wo es um minimale Verzögerungen geht, die das gewisse Etwas ausmachen, ist es auch beim Würzen. Denn wann ist etwas geschmacklich unglaublich gut? Wenn es genau jetzt passt. Und da kann man noch so sehr versuchen, Gerichte in ihre Einzelteile zu zerlegen, den passenden Geschmack für den Moment wird man mit einer KI nicht hinbekommen. Da geht es ums Feeling! Wir brauchen uns nicht fürchten. Das Genormte ist ganz praktisch, kann aber nie die wirkliche Lebensqualität sein. Es braucht das Unerwartete und das Kreative, einen anderen Blick als nur den Standardblick. 

Das Gasthaus zur alten Schule in Riedenthal und dessen Inhaber Manfred Buchinger sind Vorbilder des Gasthauses Apfelbaum und des Kochs Manniger. Wieviel Buchinger steckt denn in Manninger?
Als ich damals "Ausgekocht" zu schreiben begonnen hatte, war mir nicht einmal beim Namen bewusst, dass Buchinger und Manninger so gleich klingt. Erst als die Rohfassung fertig war und mein Mann zu lesen begann, machte er mich darauf aufmerksam. Auch vom Typ her sind sich die beiden Köche ähnlich. Und vieles, was mir Buchinger von seinem irren Lebenslauf als Koch erzählt hat, habe ich dem Manninger umgehängt.

Auch Manfred Buchinger hatte einen syrischen Koch angestellt. Kam Ihnen diese Tatsache für Ihren Plot entgegen?
Ja, das hat gut gepasst. Ich bin immer noch mit Hussam gut befreundet, er arbeitet mittlerweile im Hotel InterContinental. Ohne Deutschkenntnisse und ohne Kochausbildung kam er nach Österreich und hat es mit seinem starken Willen und Durchhaltevermögen geschafft, sich ein neues Leben aufzubauen. Nicht jammern und verzweifeln, sondern harte Arbeit hat Hussam an sein Ziel gebracht. Er ist jedoch nicht eins zu eins der Typ, der in meinem Buch vorkommt. Das mache ich prinzipiell nicht bei meinen Figuren. Aber ich habe durchaus von Hussams Biografie einiges übernommen und auch von dem, was er mir erzählt hat. Die Hauptfigur Esat ist wohl eine Mischung aus mehreren Syrern, die ich kenne. 
Ich glaube, dass es wichtig ist, über die Menschen, die jetzt auch bei uns leben und Teil unserer Gesellschaft sind, zu erzählen. Und zwar unaufgeregt zu erzählen. Sie sind keine Helden, aber auch nicht so viel anders als wir. 

2007 wurde 'Mira kocht' veröffentlicht, 2019 folgte "Entspannt kochen" und 2021 erschien "No Stress - Mira kocht". Ist ein weiteres Kochbuch in Planung?
Nein, in Planung nicht, aber es kommt sicher. Ich hatte auch das letzte Kochbuch nicht geplant, es ist in der Pandemie passiert. Ich hatte damals nicht den Kopf frei für einen nächsten Krimi. Aber ich war jeden Abend daheim und habe gekocht und daraus ist die Idee für mein letztes Kochbuch entstanden. Mal sehen, wie das nächste entstehen wird!

Die letzte Frage, die wohl alle Ihre Fans brennend interessiert: Darf Mira Valensky 2024 weiter ermitteln?
Sie darf sicher weiter ermitteln. Ob sie es auch wird, lasse ich mir offen. Wenn es nächstes Jahr keinen neuen Roman gibt, ist es für mich auch nicht schlimm. Wenn ich recht überlege, sage ich jedoch auch das jedes Jahr - und dann kommt doch wieder ein neues Buch. Mein Mann ist immer der erste, der sich meine Überlegungen anhören muss. Dann erzähle ich ihm, dass das aktuelle Buch eh so gut gelungen sei, da könnte ich ruhig zwei Jahre Pause mit dem Schreiben machen. Spätestens im Winter reizt es mich dann doch wieder - und Themen, über die man schreiben kann, gibt es ja schließlich immer.

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