Weinviertelleitung eröffnet
Unübersehbare Energiewende - die neue Stromautobahn

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Raus aus Öl und Gas, darin sind sich alle einig. Über die Alternativen herrscht Uneinigkeit. Im Weinviertel eröffnete man jedenfalls am Montag die Starkstromleitung, die den vor Ort erzeugten Strom verteilen wird. Entsprechend der Strategie des Landes sollen Wind- und Sonnenenergie-Produktion erweiterte werden somit ist auch der Ausbau der Umspannwerke im Weinviertel geplant.
WEINVIERTEL. "Der Wind weht, die Sonne scheint, die Stromleitung brutzelt, es ist angerichtet." Die Bedingungen bei der Eröffnung der APG Weinviertelleitung im Neusiedler Umspannwerk hätten für die Produktion von erneuerbarer Energie nicht besser sein können. Die 1.200 Megawatt, die hier transformiert werden, hört man. Und es sollen noch mehr werden, denn in einer zweiten Ausbaustufe sind 2.700 Megawatt geplant. Und die APG will in den nächsten zehn Jahren mindestens vier Milliarden Euro in weiteren Ausbau investieren.

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Die Vorstände von EVN und APG sowie Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner schworen die Eröffnungsgäste einhellig auf die wachsende Energie-Infrastruktur ein. "Das hier ist die Energiewende und wir alle müssen akzeptieren, dass sie sichtbar sein wird", sagte Gerhard Christiner, Vorstand der APG. Die 380kV Leitung und ihre Masten sind über 62 Kilometer gut sichtbar, ebenso wie die Windräder - 1.300 sind es in Österreich, davon 750 in Niederösterreich, wovon wiederum die meisten im Weinviertel errichtet wurden. Dazu kommen in Zukunft Photovoltaik-Großanlagen, für die gerade die Zonierung, wie vor einigen Jahren die Zonenpläne für Windkraft, zur Begutachtung aufliegen.
"Tempo, Tempo, Tempo - wir müssen beim Ausbau der Erneuerbaren schneller und unbürokratischer werden", unterstrich Mikl-Leitner. Photovoltaikanlage bis zu einem Megawatt Leistung sollten genehmigungsfrei errichtet und gefördert werden. "Es ist mir unverständlich warum von 54.000 Anfragen ans Ministerium für PV-Anlagen 40.000 abgelehnt wurden."
Flexibler Energiefluss
Mit dem Neusiedler Umspannwerk und der Weinviertelleitung dreht sich der Energiefluss. "Nun versorgt das Weinviertel ganz Niederösterreich mit Strom", sagt EVN-Vorstandsdirektor Franz Mittermayer. Allerdings nur zu guten Zeiten, also dann, wenn Strom produziert werden kann. "Mit den Erneuerbaren wird Energieaustausch mehr Bedeutung bekommen, denn die Stromproduktion schwankt und die Energie muss flexibel fließen", meint Mittermayer. "Wir werden auf Nordseestrom angewiesen sein und umgekehrt."
Denn zu den größten Herausforderungen der erneuerbaren Energie gehören Konstanz und Sicherheit. 8.750 Stunden hat das Jahr, Windenergie wird davon 3.000 Stunden lang erzeugt, Sonnenstrom 1.000 Stunden. Im Winter weniger als im Sommer. Diese Schwankungen müssen ausgeglichen werden - allerdings möglichst nicht über Gaskraftwerke mit fossiler Energie. 70 Prozent unseres Stroms werden mit Wasserkraft abgedeckt. "Das ist eine gute Basis", sagt Mittermayer, dennoch brauche es thermische Kraftwerke sowie Grünes Gas, also klimaneutrales Gas. Wasserstoff sei dagegen als Energieträger nicht optimal. Zwar wird in einigen Windparks - so auch in Prinzendorf - bei Starkwind Wasserstoff produziert, aber, so meint Mittermayer: "Die Anwendung von Wasserstoff erfordert die komplette Umstellung der Technik. Es gibt derzeit noch keinen Wasserstoff-Markt."
Weinviertler Umspannwerke
Erweitert beziehungsweise neu gebaut werden im Weinviertel die Umspannwerke Gaweinstal, Groß-Schweinbarth, Hollabrunn, Kettlasbrunn, Neusiedl, Poysdorf, Prottes, Spannberg und Stockerau.

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Zur Leitung
Seit dem Baubeginn im Herbst 2019 wurden auf rund 62 Kilometer 202 Maste verbaut, Die Trasse wird als 380 kV-Leitung von Seyring bis zum Umspannwerk Zaya geführt. Von dort führt eine 220 kV-Leitung bis zur tschechischen Staatsgrenze. Die Anbindung der APG an das 110 kV-Netz der EVN-Tochter Netz NÖ findet ebenfalls beim Umspannwerk Zaya statt. Die Bestandsleitung war 70 Jahre in Betrieb und entsprach nicht den Anforderungen der Stromzukunft. Die neue Trasse verläuft weiter westlich durch nicht besiedeltes Gebiet und kommt mit 53 Masten und 15 Kilometer Leitung weniger aus.
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