Strom und Trinkwasser im Weinviertel
Hunderte Millionen Euro fließen in Netzausbau
Am Steinberg in Zistersdorf wurde 1998 das erste Windrad in Betrieb genommen. Seither hat sich im Weinviertel einiges in Sachen Windenergie getan. Der produzierte Strom braucht jedoch auch ein starkes Netz, weshalb der Fokus auf dem Ausbau desselben liegt.
WEINVIERTEL. 443 Windkraftanlagen gibt es mittlerweile im Weinviertel, rund 760.000 Haushalte können mit der Menge an produziertem Strom versorgt werden. Weit mehr, als es tatsächliche Haushalte im Weinviertel gibt. Zählt man für den Bezirk Gänserndorf alle erneuerbaren Energiequellen zusammen - Biogasanlagen, Kleinwasserkraft, Windkraft und Photovoltaik - könnten alleine im Bezirk 495.849 Haushalte versorgt werden, bei einer bestehenden Zahl an Haushalten von 43.755. Der Strom, der nicht benötigt wird, fließt ins europäische Netz.
"Es gibt keine Region in Niederösterreich, wo so viel Strom erzeugt wird, wie im Weinviertel. Wir haben uns schon vor vielen Jahren - trotz kritischer Stimmen - entschieden, auf Windkraft zu setzen, um unsere Heimat für kommende Generationen lebenswert zu halten, die Umwelt zu schützen und unseren Wohlstand zu fördern. Die Windkraft ist außerdem ein wesentlicher Baustein, um die ambitionierten österreichischen und niederösterreichischen Klima- und Energieziele zu erreichen. Das Weinviertel ist dabei als Windviertel und Energieviertel maßgeblich daran beteiligt",
erklärt der Niederösterreichische Landtagspräsident Karl Wilfing.
Stabile Netze für Versorgungssicherheit
Für die Mengen an Strom, die durch die Windkraftanlagen erzeugt werden, braucht es jedoch auch stabile Netze. Die Modernisierung und der Ausbau der Netzinfrastruktur im östlichen Niederösterreich läuft auf vollen Touren. Denn alleine im östlichen Weinviertel ist bis 2030 durch den Ausbau der Photovoltaik und Windkraft mit Leistungen von bis zu 2.700 MW erneuerbarer Energie zu rechnen. EVN Vorstandsdirektor Franz Mittermayer erläutert:
„Wir sprechen hier von einer Leistung im Ausmaß von acht bis zehn Donaukraftwerken. Diese wertvolle Öko-Energie muss gesammelt und abtransportiert werden.“
Das „Erneuerbaren Netz Weinviertel“ soll dafür sorgen, dass die Energie gesammelt und über das überregionale Netz zu den Kundinnen und Kunden kommt. „Die Netz NÖ errichtet damit die wichtigen ‚Zubringerstraßen‘ zur ‚Weinviertelleitung‘ des Übertragungsnetzbetreibers APG“, so Mittermayer.
Neue Hochspannungsleitungen und Umspannwerke
Konkret handelt es sich bei diesem Vorhaben unter anderem um zwei neue 110 kV-Hochspannungsleitungen mit einer Gesamtlänge von rund 36 Kilometer (Kettlasbrunn Süd – Spannberg und Gaweinstal – Prottes), sowie um den Neubau und die Erweiterung von sechs Umspannwerken (Gaweinstal, Groß-Schweinbarth/Raggendorf, Kettlasbrunn Süd, Spannberg, Prottes, Neusiedl/Zaya). Abgestimmt mit dem Übertragungsnetzbetreiber APG, der Regulierungsbehörde E-Control und weiteren Partnern, investiert die Netz NÖ dadurch zusätzlich über 360 Millionen Euro bis 2030.
Trinkwasserprojekte im Weinviertel
Auch in Sachen Trinkwasserversorgung tut sich einiges im Weinviertel: Bis 2030 werden rund 53 Millionen Euro in neue regionale Transportleitungen, Naturfilteranlagen und Erweiterungen von Brunnenfeldern investiert. Zwar wurde in den letzten Jahrzehnten ein umfangreiches Wasseerleitungsnetz gebaut, doch nun steht man vor neuen Herausforderungen. In Phasen langer Trockenheit ist es notwendig, das Wasser dort zu fördern, wo es vorhanden ist und dorthin zu bringen, wo es gebraucht wird. Auch auf den steigenden Wasserbedarf aufgrund der wachsenden Bevölkerung darf nicht vergessen werden. Aktuelle Projekte, die diese Thematiken berücksichtigen, sind etwa Transportleitungen von Unterolberndorf nach Großrußbach, von Ollersdorf nach Angern an der March und von Jetzelsdorf nach Peigarten. In Obersulz wird aktuell eine neue Naturfilteranlage errichtet. Zusätzlich werden rund 38 Millionen Euro in die Sanierung bestehender Netze investiert.
Eine weiteres Großprojekt wird die Verbindung der EVN Wasser Versorgungsgebiete im Industrieviertel mit jenen im Weinviertel sein.
„Die Brunnenfelder Wienerherberg und Petronell, die südlich der Donau liegen, sollen über Leitungen sowie eine weitere Donauquerung östlich von Wien mit den Brunnenfeldern im Weinviertel verbunden werden. Dadurch kann der letzte Lückenschluss im Versorgungssystem geschlossen werden und die Versorgungssicherheit der Kundinnen und Kunden weiter gesteigert werden“,
erläutert Mittermayer.
Weiters soll die Leistungsfähigkeit der Netze im Weinviertel erhöht werden, um die Wassermengen aus den wasserreichen Grundwasserkörpern in der Nähe der Donau in das nördliche Weinviertel fördern zu können.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.