Holzpreis
Gailtaler Bauern verlieren Freude am Wald
Bauern im Gailtal unter Preisdruck: Erlöse aus Rundholz-Verkauf bis zu 40 Prozent eingebrochen.
GAILTAL (jost). Die Lesachtaler Bergbauern-Idylle hat zwei Gesichter. Die Menschen des Tals sowie die großartige Landschaft mit den grünen Wiesen und Wäldern vor abenteuerlichen Bergen werden von Touristen aus aller Welt geschätzt und gerne besucht.
Sturm- und Schneeschäden
Doch der Alltag der Bergbauern, für die ihr Wald die Existenz-Grundlage bedeutet, zeigt sich derzeit weniger romantisch. Einer von ihnen ist der 61-jährige Hannes Niescher, dessen Besitz in Assing sonnseitig hoch über Liesing auf 1.440 Metern Seehöhe liegt. „Seit dem Sturm Vaia im Herbst 2018 und den vielen Schneebrüchen im vergangenen Winter sind die Erlöse aus dem Rundholz-Verkauf sukzessive und dramatisch um mehr als 30 bis 40 Prozent eingebrochen. Beim Schadholz zahlen wir ohnehin schon bares Geld dazu, sofern es irgendein Sägewerk überhaupt noch kauft.“ Niescher appelliert – stellvertretend für viele Lesachtaler Waldbauern – an die Sägewerke der Region: „Wir wünschen uns mehr Fairness in der Partnerschaft, indem man uns mit unserem wertvollen Lesachtaler Holz auch in Corona-Zeiten nicht im Regen stehen lässt.“
Experten-Meinungen
Landesforstdirektor Christian Matitz betrachtet die Aussichten für Waldbesitzer als katastrophal, weil in absehbarer Zeit kein großer Anstieg der Holzpreise zu erwarten ist und die Kahlflächen in den nächsten Jahren auch aufgeforstet werden müssen. Hermagors Bezirksforstinspektor Wilfried Strasser zeigt auf: "Die Heizwerke sind voll. Damit besteht kein Bedarf mehr an Schadholz. Im November sind zum Windwurfschadholz noch große Mengen an Schneebruchholz dazu gekommen. Bei dem im Wald verbliebenen Schadholz tritt bereits vermehrt Borkenkäferbefall auf. Somit fällt weiteres Schadholz an. Durch den Preisverfall ist auch die Motivation der Waldeigentümer für die Waldbewirtschaftung gesunken."
Holz verliert an Wert
Jürgen Winkler, Geschäftsführer eines Sägewerks, analysiert nüchtern: "Angebot und Nachfrage regeln den Preis. Zuletzt hat es für Frischholz wieder leichte Erhöhungen gegeben. Faserholz ist derzeit aufgrund von Lieferstopps der Papierindustrie und voller Heizkraftwerke nicht absetzbar. Das Holz, das noch länger liegt, verliert massiv an Wert. Für die gesamte Wertschöpfungskette ist die Situation unzufrieden. Wir sind um die Zukunft besorgt."
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.