Matura
Matura: Wie wichtig ist sie für die Karriere?
Die Zentralmatura ist voll im Gange. Wie wichtig ist die Reifeprüfung für das spätere Berufsleben? Wir fragen bei Unternehmern nach.
GAILTAL. Mit 2. Mai ist an Österreichs Allgemeinbildenden Höheren Schulen (AHS) und Berufsbildenden Höheren Schulen (BHS) die Matura gestartet. Früher war sie vor allem die Eintrittskarte zu Universitäten. Mittlerweile kann man ein Studium auch mittels einer Studienberechtigungsprüfung aufnehmen. Lehrlinge haben die Möglichkeit den dualen Ausbildungsweg Lehre mit Matura zu wählen. Wer sich um einen Job bewirbt, kann heutzutage in vielen Branchen auch ohne Matura die Karriereleiter hochklettern.
Vielfältiges Angebot
Wie wichtig ist den Gailtaler Firmenchefs der Abschluss einer Matura und spielt diese für die Arbeit im Unternehmen eine Rolle? „Mittlerweile ist das Angebot an Ausbildungen derart vielfältig und steht gegenseitig im Wettbewerb, so dass eine Matura nicht mehr erforderlich ist, um höhere Ausbildungen zu starten. Vielmehr muss die momentane Leistungsbereitschaft gezeigt werden, um aufgenommen zu werden“, sagt Bernd Roth, Geschäftsführer vom Autohaus Roth in Obervellach bei Hermagor. Der Gailtaler Unternehmer hat die Matura an der HTL Mödling absolviert und anschließend im elterlichen Betrieb gearbeitet. „Hilfreich war damit das technische Grundwissen. Aber die Fähigkeit Fahrzeuge zu reparieren und zu verkaufen lernt man in der Praxis und bei technischen und kaufmännischen Schulungen, die ich kontinuierlich besuche. Man reflektiert und erkennt, welches Wissen einem fehlt und sucht im Bildungsangebot den passenden Kurs aus“, betont Roth.
Lehre gewinnt Stellenwert
Der Lehre attestiert er in der aktuellen Zeit einen immer höheren Stellenwert. „Vor allem die handwerkliche Lehre hat Zukunft, weil die Arbeit vor Ort benötigt wird. ChatGPT zeigt uns, was Globalisierung des Wissens und der Gedanken bedeutet. In Sekunden ist ein Programm von Künstlicher Intelligenz (KI) geschrieben. IT-Ausbildung findet in Indien und China statt und überrennt uns. Schon im alten Rom war ein Maurer 1.000-mal mehr wert als zum Beispiel ein Theologe“, zieht Roth den Vergleich. Von der Gesellschaft wünscht sich der Firmenchef „eine gegenseitige Wertschätzung der unterschiedlichen Berufe, da wir sie alle brauchen! Ich denke, wir alle sollten ein Vorbild für nachkommende Generationen sein – damit auch sie ihre Zukunft in unserer Region sehen und nicht in der Großstadt.“
Schule muss sich verändern
Rainer Holz betreibt in Weißbriach die gleichnamige Möbelwerkstätte. Der Unternehmer hat seinerzeit die HTL-Matura für Innenarchitektur absolviert. Die Frage Matura ja oder nein stellt sich für den Gitschtaler so nicht. „Jeder Jugendliche soll das machen, wo er seine Stärken, Fähigkeiten und Interessen hat. Je nachdem, wo er sich wiederfindet, wird er in dieser Sache auch gut und erfolgreich sein." Der Tischlermeister richtet sein Anliegen hauptsächlich in Richtung Bildungspolitik – unabhängig vom jeweiligen Bildungsabschluss. Für Holz müsste bereits im Schulsystem an sich eine Reform stattfinden. „Das Schulsystem muss flexibler werden, es muss sich viel mehr an den Fähigkeiten der Jugendlichen orientieren. Wir brauchen gute Lehrer, beziehungsweise auch schon im Vorschulalter sehr gute Pädagogen.“ Gemäß Holz darf das Schul- und Bildungssystem durchaus leistungsorientiert sein. „Aber die Schule soll auch vermitteln, dass Arbeit Spaß machen kann. Durch Arbeit bekommt man auch Wertschätzung und Anerkennung. Diese Werte müssen auch schon von Eltern vermittelt werden.“
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