Sonderthema Bauen und Wohnen

Voll im Trend beim Häuselbauen

Architekt Ronacher verrät uns, worauf es beim Bauen ankommt und wie man 2023 richtig im Trend ist.

Architekt Herwig Ronacher, Geschäftsführer von „Architekten Ronacher“ in Kühnburg, ist im Bezirk Hermagor schon lange kein Unbekannter mehr. Durch seine Federführung wurden schon einige Objekte im Gailtal saniert, neu gebaut und hergerichtet, unter anderem der Zubau des Kindergartens Presseggen oder das bekannte KLE.SCH in Dellach/Gail. Er berichtet über die neuen Trends für 2023.

Welche Trends gibt es derzeit beim Bauen eines Hauses?
Herwig Ronacher: Die schwierige wirtschaftliche Lage und die teilweise vollkommen überhöhten Preise seit der Corona-Krise wirkt sich sehr stark auf die momentane Situation für die Häuslbauer aus. Viele Projekte müssen zurückgestellt werden und die Anzahl derer, die sich Bauen im Moment leisten können, hat sich stark reduziert. Für Bauherren und Planer ist derzeit die größte Herausforderung, Sparpotentiale zu suchen, die meist nur in Form der Verkleinerung des gewünschten „Traumhauses“ zu finden sind. Bereits vor der Krise gab es einen Trend zum ebenerdigen Wohnhaus, vor allem aus Gründen der Barrierefreiheit. Diese sind aber im Verhältnis teurer, da die Dach- und Fundamentierungsflächen größer werden als bei einem Zweigeschoßer. Das ist eine bittere Erkenntnis, umso kleiner das Haus, desto höher der Quadratmeterpreis.

Gibt es vielleicht bestimmte Vorstellungen von der Einteilung des Hauses?
Sofern es sich hinsichtlich der Situierung eines Hauses am Grundstück und seiner Erschließung ermöglicht, plädieren wir für schlichte, symmetrische Gebilde mit einer klaren Mitte. Wir schlagen vor, den Wohnraum im Zentrum eines Hauses zu konzipieren. Die konsequente Ausrichtung nach Süden, sofern dies die Aussichtsseite ist, verbunden mit großzügigen Verglasungen, ist ein Trend, der sich aus den technischen Möglichkeiten der Dreifachverglasung ergibt und für die Energieeffizienz eines Hauses, aber auch für die Wohnqualität spricht.

Womit ist man bei der Inneneinrichtung im Jahr 2023 im Trend?
Für uns war Kontinuität und Zeitlosigkeit immer wichtiger als die Verfolgung von Trends. Diesen Rat wollen wir jedem mitgeben. Naturnahe Materialien, wie Holz, Lehm und Stein, setzten sich mehr und mehr durch. Der Häuslbauer war immer schon sehr baubiologisch orientiert, wie wir als Architekten.

Gibt es gewisse Farbelemente, die gerne verwendet werden?
Was die Farbwahl anbelangt, so plädieren wir für Zurückhaltung. Schreiende Farben sind ein ungeeignetes Mittel, um aufzufallen. Es ist besser, auf Detailqualität zu setzten, als auf intensive Farben.

In welche Richtung soll es 2023 gehen? Modern oder doch traditionell?
Unser Ratschlag hinsichtlich der Form eines Baukörpers ist, sich eher an archaischen, traditionellen Vorbildern zu orientieren und im Detail zeitgemäß und schlicht zu sein und das große Ganze beziehungsweise das bauliche Umfeld nicht aus den Augen zu verlieren.

Welche weiteren Trends gibt es sonst noch rund um das Haus?
Wir halten es für eine gute Entwicklung, dass nach den Moden der 90er Jahre, wo zum Beispiel das Pultdach völlig unmotiviert in traditionelle Dachlandschaften eingedrungen ist, wieder schlichte Dachformen, wie das Walm- und Satteldach, dominieren. Was den vordachlosen „Kubus“ mit Attika anbelangt, so haben diese Baukörper den Nachteil, dass sie über keinen Witterungsschutz verfügen und viel schneller dem Verfall ausgesetzt sind. Generell kann der konstruktive Bauten- und Fassadenschutz nicht hoch genug bewertet werden. Der Holzbau ist weiterhin im Vormarsch. Die Sehnsucht nach energieautarken Häusern hat den Trend für Photovoltaikanlagen nochmals verstärkt. Als kleinen Tipp für die Häuslbauer empfehle ich gerne unser Buch „Die Mitte und das Ganze“, in welchem dem Einfamilienhaus ein ganzes Kapitel mit vielen Ratschlägen gewidmet ist und Beispiele verschiedenster Art präsentiert werden.