Bestattung Memoria
Wie Corona das Zeigen von Gefühlen verändert

- Marijan und Kristina Martinovic wollen auch in Krisenzeiten für die Angehörigen von Verstorbenen da sein.
- Foto: Memoria
- hochgeladen von Michael Payer
Hat die Coronakrise die Arbeit von Bestattungsunternehmen verändert? Die bz hat in Hernals nachgefragt.
HERNALS. Es geht aufwärts: Die von der Regierung angeordneten Maßnahmen werden immer weiter gelockert. Positive Meldungen in den Nachrichten helfen den Menschen dabei, die Situation besser anzunehmen. Wirft man einen Blick auf die Statistiken, so wird man dennoch unweigerlich mit den Todesfällen konfrontiert.
Das Sterben gehört zum Leben, in Krisenzeiten genauso wie davor und danach. Doch hat das Coronavirus die Arbeit von Bestattungsunternehmen verändert? "Auf jeden Fall", sagt Marijan Martinovic von der Bestattung Memoria in Hernals. Als die Regierung Mitte März die ersten Maßnahmen zur Eindämmung des Virus gesetzt hat, soll es laut ihm zu einem "zwei- bis dreiwöchigen Stillstand" gekommen sein. "Wir haben uns mit anderen Kollegen ausgetauscht und können uns das auch nur schwer erklären", schildert der Bestatter. Das Gerücht, dass eine Zeit lang nur die Bestattung Wien in der Bundeshauptstadt arbeiten durfte, verweist der Unternehmer in das Land der Märchen: "Das ist kompletter Blödsinn. Wir hatten immer geöffnet."
Das familiengeführte Unternehmen positioniert sich bewusst anders und will sich von der Konkurrenz abheben. "Wir sind zwar ein Bestattungsunternehmen, aber wir vermissen die Gespräche. Man kennt sich und derzeit wird der direkte Kontakt zu uns leider wenig gesucht", so Marijan Martinovic.
"Alltag ist nicht normal"
Aktuell sei wieder mehr zu tun, aber als "normal" würde Martinovic den Alltagsbetrieb nicht bezeichnen. "Bei Covid-19-Fällen wickeln wir 70 Prozent telefonisch ab. Das ist sehr schwer für uns. Wir wollen die Angehörigen natürlich gerne persönlich sehen, mit ihnen sprechen und mitfühlen. Das geht nicht per Telefon."
Bei den Bestattungen selbst gibt es laut Memoria keine Begrenzung der Trauergäste. Es sollte jedoch ein Naheverhältnis zum Verstorbenen bestehen. "Auch wenn es keine Beschränkungen gibt, so sollte es sich dennoch in einem Rahmen halten. Dabei haben wir aber immer ein gutes Übereinkommen mit den Angehörigen."
Auch die Hinterbliebenen haben durch Covid-19 ihr Verhalten geändert. "Beileidsbekundungen und Trostspenden werden jetzt mehr durch Blicke gezeigt. Umarmungen oder gar Küsse werden kaum ausgetauscht", erzählt der Hernalser Bestatter von seiner veränderten Arbeitswelt.
Bleibt zu hoffen, dass sich die Lage bald wieder normalisieren wird. Der letzte Gang sollte nicht durch Einschränkungen und Erlässe beeinflusst sein – oder, wie es Martinovic ausdrückt: "Ich muss Menschen sehen und spüren." Genau das ist in Zeiten von Social Distancing alles andere als einfach.
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