Abtreibung auf hoher See: Rudolfsheimer Arzt im Einsatz für Frauenrechte
Christian Fiala reiste nach Guatemala, um vor der Küste sicher Schwangerschaftsabbrüche durchzuführen.
RUDOLSFHEIM-FÜNFHAUS. Wie in vielen südamerikanischen Ländern ist Abtreibung auch in Guatemala verboten. Der Gynäkologe Christian Fiala und die niederländische Ärztin Rebecca Gomperts wollten im Rahmen einer Aktion der Hilfsorganisation "Women on Waves" Frauen die Möglichkeit geben, Abtreibungen auf einem Schiff in internationalen Gewässern durchzuführen. Kurz nach seiner Rückkehr erzählt Fiala von seinen Erlebnissen.
Über unser Schiff wurde in allen Medien berichtet und die Diskussion über die unzähligen Komplikationen und toten Frauen als Folge des Abtreibungsverbotes war enorm. Es gab zwei Tage lang kein anderes Thema, was auch zu einer großen Solidarisierung von und mit den Frauen geführt hat. Aber nicht nur das: Es wurde auch berichtet, wie Frauen in Guatemala legal einen sicheren Abbruch vornehmen können.
Durch die Einnahme von Prostaglandinen, welche zur Behandlung von Magenproblemen legal erhältlich sind. Das ist zwar nicht hundertprozentig wirksam wie ein medikamentöser Schwangerschaftsabbruch, aber ungefährlich.
Das Gesetz, das Schwangerschaftsabbrüche verbietet, wurde von den spanischen Kolonialherren eingeführt und entstammt einem religiösen, mittelalterlichen Weltbild. Aber in der Auseinandersetzung geht es weniger um Religion, sondern mehr um Macht. Wer entscheidet über Fruchtbarkeit: der Staat oder die Frau?
Laut "Women on Waves" sind es 65.000 illegale Abtreibungen im Jahr, bei einer doppelt so großen Bevölkerung wie Österreich. Man muss sagen: Durch ein Verbot wird kein Abbruch verhindert, sondern es werden nur Frauen gefährdet. Weltweit sterben laut Weltgesundheitsorganisation jährlich 47.000 Frauen an laienhaft durchgeführten, weil verbotenen Schwangerschaftsabbrüchen.
Ich habe schon in Ländern gearbeitet, in denen Schwangerschaftsabbrüche illegal sind. Wenn man jeden Tag mehrere Frauen erlebt, die wegen eines verpfuschten Abbruchs zwischen halbtot und tot ins Krankenhaus eingeliefert werden – und das ohne jede Not, denn der Eingriff ist legal durchgeführt sicher –, wird man wütend. Das ist ein Krieg gegen Frauen.
Schwangerschaftsabbruch raus aus dem Strafgesetz (Anm: Wo geregelt ist, wann eine Abtreibung straflos bleibt). Dort hat das Thema nichts verloren. Der Fokus sollte auf Prävention gelegt werden: etwa Verhütung auf Krankenschein. Auch Abtreibung sollte es auf Krankenschein geben, wie in fast allen europäischen Ländern.
Ja. Wenn ich mich als Mann für die Selbstbestimmung der Frauen einsetze, stößt das bei einigen, vor allem aus der katholischen Kirche, auf Ablehnung. Aber diese Leute haben keine Argumente, sondern sind nur am Machterhalt der Kirche interessiert. Es gibt keine vernünftige Alternative zur Selbstbestimmung der Frauen im intimsten Lebensbereich, der Fruchtbarkeit und Sexualität.
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