Auszeichnung für das Hietzinger Flüchtlingsprojekt IGOR
Flüchtlingshilfe in Hietzing: IGOR, ein Projekt der Volkshochschule, erhält den Gesundheitspreis.
HIETZING. Das Geriatriezentrum Lainz beherbergt zur Zeit 950 Flüchtlinge. Viele befinden sich im Pavillion VI, wo auch IGOR beheimatet ist. Im Keller des Gebäudes befindet sich das Hauptquartier des Projekts. Die Begrüßung erfolgt durch lautes Kinderlachen. Aber auch Erwachsene Männer sitzen im geräumigen Gemeinschaftsraum im Keller. Durch das Projekt IGOR, will das Dreiergespann Fritz Neuhauser, Brigitte Gadnik-Jiskra und Monika Schulz Flüchtlingen eine sinnvolle Beschäftigung geben. Anstatt mit dem Handy zu spielen, wird Deutsch gelernt, genäht oder im Garten geholfen. Viele machen die Erfahrungen zum ersten Mal. Meist benötigen die Flüchtlinge eine Einweisung auf der elektrischen Nähmaschine und viele haben noch nie im Garten gearbeitet. "Die Reaktionen sind durchwegs positiv, den Leuten macht es Spaß zu arbeiten. So können sie sich auch von vielen schlechten Erfahrungen ablenken", meint Brigitte Gradnik-Jiskra.
Deutsch allein hilft nicht
Den Anstoß gaben die kostenlosen Deutschkurse in der VHS Hietzing, wo auch Brigitte Gradnik-Jiskra unterrichtet. "Wir wollten den Flüchtlingen mehr bieten, als nur trockene Deutschkurse", so die Initiatorin. Die ersten Jungen kamen 2014 in Kontakt mit den Deutschkursen. Als 2015 die erste große Flüchtlingswelle Österreich traf, halfen die jungen Männer bei der Übersetzung. Viele verbrachten den ganzen Tag damit, Leute zum Arzt zu begleiten.
Der Iraker Achmed ist hoch motiviert: "Ich kam hier her um Deutsch zu lernen. Ich möchte in Österreich bleiben und habe gesagt ich muss Deutsch lernen, sonst kann ich nicht hier bleiben." In Bagdad war er Fotograf und Kameramann. Jetzt darf er ein dreimonatiges Praktikum bei einer Wiener Filmfirma absolvieren. Viele Flüchtlinge haben einen Beruf gelernt. Bei der Einrichtung der Bienenstöcke auf dem SPÖ-Gebäude, half ein Iraker Imker bei der Umsetzung. Der gelernte Schneider Jawa schneiderte sich aus Stoffspenden seinen eigenen Wollmantel.
IGOR gewinnt Gesundheitspreis
Das Projekt erhielt den Gesundheitspreis 2016. Grund dafür sind die psychologischen Gespräche mit Fritz Neuhauser. Der Psychologe beschäftigt sich mit den meist jungen Flüchtlingen und hilft ihre Traumata zu überwinden. "Viele gehen gar nicht ins Bett, weil sie sowieso nicht schlafen können", meint Gradnik-Jiskra. Neuhauser will durch Beschäftigung und Gespräche Abhilfe schaffen.
IGOR ist vor allem durch ehrenamtliche Arbeit möglich. Sie sind auf Geld- und Sachspenden angewiesen. Infos gibt es unter der Nummer 01/89174 113 000
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