Ahnenforschung
Das Lainzer Luftballonkind
Ein Mädchen, ein Luftballon, eine Ziege - aus diesen Zutaten entwickelte sich eine wunderschöne Geschichte.
HIETZING. "2011 habe ich beim Sommerfest meines alten Kindergartens in Bonn einen Luftballon steigen lassen", erzählt die heute 17-jährige Helen Köberl, die das Gymnasium Fichtnergasse besucht. "Der Ballon ist bis nach Loxstedt bei Bremerhaven geflogen – 390 Kilometer weit." Woher die Gymnasiastin das weiß? "Ein Schaf hat ihn auf einem Bauernhof gefunden."
Helens Mutter Dorothy wurde in Südkamerun geboren, wo sie Chemie studiert und im Jahr 2001 ihren Mann Sascha kennengelernt hat. Gemeinsam gingen sie nach Bonn, wo später Helen und ihre Schwestern Ilona und Leona geboren wurden. "Der Vater meines Mannes stammt aber aus Österreich", erzählt Dorothy Köberl. "Nach einem Kurzbesuch 2010 haben wir beschlossen, in das Land seiner Vorfahren zu ziehen." Ein Jahr später ist die ganze Familie Köberl zuerst in Ober St. Veit und schließlich in Lainz angekommen.
Luftballon, flieg...
In die Zeit des Umzugs fällt auch die Sache mit dem Ballon: "Eine Heidschnucke – das ist eine Schafrasse – der Hobby-Bauernfamilie Klein hatte auf einmal ein weißes Band im Maul", so Dorothy Köberl. Claudia Klein zog es heraus "und am anderen Ende hing ein Stück Karton mit dem Stempel meines alten Kindergartens und dazu meinem Namen", ergänzt ihre Tochter Helen. Die Bäuerin schrieb einen Brief an den Kindergarten, erhielt aber nur die Auskunft, dass Helens Familie mit unbekanntem Ziel verzogen sei – Datenschutz. Claudia Klein gab aber nicht auf und stieß auf eigene Faust auf Verwandte der Köberls und schließlich auf die neue Adresse der Familie in Wien.
Ein Schaf namens Jenny
"Die Familie Klein hat mir dann angeboten, der Heidschnucke einen Namen zu geben", erinnert sich Helen. Seither hört das Tier auf den Namen Jenny. Mit der Zeit ist der Wunsch der drei Töchter, die Bauernfamilie samt Jenny persönlich kennenzulernen, gewachsen. "Mein Mann konnte aus beruflichen Gründen nicht mit, aber meine Töchter und ich sind dann zwei Wochen am Bauernhof der Familie Klein zu Gast gewesen. Dort gibt es nicht nur die Ziege Jenny, sondern auch Gänse, Hühner, Kaninchen und einen Schäferhund", erinnert sich Helens Mutter.
Nicht nur das: "Claudia Klein und ich haben uns auf Anhieb gut verstanden. Heute sind wir beste Freundinnen, auch über hunderte Kilometer hinweg, und telefonieren fast jeden Tag miteinander", freut sich Dorothy Köberl, die im Pensionisten-Wohnhaus Trazerberg als Pflegeassistentin arbeitet.
"Alle meine Kinder lieben Tiere, aber Helen ganz besonders. Jahrelang haben sie gefragt, ob wir nicht einmal Urlaub auf einem Bauernhof machen könnten", so Dorothy Köberl. "Aber es ist sich für uns nie ausgegangen, bis dann Helens Luftballon fast 400 Kilometer weit bis auf die Schafweide der Bauernfamilie Klein geflogen ist."
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