Denkmalschützer über den Erhalt der Villa Beer: "Wenn man sich als Kulturland bezeichnet, muss man sich auch so verhalten."
Der Präsident der Initiative zum Erhalt Moderner Bauten (DOCOMOMO) Alex Hubmann, über die Pläne in der Villa Beer.
HIETZING. Angst vor Umbauten in der Villa Beer: Die bz hat mit einem Denkmalschützer gesprochen.
Was macht die Villa Beer so besonders?
AXEL HUBMANN: Die Villa Beer, die Josef Frank und Oskar Wlach gemeinsam gebaut haben, ist ein richtungsweisendes und authentisch erhalten gebliebenes Beispiel für den privaten Wohnbau der österreichischen und der internationalen Moderne. Sie steht mit den Bauten eines Mies van der Rohe und eines Le Corbusier in der Entwicklung der europäischen Architektur an vorderster Stelle. Will man ein Gebäude wie dieses anders nutzen, muss man sich darüber im Klaren sein, was es für eine Wertigkeit hat. Das geht meiner Meinung nach nur in gut überlegtem Umfang.
Was befürchten Sie, könnte mit der Villa passieren?
Wir befürchten Umbauten, die auf eine irreversible Zerstörung der Innenstruktur hinauslaufen. So kann man mit einem internatio-nal bekannten Bau einfach nicht umgehen. Frank ist auch international eine Größe und Österreich steht hier in der Auslage. Wenn man sich immer als Kulturland bezeichnet, dann muss man sich irgendwann auch dementsprechend verhalten und handeln.
Die Villa ist in Privatbesitz. Was kann der Staat hier tun?
Sie ist in Privatbesitz, steht aber unter Denkmalschutz. Und das Denkmalschutzamt muss hier die Dinge auf Schiene bringen. Etwa einen Aufzug in die Halle zu stellen, ist für mich unmöglich. Bei der Beurteilung der Denkmalwertigkeit ist ja grundsätzlich die Ganzheitlichkeit immer vorgegeben. Und natürlich gibt es immer Bereiche, von denen man sagt, diese Veränderung sei denkbar oder jene würde die Authentizität nicht zerstören. Hier habe ich es mit einer Umsetzung zu tun, die dazu geführt hat, dass der Bau insgesamt in allem und jedem denkmalwürdig ist.
Ist die Villa bewohnt?
Ein Mieter ist noch drinnen, ansonsten steht sie leer. Ein Leerstand ist natürlich immer das Negativste. Einem Haus ohne Bewohner und Pflege geht es so wie wenn ich einem Menschen nichts zu essen und zu trinken gebe. Der geht langsam ein.
Sie sind Präsident von DOCOMOMO. Was machen Sie genau?
Wir sind dazu da, die modernen Bauten zu schützen und Rückhalt zu geben, etwa durch einen Anwalt. Und wir beraten die UNESCO bei modernen Bauten. Das ist eine weltumspannende Vereinigung mit Ablegern in den verschiedenen Ländern.
Muss sich beim Denkmalschutz allgemein etwas ändern?
Man muss mit dem Thema vonseiten der Öffentlichkeit und der Betroffenen ernsthafter und auch offener umgehen. Denkmalschutz ist eine Wissenschaft und keine Sache der Beliebigkeit. Die Beurteilung erfolgt nach sehr strengen wissenschaftlichen Kriterien. Natürlich bedeutet der Denkmalschutz eine bestimmte Einschränkung. Für die Denkmalpflege muss der Idealzustand das Ziel sein. In der Realität ist der Denkmalschutz ein Kompromiss des Machbaren, ohne auf den Idealzustand zu vergessen.
Zur Sache:
Die Villa Beer in der Wenzgasse 12 wurde von 1929 bis 1931 errichtet. Sie gilt als eines der bedeutendsten Werke des privaten Wohnbaus der 1920er- und 1930er-Jahre der europäischen Architektur.
DOCOMOMO Austria bemüht sich um den Erhalt von Werken der Moderne. Das Akronym steht für "Documentation and Conservation of Buildings, Sites and Neighbourhoods of the Modern Movement". Infos auf www.docomomo.at
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