Krankenpflegeschule Jagdschlossgasse
Ein Schloss namens Floriette
Die frühere Krankenpflegeschule in der Jagdschlossgasse wird bald zu einer Luxuswohnanlage umgestaltet.
WIEN/HIETZING. 1872 wurde das schlossartige Gebäude vom Arzt Theodor Ritter als „Heilanstalt für Gemüths- und Nervenkranke“ erbaut, ab 1924 drückten angehende Krankenschwestern und -pfleger in der Jagdschlossgasse 25 die Schulbank. 2012 wurde der Betrieb eingestellt, dann wechselte das 1,5 Hektar große Grundstück den Besitzer: 2014 verkaufte die Stadt Gebäude samt Parkgarten an Bank Austria Immobilien.
Seither stand das Haus leer - mehr oder weniger zumindest, denn 2017 wurde es kurzzeitig von der Gruppe Evora besetzt, die sich für "solidarische Landwirtschaft und selbstorganisiertes Leben" einsetzt. Seit 2020 bot das Gelände der Ateliersgemeinschaft "Schloss25" künstlerische Heimat, die dort einen Skulpturenpark errichtete.
Wäre ein Schulcampus statt Luxuswohnungen besser gewesen?
Camille, Flora, Rosa - und Floriette
Zehn Jahre nach ihrer Schließung wird nun die Zukunft der früheren Krankenpflegeschule fixiert: Camille, Flora, Rosa und Floriette werden bald 63 Luxuswohnungen mit insgesamt 6.000 Quadratmetern Wohnfläche beherbergen. Das von der Jagdschlossgasse sichtbare Hauptgebäude wird von der Firma Trivalue zum Stadthaus "Floriette" umgebaut und damit namengebend für das Gesamtensemble.
Das besteht auch aus weiteren drei dahinterliegenden Wohnhäusern mit jeweils 14 Wohnungen von 45 bis 150 Quadratmetern. Zwar müssen dafür viele Bäume gefällt werden, dafür dürfen sich die Häuser mit erwähnten Frauennamen schmücken. Warum Luxuswohnungen? Ein Concierge-Service, großzügige Balkone und Terrassen sowie ein Wasserspiel-, Fitness- und Spabereich samt Kneipp-Becken gehören dort genauso wie Yoga- und Massageräume zum Wohnstandard. Wer's lieber naturbelassen hat, kann sich aber auch in die rund 1,2 Hektar Parkgarten zurückziehen, die den künftigen Bewohnern ganz privat zur Verfügung stehen werden.
Stichwort "privat": Die bisher öffentlich zugängliche Grünfläche wurde insbesondere von großen und kleinen Bewohnern der angrenzenden Gemeindebauten in der Waldvogelstraße gern zur Erholung genutzt. Damit ist es ab der Fertigstellung des Bauprojekts Ende 2023 endgültig vorbei - was sagt die Bezirkspolitik dazu?
Die Politik bezieht Stellung
„Schön ist, dass historischer Haupttrakt und Grünraumcharakter erhalten bleiben“, sagt Bezirkschefin Silke Kobald (ÖVP). Aber: "Schade, dass die Krankenpflegeschule von der Stadt verkauft wurde. Statt der Erweiterungsbauten der umliegenden Pflichtschulen wäre dies ein idealer Standort für eine neue Schule gewesen.“
Bezirksvize Matthias Friedrich (SPÖ) begrüßt Wohnraum zwar grundsätzlich. "Hier steht aber die Gewinnmaximierung im Vordergrund - 400.000 Euro für 45 Quadratmeter sind das Gegenteil leistbaren Wohnens."
Christopher Hetfleisch (Grüne) ist traurig, "dass nichts aus dem versprochenen öffentlichen Park geworden ist - auch für die Künstler."
Johannes Bachleitner (Neos) legt Wert darauf, dass ein öffentlicher Durchgang in die Schirnböckgasse kommt. "Darauf werden wir pochen.“
Georg Heinreichsberger (FPÖ) ärgert sich über "ein weiteres Großbauprojekt zum Nachteil der Anrainer. Zwar unterstützt das Bezirksparlament unsere Resolution zum Schutz des Ortsbildes, andererseits wird das von Bauträgern konterkariert.“
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