Hietzinger Geschichten
Ein Schwank vom Fleischer von Ober St. Veit

- Werner Schranz auf einer alten Fotografie. Er zeigt auf die Denkmal-Plakette, die er selbst an das Haus angebracht hatte.
- Foto: Wawra
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Wie kam eine Denkmalschutz-Plakette auf das Haus in der Hietzinger Hauptstraße 153? Rudolf Wawra klärt auf und erzählt die Geschichte über einen ganz besonderen Ober St. Veiter.
WIEN/HIETZING. Rudolf Wawra weiß so einiges über den 13. Bezirk, besonders über Ober St. Veit. Der ehrenamtliche Mitarbeiter des Bezirksmuseums Hietzing ist ein engagierter Bezirkshistoriker und weiß so manche Geschichte aus der Vergangenheit zu berichten. Meistens gibt er beim Museumsbesuch eine Anekdote zum Besten, diesmal traf ihn MeinBezirk.at vor der Hietzinger Hauptstraße 153. Dort erzählte er, was es mit dieser Adresse auf sich hat. Wawra stützt sich dabei auch auf das gesammelte Material der beiden Hietzinger Gebhard Klötzl und Josef Holzapfel.
Das zweigeschossige Gebäude ist Teil des alten Ortszentrums von Ober St. Veit. Wann es genau erbaut wurde, ist unbekannt, im Kern stammt es vermutlich aus dem 16. oder 17. Jahrhundert. "Das Haus stammt jedenfalls aus der Zeit vor Maria Theresia. Von der Herrscherin wurde es als Gesindehaus genutzt", erzählt Wawra. Dort lebte also das "Gesinde", das heißt, die Bediensteten der Herrschaften. Die eigentliche Geschichte, die Wawra aber erzählen möchte, ereignete sich im 20. Jahrhundert, als dort der Fleischermeister Werner Schranz lebte und arbeitete.

- Rudolf Wawra betätigt die alte Türglocke bei der Hietzinger Hauptstraße 153.
- Foto: Lisa Kammann
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Lange Nächte in Ober St. Veit
Schranz’ Großvater Friederich Schenker betrieb in der Hietzinger Hauptstraße 153 bereits einen Fleischerladen. Als dieser starb, übernahm dessen Frau den Laden und das Haus. Werner Schranz führte dann den Familienbetrieb fort. Doch der lebensfreudige Hietzinger dachte Zeit seines Lebens nicht nur an die Arbeit. "Werner Schranz war ein Gankerl", also ein Lausbub, fasst es Wawra zusammen, der Schranz gut gekannt hat. Schranz war für seine Feierlaune bekannt, und so gab es in diesem Haus manch lange Nächte – und das nicht nur, weil sich dort auch heute noch "Gössl’s Sekt-Weinbar" befindet.

- So sieht das Haus heute aus.
- Foto: Lisa Kammann
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Einen Schelmenstreich leistete sich Schranz in den 1960er-Jahren. In der Gegend wurde zu der Zeit gebaut, die Buwog hatte ein Nachbargebäude erworben. Um das ehemalige Gesindehaus zu schützen, kam die Idee auf, es unter Denkmalschutz stellen zu lassen. Auf die offizielle Plakette vom Bundesdenkmalamt wollte der Fleischermeister aber nicht warten. "Werner Schranz hat sich kurzerhand ein eigenes Schild anfertigen lassen und es auch selbst an der Wand angebracht", so Wawra schmunzelnd. Es ist dasselbe Schild, das noch heute am Eingang zu sehen ist.
Glas aus der Römerzeit
Steht das Gebäude nun wirklich unter Denkmalschutz? Laut der Liste der denkmalgeschützten Objekte in Hietzing, die im Internet zu finden ist und auf Daten des Bundesdenkmalamtes basiert, waren Schranz’ Bemühungen tatsächlich erfolgreich. Zu Recht, erinnert das gut erhaltene Gebäude doch an frühere Zeiten, sogar Funde aus der Römerzeit gab es dort.

- Aus dem Archiv: Eine Pferdekutsche vor dem Haus.
- Foto: Wawra
- hochgeladen von Lisa Kammann
Denn als Schranz und weitere Helferinnen und Helfer den Keller des Gebäudes für die Errichtung von "Gössl’s Sekt-Weinbar" auf Vordermann brachten, entdeckten sie dort Glasstücke, die aus der Zeit stammten, als die Römer hier lebten. Weitere Versatzstücke aus der Vergangenheit zieren heute immer noch das Gebäude, wie die alte Türglocke am Eingang. Am Boden finden sich links und rechts am Eingang zwei breite Poller. Sie dienten damals als Schutz für die Hauswand, wenn die Pferdekutschen vorbei preschten, wie Wawra erklärte.
Und wie ging es weiter mit Werner Schranz? Er verstarb im Jahr 2020. Den Bewohnerinnen und Bewohnern in Ober St. Veit wird er aber noch lange in Erinnerung bleiben.
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