Erinnerungsbunker am Alsergrund: Das Leid der Kinder im Krieg
Im Befreiungsmuseum wurde die Ausstellung "Kinder im Krieg" eröffnet, die dem Leid der Kinder im 2. Weltkrieg gewidmet ist.
ALSERGRUND. "Man glaubt, Wien und Leningrad sind weit auseinander. Aber wenn man sich die Fotos mit dem Leid der Kinder anschaut, dann sieht man: Leid ist Leid - und Tod ist Tod", stellt Wilhelm Urbanek fest. Der Direktor des Alsergrunder Bezirksmuseums betreut den Erinnerungsbunker im Arne-Karlsson-Park, in dem das Befreiungsmuseum stationiert ist.
Am 8. Mai, dem 73. Jahrestag der Befreiung vom Nationalsozialismus und vom Ende des 2. Weltkriegs, eröffnete Befreiungsmuseum-Direktorin Natalia Lagureva die Ausstellung "Kinder im Krieg: Wien 1941-1945 Leningrad", die gemeinsam mit dem Verein der russischen Kultur in Wien gestaltet wurde: Fotodokumente aus dem Wien-Museum und dem Leningrader Blockade-Museum zeigen das Leben und Leiden der Kinder während des 2. Weltkriegs in Wien und Leningrad während der Blockade durch die Deutsche Wehrmacht.
"Die Blockade von 1941 bis 1944 führte zu einer Million Hungeropfer. Zu Beginn der Blockade lebten 400.000 Kinder in Leningrad. Wie viele überlebt haben, wissen wir nicht", erklärt Natalie Lagureva mit leiser Stimme. Die stellvertretende Bezirksvorsteherin Momo Kreutz machte in ihrer Ansprache darauf aufmerksam, dass "Krieg und Flucht immer noch Thema ist und wir uns um geflüchtete Kinder gut kümmern müssen".
Ergänzt wird die Ausstellung durch Interviews mit Zeitzeugen, die die Schriftstellerin Charlotte Rombach beigetragen hat. Auch das Kriegstagebuch der 1929 am Alsergrund geborenen Helga Luhan ist genauso wie zahlreiche Originalexponate im Befreiungsmuseum zu sehen.
Geboren im Krieg
Eine ältere Dame, die die Ausstellungseröffnung verfolgt hat, berichtet, dass sie 1944 geboren wurde und ihr Vater im Krieg umkam, als sie "erst ein paar Monate alt war". Noch heute bekomme sie "ein beklemmendes Gefühl, wenn im Fernsehen über Krieg berichtet wird". Eigentlich hatte sie nicht vor, nach der Eröffnung mit hinunter in den Bunker zu gehen. Schließlich überwindet sie nicht nur ihre Scheu, sondern mitsamt ihren Krücken auch die Stufen, die 15 Meter tief in den Bunker zur Ausstellung im Befreiungsmuseum führen. Beim Anblick der zahlreichen Ausstellungsstücke und Fotos, die mehr als einprägsam über das Kriegsleid der Kinder in Wien und Leningrad informieren, schweigt sie ergriffen. Erst beim Anblick der Zeichnungen, die der Zeitzeuge Hans Steinmetz als Kind im Jahr 1945 angefertigt hat, bricht sie ihr Schweigen und sagt: "Gut, dass ich mit hinunter gekommen bin, denn die Fotos und Zeichnungen sind zwar aufrüttelnd, aber auch sehr heilsam für mich. Auch heute noch gibt es unzählige Kinder, die weltweit unter Krieg leiden. In diesem Bunker erlebt man am eigenen Leib, wie grausam Krieg wirklich ist. Und nachher weiß man ganz genau: Nie wieder Krieg!"
Du möchtest selbst beitragen?
Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.