Verbindungsbahn
Hietzing wehrt sich weiterhin
Ob gegen die Verbindungsbahn oder einfach nur gegen Veränderungen im Allgemeinen, ist unklar.
HIETZING. Der österreichische Schriftsteller Franz Grillparzer sagte einmal: "Es muss etwas geschehen, aber es darf nix passieren." Bei der Bürgerveranstaltung im Orthopädischen Spital Speising hat man den Eindruck, dass der Spruch auch auf Hietzing zutrifft. "Hietzing wehrt sich" ist auf großen Bannern zu lesen. Aber wogegen eigentlich?
Gegen die Verbindungsbahn. "So bitte nicht!", heißt es. Was die Hietzinger daran genau stört, dazu später mehr. Zunächst einmal ein Überblick: Das Projekt "Attraktivierung der Verbindungsbahn" hat den Ausbau der S80 zum Ziel. Das bedeutet eine Modernisierung der Verbindungsbahn zwischen Hütteldorf und Meidling. Im 15-Minuten-Takt soll die S80 nach dem Ausbau fahren.
Der Bezirk hat sich ursprünglich für den Ausbau eingesetzt. Vor ein paar Jahren wurden 5.000 Unterschriften dafür gesammelt. Nach langjähriger Planung wurde die Hochführung 2016 im Wiener Gemeinderat einstimmig beschlossen. Schon damals gab es Proteste. "Wieso keine Tieflage?", war die Frage.
Tieflage nicht möglich
Die Diskussionen setzten sich auch zwei Jahre später noch fort. Damals hieß es, die ÖBB würden eine Tieflage überprüfen – was sie heuer auch getan haben. Bei der Veranstaltung ist auch der Leiter des Projektes, Ingenieur Peter Ulrich.
"Die Eisenbahn hat spezielle Anforderungen. Wir haben eine Tieflage überprüft, die kommt aber aufgrund der geografischen Gegebenheiten auf der Strecke nicht infrage", versucht er, zu erklären. Zu hören sind Buh-Rufe aus der einen Reihe und "Ihr lügt!" aus der anderen Reihe.
Die Wogen gehen hoch
"Mit der S80 fährt doch sowieso kein Mensch. Ich sehe da nie jemanden", ruft ein junger Mann aus der letzten Reihe. Das Mikrofon wird an ÖBB-Pressesprecher Franz Hammerschmid weitergegeben.
Mit dem "Wo kein Angebot, da auch keine Nachfrage"-Prinzip will er diese Frage beantworten. Das gelingt ihm aber nicht. Denn die Zwischenrufe verhindern, dass er überhaupt ausreden kann. Diskussionskultur sucht man bei der Veranstaltung generell vergeblich.
Hitziges Publikum
Die Zwischenrufe sind an diesem Abend ohnehin sehr kontrovers. Auf die Aussage des ÖBB-Sprechers "Der Ausbau ist eindeutig beschlossen worden" folgt ein Hall von "Kann man ja aufheben!"-Sagern aus dem Publikum.
Als Ingenieur Ulrich versucht, zu erklären, dass eine Tieflage auch ausgeschlossen worden sei, weil an manchen Punkten keine barrierefreien Stationen möglich seien, ist aus der Menge nur "Ja, na und?" zu hören.
Eine Dame aus dem Publikum kann sowieso nicht nachvollziehen, wieso das öffentliche Netz ausgebaut werden soll. "Wir haben doch eh alle ein Auto. Wir brauchen das nicht", sagt sie.
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