Ulli Sima zieht Notbremse
Mammut-Projekt "Westausfahrt Neu" vorerst eingestellt
Die Westausfahrt – in Verlängerung der Hadikgasse – sollte ab der Hütteldorfer Brücke permanent auf die Hietzinger Seite neben den Franz-Schimon-Park verlegt werden. Das hätte bedeutet, dass fünf Fahrspuren auf der Südseite des Wienflusses gebündelt würden. Dieses Projekt ist laut vorliegenden Informationen vorerst vom Tisch.
WIEN/HIETZING. "Wir werden uns das nicht gefallen lassen!" Mit diesen deutlichen Worten kommentierte der Hietzinger René Tritscher bereits im Oktober letzten Jahres die Pläne der Stadt Wien für die Westausfahrt Neu.
Konkret ging es darum, dass die Westausfahrt ab der Hütteldorfer Brücke auf die Hietzinger Seite neben den Franz-Schimon-Park verlegt werden sollte. Das hätte bedeutet, dass fünf Fahrspuren auf der Südseite des Wienflusses gebündelt werden.
René Tritscher ist ein Mann der Tat und hat gemeinsam mit der ehemaligen Unversitätsprofessorin Cordula Loidl-Reisch damals die Bürgerinitiative "Für ein ökologisches Naherholungsgebiet Wiental" ins Leben gerufen. Jetzt gibt es für sie Grund zum Jubeln.
Projekt wird neu geplant
Wie die bz erfuhr, soll Stadträtin Uli Sima (SPÖ) jetzt die Notbremse für das Mammut-Projekt gezogen haben. Grund dafür sollen die massiven ökologischen Eingriffe, ein illusorischer Zeitplan und eine nicht absehbare Dauer des gesetzlich vorgeschriebenen UVP-Verfahrens sein.
Nach vielen Gesprächen mit Experten und Anrainern soll jetzt die Entscheidung gefallen sein die Westausfahrt vorab "im Bestand zu sanieren" und zeitgleich die Zeit zu nutzen um ein "zukunftsträchtiges Projekt für ein klimafittes Wiental zu entwickeln". Saniert werden soll ab dem Frühjahr 2023 bis voraussichtlich Ende 2024. Dabei sollen die Verkehrsbehinderungen so gering wie möglich gehalten werden.
Erste Ideen zur Neugestaltung
Die renommierte Landschaftsplanerin Cordula Loidl-Reisch war Professorin an der TU Berlin, ist aber in Hietzing bestens vernetzt. Als ihr Freunde von den Plänen berichteten, war sie entsetzt: "Ein halber Kilometer Bäume müsste für dieses Projekt ersatzlos gefällt werden. Das ist keine zeitgemäße und klimafreundliche Planung." Sie gibt zu bedenken, dass es nicht nur um den Verkehr in Hietzing geht, sondern um das Klima in nahezu ganz Wien.
Aus diesem Grund hat sie gemeinsam mit Studierenden der TU Berlin bereits im Oktober 2020 umwelt- und verkehrsfreundliche Alternativen entwickelt. Dass es auch anders geht, zeigen zeigen Visualisierungen die dabei erarbeitet wurden. "Die Studierenden haben nach einer Symbiose aus Verkehr und Lebensqualität gesucht und aus meiner Sicht mehrere ideale Lösungen gefunden", so Cordula Loidl-Reisch.
Einer der Entwürfe sieht einen Tunnel vor, der "zwar optimal, aber doch ein wenig utopisch wäre". Für ideal hält die Professorin eine vorgeschlagene Stützwandkonstruktion, die Funktionalität und Freiraumangebot ideal kombinieren würde.
All diese Ideen werden nun als Diskussionsgrundlage herangezogen. Bereits ab 2022 soll an neuen Ideen unter Einbeziehung der Bevölkerung starten. Das sieht man als Jahrhundertchance für die Neugestaltung des gesamten Wientals unter Berücksichtigung der Aspekte Verkehrsentwicklung, Klimaschutz und Lärmminderung.
Das denkt der 13. Bezirk darüber:
Bezirksvorsteherin Silke Koblad (ÖVP):
"Dass für die Westausfahrt ein neues, klimafreundliches Projekt ausgearbeitet wird, ist eine der besten Nachrichten, die man sich vorstellen kann! Vielen Dank für das besondere Engagement im gemeinsamen Kampf für eine überarbeitete und umweltfreundliche Neugestaltung der sanierungsbedürftigen Westausfahrt möchte ich an die Bürgerinitiative 'Für ein ökologisches Naherholungsgebiet Wiental' unter der Leitung von Univ.-Prof. DI Cordula Loidl-Reisch, Renato Palumbo und René Tritscher richten.
Besonders bedanke ich mich auch im Namen aller Hietzingerinnen und Hietzinger bei Verkehrsstadträtin Ulli Sima und Umweltstadtrat Jürgen Czernohorszky für das Einlenken. Den beliebten Naherholungsraum Wiental für künftige Generationen auszugestalten und vom Ursprungsplan einer Zusammenlegung von fünf Fahrspuren neben dem Franz-Schimon-Park abzugehen, war von Beginn an das Ziel der Hietzinger Bestrebungen und ich freue mich auf die Gespräche zur künftigen Ausgestaltung!", so die Bezirksvorsteherin über die Ankündigung von Ulli Sima zur generellen Überarbeitung des Projekts "Westausfahrt Neu".
Bezirksvorsteherin-Stellvertreter Matthias Friedrich (SPÖ)
Die Westausfahrt, eine der Hauptverkehrsadern im Westen mit rund 53.000 Fahrzeugen täglich wird nicht neu errichtet, sondern im Bestand saniert. Zeitgleich wird ein neues zukunftsträchtiges Projekt für ein klimafittes Wiental entwickelt.
Der Erhalt der Bäume und Sträucher im Böschungsbereich auf Hietzinger Seite und derErhalt des Erholungsraums entlang des Wienflusses ist somit gewährleistet.
Mein Dank gilt Stadträtin Ulli Sima für diese Entscheidung! Unermüdlich war die Arbeit der Bürgerinitiative "für ein lebenswertes Hacking" (allen voran, Cordula Loidl-Reisch, Renato Palumbo und René Tritscher), bei der ich mich für die von Respekt geprägte Zusammenarbeit bedanken möchte.
Kommunalpolitiker sind oft mit Wünschen von Bewohner*innen konfrontiert, die die eigenen Kompetenzen deutlich überschreiten und bei der das "größere Ganze" im Vordergrund steht.
Umso erfreulicher, dass unsere Arbeit im Hintergrund, allen voran der SPÖ Hietzing, aber auch der anderen Parteien, Früchte getragen haben.
Wir haben heute nicht nur dafür gesorgt, dass auf einer Fläche von 1,14 Kilometer keine Bäume gefällt werden müssen, sondern auch den Startschuss für ein partizipatives Zukunftsprojekt gegeben.
Christopher Hetfleisch-Knoll (Grüne)
Ich freue mich sehr darüber, dass die Einwände der BürgerInnen gehört wurden und die Westein- und -ausfahrt neu geplant werden soll. Wir fordern schon lange eine visionärere Planung mit mehr Grünraum und maximal 2 Fahrstreifen pro Richtung.
Johannes Bachleitner (Neos)
Wir freuen uns sehr, dass nun die Umbauten und Baumfällungen bei der Westausfahrt vom Tisch sind und die Anliegen der Anrainer und Bezirksvertreter gehört wurden, besonders wo es für das Problem der Baumfällungen entlang der Verbindungsbahn Neu noch keine zufriedenstellende Lösungen gibt. Danke allen Mitstreitern für Ihren Einsatz und Ihre Ausdauer und natürlich besonders Stadträtin Sima für die wichtige Entscheidung, von den Planungen ihrer Vorgängerin abzugehen.
Georg Heinreichsberger (FPÖ)
Das Projekt der rot-grünen Stadtregierung, eine Verkehrslawine auf Hietzinger Seite neben dem Naturschutzgebiet Lainzer Tiergarten zu etablieren, konnte gemeinsam mit der Hietzinger Bevölkerung gestoppt werden. Ein Dank an die Bürgerinitiative!
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