Update: Besetzung der ehemaligen Krankenpflegeschule in Lainz zu Ende
Für solidarische Landwirtschaft und selbstorganisiertes Leben: Am 13. Mai wurde die seit Jahren leerstehende ehemalige Krankenpflegeschule besetzt. Nach einem Ultimatum hatten rund 15 Personen die Gebäude in der Jagdschlossgasse verlassen bestätigt die Polizei.
HIETZING. Betritt man in den vergangenen Tagen das weitläufige Gelände der ehemaligen Krankenpflegeschule in der Jagdschlossgasse, war eigentlich alles wie immer – wenn da nicht die rot-weißen Absperrbänder und Plakate mit politischen Forderungen rund um den Haupteingang wären. Eine Hausbesetzung mitten im bürgerlichen Hietzing, gibt’s das? Die Aktivistengruppe „Evora“ steckte dahinter, die mit der Aktion auf ihre Ziele aufmerksam machen wollte: Solidarische Landwirtschaft und selbstorganisiertes Leben.
Am Morgen des 16. Mai wurden die Besetzer von der Polizei dazu aufgefordert, dass Haus zu verlassen. Zwischen 10 und 15 Personen sind dann freiwillig abgezogen, heißt es von der Polizei. Im Anschluss durchsuchte die WEGA das Haus nach Besetzern. Eine private Sicherheitsfirma übernimmt die Bewachung der Gebäude.
Jahrelanger Leerstand
Seit 2013 ist die Krankenpflegeschule geschlossen und steht seitdem leer. Schade um das elegante, schlossartige Gebäude, das im Jahr 1872 vom Arzt Theodor Ritter als „Heilanstalt für Gemüths- und Nervenkranke“ erbaut und ab 1924 als Schwesternschule der Gemeinde Wien geführt wurde. Für die „Solidarische Landwirtschaft“ wäre im fast 1,5 Hektar großen Parkgarten jedenfalls ausreichend Platz. Zu sehen ist davon aber nichts: Keine Gartengeräte oder Anbautätigkeiten weit und breit – nur ein paar Stühle stehen herum und eine Reifenschaukel baumelt etwas verloren an einem Ast über dem halbmeterhohen Gras.
Von den Aktivisten war beim Lokalaugenschein am Montag zuerst nirgends etwas zu sehen. Auf Klopfen kam keine Reaktion, dazu sind die meisten der mit Graffiti verzierten Türen mit Brettern vernagelt. Auf Fragen, wie groß die Aktivistengruppe sei, mit welchen konkreten Zielen sie das Gebäude besetzt haben und wie lange sie bleiben wollen, gibt es nur kurze Antworten. Von Spekulation ist da die Rede, von Leerstand und von Privatisierung ehemals öffentlich genutzter Flächen. Aufs Foto möchte aber keiner aus der Gruppe.
Lernen statt Luxuswohnungen
Gegen die Schließung der Krankenpflegeschule im Jahr 2013 hatte es damals einen einstimmigen Beschluss der Bezirksvorstehung gegeben hat, wonach das Gebäude auch weiterhin für Bildungszwecke genutzt werden soll. Dann wurde die Anlage jedoch vom Krankenanstaltenverbund an Bauträger verkauft, jetzt soll das ursprüngliche Gebäude aufgestockt und mittels dreier zusätzlicher Neubauten insgesamt 57 neuen Wohnungen Platz bieten.
Auch bei den Anrainern sind die temporären Nachbarn nicht unbemerkt geblieben: Die Gemeindebauanlage in der Waldvogelstraße grenzt ohne dazwischenliegenden Zaun an das Gelände, die dort lebenden Kinder benutzen den idyllischen Park gern zum Spielen. „Ich hab' nichts gegen die Hausbesetzer. Die bewohnen das schöne Gebäude wenigstens, das ja schon seit Jahren leer steht – so schad' drum. Wenn dort Luxuswohnungen gebaut werden, können unsere Kinder nicht mehr im Park spielen und wir haben jahrelang eine Baustelle vor dem Schlafzimmerfenster.“ meint Andreas J. Seine Frau ergänzt, es sei „so schade, dass die Krankenpflegeschule geschlossen worden ist, denn so eine wunderschöne Anlage gibt es heute nirgends mehr - alle haben sich dort immer sehr wohl gefühlt und die Pflegeschülerinnen sind im Frühling immer mit ihren Lernsachen in der Wiese gesessen“.
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