WC-Anlagen in den U-Bahn-Stationen: Langes Warten aufs Klo-Konzept der Wiener Linien

- Längenfeldgasse: Hier bleiben die WC-Türen zu.
- hochgeladen von Maximilian Spitzauer
Die öffentlichen Toiletten der Wiener Linien sind oft Rettung in der Not. Allerdings sind viele WC-Anlagen gesperrt.
WIEN. Schon Georg Danzer hat über ein dringendes Gefühl, das ihn plagt, gesungen. Beim "Strandbrunzertango" ging es zwar um die spanischen Strände, aber die Unannehmlichkeiten werden wohl dieselben gewesen sein. In den meisten U-Bahn-Stationen der Wiener Linien findet man auf den Schildern den Hinweis auf eine WC-Anlage, die den Fahrgästen den lästigen Gang ins Kaffeehaus oder zum nächsten Fast-Food-Restaurant ersparen soll.
Umso ärgerlicher ist es, wenn man sich auf den Weg macht und dann bemerkt, dass sich die versprochene Erleichterung hinter verschlossenen Türen befindet. Denn momentan sind viele dieser Anlagen gesperrt. Ein gelbes Schild weist auf diesen Umstand hin. Viele versuchen trotzdem, die versperrten Türen zu öffnen.
Diese Situation ist vor allem bei größeren Stationen und Schnittstellen zweier Linien ungünstig. Diese Orte sind stark frequentiert, entsprechend viele Leute steigen hier tagtäglich um.
Der Gedanke, ein öffentliches WC zu benützen, mag für viele zunächst abwegig sein. Vor allem für Eltern mit Kindern und ältere Leute stellen die öffentlichen WC-Anlagen jedoch eine wichtige Infrastruktur dar.
Strategie gesucht
Etwa zehn WC-Anlagen, so heißt es vonseiten der Wiener Linien, seien derzeit gesperrt. Die Gründe dafür sind unterschiedlich: Manche WCs seien stark verschmutzt, andere – vor allem entlang der U6 – seien als Drogenumschlagplatz missbraucht worden. Bei einem bz-Lokalaugenschein waren von elf besuchten Anlagen sieben zumindest teilweise gesperrt.
Seit 2014 sind die Wiener Linien für die kostspielige Wartung der Anlagen verantwortlich. Davor war das noch Aufgabe der Stadt bzw. der einzelnen Bezirke. Schon damals wollten die Wiener Linien ein Konzept für die WC-Anlagen vorlegen. Auf dieses Konzept warten die Öffi-Fahrer noch heute. "Wir arbeiten intensiv an einem neuen Konzept und werden es in nächster Zeit präsentieren", so ein Sprecher. Positive Beispiele für öffentliche WC-Anlagen sind die Bahnhöfe der ÖBB. Hier muss zwar bezahlt werden, dafür werden die Toiletten auch regelmäßig gereinigt und sind verlässlich benutzbar.
Unmut in den Bezirksvorstehungen
In einigen Bezirken ärgert man sich bereits über die teils schon lange versperrten Anlagen. Für die WC-Anlagen auf öffentlichen Plätzen sind nämlich die Bezirke zuständig, und die versperrten Anlagen in den Stationen hinterlassen Lücken in der Infrastruktur. "Da die Stadt bereits vor Jahren an der Oberfläche WC-Anlagen gesperrt hat und als Ersatz die WC-Anlagen in den U-Bahn-Stationen dienen sollten, ist das eine Notwendigkeit und es muss sichergestellt sein, dass die WCs der Wiener Linien für die Bevölkerung zugänglich sind", sagt etwa der Rudolfsheimer Bezirksvorsteher Gerhard Zatlokal (SPÖ).
Dass die Toiletten in den U3-Stationen Zieglergasse und Neubaugasse immer wieder geschlossen sind, sorgt für Unmut bei den Bezirksvorstehern von Mariahilf, Markus Rumelhart (SPÖ), und Neubau, Thomas Blimlinger (Grüne). Denn das führe dazu, dass Besucher der Mariahilfer Straße, die keine Toiletten vorfinden, auf nahegelegene Parkanlagen, Häusernischen oder Kinderspielplätze ausweichen, um ihre Notdurft zu verrichten. Das verursacht nicht nur einen üblen Geruch, sondern ist auch aus hygienischen Gründen bedenklich – manche Grünflächen seien dadurch dermaßen kontaminiert, dass dort nichts mehr wächst, berichten die Bezirksvorsteher. Deshalb haben Rumelhart und Blimlinger schon vor einigen Wochen einen gemeinsamen Brief an die Wiener Linien gerichtet, in dem sie die Öffnung der Toilettenanlagen fordern. Eine Antwort steht bisher aber noch aus.
Beim Lokalaugenschein von elf Toilettenanlagen in Wiener U-Bahnen waren sieben zumindest teilweise gesperrt:
U6 Westbahnhof - teilweise verschlossen
Ist man mit der U-Bahn unterwegs, gibt es keine Möglichkeit schnell auszutreten. Die Klos auf U-Bahn Niveau sind bis auf die Pissoirs gesperrt. Für die Damen ist die einzige Möglichkeit der Bahnhof zwei Stöcke höher im Bahnhof.
U6 Thaliastraße - verschlossen
Das Klo in der Thaliastraße sorgte schon im Sommer für Aufregung unter den Anrainern. Man stößt auf verschlossenen Türen. Die Mutigen fahren weiter. Die ganz Mutigen bleiben an Ort und Stelle und nutzen die nächste Wand. Das WC ist bereits seit Jahresbeginn gesperrt. Vor allem im Sommer war die Geruchsbelästigung Thema.
U6 Josefstädter Straße - teilweise verschlossen
Am Klo in der U-Bahn Station Josefstädter Straße sind Frauen klar im Vorteil. Die Anlage der Frauen ist frei zugänglich, die Männer stoßen auf verschlossene Türen.
U6 Jägerstraße - verschlossen
Die WC-Anlagen in der Jägerstraße befinden sich hinter der Rolltreppe, in einem schmalen Gang zwischen Glasfassede und Klowänden. Die Anlagen sind allerdings versperrt. Besucher dieser Ecke gibt es allerdings sicherlich. Zigarettenstummel und Verschlusskappen einschlägiger Schnapsmarken, zeugen von nächtlichen Gästen der U-Bahn Station.
U6 Dresdner Straße - verschlossen
In der Dresdner Straße befinden sich die WC-Anlagen außerhalb der Station, was unangenehme Geruchsentwicklung zumindest außerhalb der Station hält. Diese Anlagen sind auch hinter fest verschlossenen Türen. Alle, außer das Klo für behinderte Fahrgäste. Dieses Klo kann mittels Euro-Key geöffnet und verschlossen werden.
U4/U6 Längenfeldgasse - verschlossen
Die Längenfeldgasse dient als Schnittstelle zwischen U6 und U4. Unzählige Menschen passieren die Station täglich – und einige von ihnen stoßen auch hier auf versperrte WC-Türen. Die vier grünen Türen befinden sich neben dem Zugang zu den Bahnsteigen. Obwohl einige Menschen fest an den Türen rütteln, gibt es hier keine Erleichterung.
U4 Meidling Haupstraße - geöffnet
Die WC-Anlage für die Station "Meidling Hauptstraße" befindet sich außerhalb der Station. So werden lästige Gerüche von der Station ferngehalten. Die WC-Anlage ist von einem 80er-Jahre Flair behaftet. Pressspan-Türen in Erbsengrün bilden den runden Abschluss, zu den leicht gelblichen Fliesen. Und für die glücklichen Besucher der Diskothek "U4" ist ein ein Kondom-Automat an der Wand befestigt. Bei einem Lokalaugenschein der Räumlichkeiten wurde der Betreuer der Anlage beim Bodenwischen nervös: "Ist das eine Kontrolle?" Er dürfte seine Arbeit ernst nehmen.
U4 Ober St. Veit - geöffnet
Die WC-Anlagen in der Station sind offen und benutzbar.
U4 Kettenbrückengasse - geöffnet
Hier gibt es sehr zur Erleichterung der Öffi-Fahrer offene WC-Anlagen. Die Damen befinden sich in der Station selbst, die Herren werden vor die Tür gebeten. Alternativ zu den Toiletten in der Station kann man auch die Anlage, am Naschmarkt benützen. In einem kleinen Pavillion, unweit von der U-Bahn Station entfernt, gibt es etwas geräumigere Anlagen. Benützbar sind aber beide allemal.
U3 Schweglerstraße - teilweise verschlossen
In der Station Schweglerstraße ist das Damen-WC verschlossen. Das WC für die Männer ist zugänglich, jenes für Behindert mit dem Eurokey-Schlüssel zu öffnen.
U3 Hütteldorfer Straße - geöffnet
In dieser Station sind alle Anlagen geöffnet.
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