Gerstbach nutzt Amtsbonus
In Hietzing bleibt auch nach der Bezirksvertretungswahl fast alles beim Alten: Die Volkspartei konnte trotz Verlusten ihren ersten Platz verteidigen und auch die SP bleibt an zweiter Stelle. Dafür hat die FP die Grünen an Stimmen überholt. Dennoch könnte bald ein frischer Wind durch Hietzing wehen.
Obwohl ÖVP und SPÖ in Hietzing gemeinsam auch weiterhin über 60 Prozent der Wähler hinter sich vereinen können, ist bei den beiden Parteien nicht alles eitel Sonnenschein. Im Vergleich zu 2005 haben Rot und Schwarz rund sieben Prozent verloren (das endgültige Ergebnis stand bis zu Redaktionsschluss noch nicht fest) und auch im 13. Bezirk haben die Freiheitlichen ordentlich zulegen können.
Dass die VP in Hietzing deutlich weniger als auf Landesebene verloren hat und bei über 36 Prozent hält, ist wohl auch der großen Popularität von Bezirkschef Heinz Gerstbach zuzuschreiben. „Er hat hier in Hietzing einen irrsinnigen Bonus“, kommentiert BV-Stellvertreter Reinhard Feistritzer (SP) das Ergebnis seines Konkurrenten. „Zudem hat er es mit der Bezeichnung ‚Liste Gerstbach‘ geschafft, sich als quasi unabhängiger Kandidat zu präsentieren.“ Gerstbach selbst gibt im Gespräch mit der BZ zu, dass er bei Bekanntwerden des vorläufigen Ergebnisses alles andere als erfreut war: „Über die Verluste war ich schon unangenehm überrascht. Denn wenn wienweit die Basis fehlt, dann tut man sich auch im Bezirk schwer.“
Ob Gerstbach (Jahrgang 1941) dem Bezirk über die gesamte kommende Legislaturperiode als Vorsteher erhalten bleiben wird, steht indes in den Sternen. Er selbst möchte dazu keinen Kommentar abgeben: „Was ich aber schon verraten kann: Ich werde sicherlich nicht noch einmal kandidieren.“ VP-Insider versprechen aber, dass – dank der nicht unbedingt idyllischen Stimmung bei der Volkspartei – Gerstbachs Nachfolge heiß umkämpft werden wird.
Auch bei Reinhard Feistritzer ist noch nicht fix, ob er die gesamten nächsten fünf Jahre als BV-Stellvertreter zur Verfügung stehen wird: „In unserer Fraktion muss es in den nächsten Jahren definitv einen Verjüngungsprozess geben. Ob ich die ganze Legislaturperiode im Amt bleiben werde oder nicht, hängt sicherlich auch davon ab, was Gerstbach macht. Da ich aber nicht davon ausgehe, dass er fünf Jahre im Amt bleiben wird, werde auch ich mich zurückziehen, wenn er sich zurückzieht.“
Bei den Hietzinger Grünen ist man – auch angesichts der wienweiten Verluste – mit dem Ergebnis der Bezirksvertretungswahlen durchaus zufrieden. „Wir sind konstant geblieben und haben unseren Mandatsstand halten können“, so der designierte Klubobmann Johannes Stöckler. Jubelstimmung herrscht naturgemäß bei den Freiheitlichen. Die Blauen konnten ihren Mandatsstand von bisher drei auf sechs verdoppeln. „Dass wir auch in Hietzing so viel dazugewonnen haben, überrascht mich nicht, da wir ja bereits 2001 bis 2005 sechs Mandate hatten, aber es freut mich dennoch riesig“, zeigt sich Klubobmann Günter Kasal, der voraussichtlich in den Gemeinderat wechseln wird, euphorisch.
Die Ursache für den starken Zuwachs der Freiheitlichen orten VP, SP und Grüne beim offensiven Ansprechen des Themas Integration. „Gegen die groben FP-Sprüche ist es als bürgerliche Partei natürlich schwierig, anzukommen“, zeigt sich Heinz Gerstbach leicht fatalistisch. Feistritzer: „Wir müssen das Thema in Zukunft viel stärker forcieren.“
Alexander Schöpf
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