Tennis: Weltspitze im Rollstuhl aus Hietzing
Der Hietzinger Nico Langmann gehört zu den 20 besten Rollstuhltennis-Profis der Welt.
HIETZING. Samstagmorgen, 9 Uhr: Während die meisten an diesem freien Wochenendtag ausschlafen, ist Nico Langmann, österreichischer Rollstuhltennis-Profi, schon seit eineinhalb Stunden auf dem Trainingsplatz. Konzentriert beobachtet er den Ball, rollt ihm möglichst schnell entgegen und trifft ihn – fast – immer. Selbst seine derzeitige Ellbogenverletzung, die ihm erst wieder ab März erlauben wird, Turniere zu spielen, hält ihn nicht davon ab, hart zu trainieren.
Diese "Riesenmotivation" verfolgt ihn seine gesamte Tenniskarriere lang. Ohne sie wäre er im August 2017 nicht in die Top-20 der Weltrangliste aufgestiegen – ein Ereignis, das er als das Highlight seiner Sportkarriere betrachtet. Doch schon seit Jahren davor begleitet ihn ein gewisser Ehrgeiz, etwa als er nach einem Schädelbasisbruch im Winter 2015 bereits einen Tag nach der Entlassung aus dem Spital wieder mit einem Eishockeyhelm auf dem Trainingsplatz stand.
Auf diese Weise gelang Langmann auch der Einzug in die Paralympics in Rio de Janeiro. "Dort wurde ich zum Profi", so Langmann. "Ich bin mit einem unprofessionellen Mindset hingefahren und habe mir gedacht: ‚Hoffentlich klappt’s!'" Heute fehlt ihm nicht mehr die passende Strategie am Tennisplatz: "Ich habe mir mentale Kampfeigenschaften angeeignet und kann mich mit gutem Gewissen Tennisprofi nennen."
Großes leisten
Die Motivation, Großes zu leisten, liege in ihm selbst: "Ich möchte das Beste aus mir rausholen. Ich möchte mir im Nachhinein nichts vorwerfen müssen", meint Langmann. Er sei schon immer ehrgeizig gewesen, selbst Aufgaben in der Schule hätten ihm erst Spaß gemacht, wenn er dabei gewinnen konnte. Sein Gegenüber sei dabei das Wesentliche gewesen. Den Wettbewerb hat Langmann im Tennis gefunden. Für ihn ist diese Sportart "eine Art der messbaren Selbstentwicklung" und sie motiviert ihn, jeden Tag eine Verbesserung zu sehen.
"Mir selbst ist im Leben sehr viel Positives widerfahren. Ich bin von sehr vielen positiven Menschen umgeben", erzählt der Hietzinger. Es ehrt ihn selbstverständlich, als Vorbild gesehen zu werden, aber er wünscht sich auch, dass dies wegen seiner sportlichen Leistung geschieht und nicht, weil er sein Leben im Rollstuhl "meistert". "Eine Behinderung wird im Vorhinein als etwas Schlechtes gesehen. Dabei sollte immer der Mensch im Vordergrund stehen. Ich wünsche mir, dass sich an dieser gesellschaftlichen Wahrnehmung etwas ändert."
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