Ohne Hausapotheke nicht rentabel
Arztpraxis Niederfladnitz geschlossen
Vor drei Wochen schloss die Gruppenpraxis für Allgemeinmedizin in Niederfladnitz völlig überraschend. Grund ist die fehlende Lizenz für die Hausapotheke. Für die beiden Ärztinnen ist eine Fortführung ohne Hausapotheke nicht mehr rentabel.
NIEDERFLADNITZ. Die beiden Ärztinnen Katharina Margeta und Katharina Heger betreiben eine Gruppenpraxis für Allgemeinmedizin in Niederfladnitz und Riegersburg seit rund vier Jahren mit Hausapotheke. Die Praxis in Riegersburg wurde damals aufwendig saniert und in Niederfladnitz errichtete die Gemeinde einen Neubau, den die Ärztinnen seitdem mieten. "Damals entschieden wir uns für zwei Standorte weil die Orte 13 Kilometer entfernt liegen", erklärt Bürgermeister Friedrich Schechtner.
Nur Riegersburg geöffnet
Vor drei Wochen standen Patienten in Niederfladnitz vor verschlossenen Türen. Auf einem Zettel an der Tür und auf der Homepage war folgendes zu lesen: "Der Ordinationsstandort Niederfladnitz wird bis auf Weiteres geschlossen. Die Ordinationszeiten von Niederfladnitz finden zur gleichen Zeit in Riegersburg statt. Wir bedauern die Umstände und danken für Ihr Verständnis." Doch warum das ganze, wusste keiner.
Schlag vor den Kopf
Die BezirksBlätter Hollabrunn fragten bei der Gemeinde und den Ärztinnen nach. Bürgermeister Friedrich Schechtner erklärte uns das Problem aufgrund der fehlenden Lizenz für die Hausapotheke in Niederfladnitz: "Die Apothekerkammer kontrollierte die Lizenzen der Hausapotheken und bemerkte die fehlende in Niederfladnitz. Für die Ärztinnen ist eine Fortführung der Praxis nur mit Hausapotheke rentabel, weshalb sie jetzt geschlossen ist. Auch für uns als Gemeinde ist es schwierig und eine verzwickte Situation, denn wir haben in die medizinische Versorgung unserer Gemeinde viel Geld in den Neubau der Praxis gesteckt. Zudem hat auch der Vorgänger seit 40 Jahren an beiden Standorten Medikamente ausgegeben. Wir versuchen jetzt alle Hebel in Bewegung zu setzen."
Massive Einschränkung
Die ärztliche Versorgung sowie die Versorgung mit Medikamenten ist derzeit nicht gegeben, denn Riegersburg ist 13 Kilometer weit weg und für nicht mobile Personen ist die Distanz nicht zu bewältigen. Die nächste Apotheke liegt im acht Kilometer entfernten Retz. Das Ziel der Gemeinde ist es, mit Verhandlungen eine Möglichkeit für eine Hausapotheke zu erreichen. "Wir bedauern die derzeitige Gesetzeslage, dass in Zweitordinationen keine Lizenzen für Hausapotheken vergeben werden, sind aber leider an dieses Gesetz gebunden", meinen die beiden Ärztinnen Katharina Margeta und Katharina Heger.
Andreas Eichtinger von der Rechtsabteilung der Apothekerkammer erklärte das Kumulierungsverbot, das besagt, dass eine Person oder in dem Fall Gruppenpraxis nur eine Bewilligung für Hausapotheke erhalten kann und zwar dort, wo sich der Schwerpunkt seiner beruflichen Tätigkeit befindet. Es gäbe aber schon Gespräche mit dem Bürgermeister und der Apotheke Retz für einen Lösungsansatz. "Es wird vermutlich im Laufe des Jahres 2024 eine Gesetzesänderung geben, das eine Filialapotheke der Apotheke Retz in Niederfladnitz möglich macht. Unser Ziel und Anliegen ist natürlich eine Verbesserung der Versorgung zu erreichen, aber im Rahmen der gesetzlichen Bestimmungen", meinte Eichtinger und bestätigte auch die Möglichkeit einer Hausapotheke, wenn sich die Gruppenpraxis aufspaltet und sie getrennt in Riegersburg und Niederfladnitz ordinieren.
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