BRÄUCHE & DIENSTE BEI TODESFÄLLEN
Bezirk Hollabrunn: Wenn das Zügenglöcklein läutet

- Das kirchliche Begräbnis , die feierliche Verabschiedung eines Verstorbenen, ist Bestandteil unserer Kultur.
- hochgeladen von Josef Messirek
Seelsorger und Mesner sprechen über Bräuche und Dienste bei Todesfällen.
BEZIRK (jm). Eigentlich hat das Zügenglöcklein seinen Namen, weil es geläutet wurde, wenn ein Mensch in den letzten Zügen, im Sterben lag. Heute läutet es der Mesner oder der Pfarrer, wenn er von der Bestattung vom Tod eines Menschen benachrichtigt wird. „Ich läute dann mit der kleinsten Glocke, dem Zügenglöcklein. Wenn ein Mann verstorben ist, wird dreimal mit kurzen Unterbrechungen, bei einer Frau zweimal und bei einem Kind ohne Unterbrechung geläutet“, erklärt der Zellerndorfer Mesner Robert Diem. Am Begräbnistag gibt es in manchen Pfarren noch das zehnminütige „Ausläuten“ um 12 Uhr mit allen Glocken.
Krankensalbung als Stärkung
Die katholische Kirche bietet die Krankensalbung und die Krankenkommunion als Sakrament der Stärkung an. „Dieses Sakrament kann man auch öfters empfangen, es soll nicht als Sterbesakrament bezeichnet werden“, stellt der Pulkauer Pfarrmoderator Jerome Ciceu klar. „Ich habe es schon oft Menschen vor einer schweren Operation oder vor einer Entbindung gespendet, und es ist alles gut gegangen.“ In seinen Pfarren bietet Jerome die Krankenkommunion an jedem Herz-Jesu-Freitag (= erster Freitag im Monat) an. Damit sind er und seine Priester mit den Kranken in Kontakt und sie räumen mit der fälschlichen Meinung auf: Wenn der Priester die Krankenkommunion bringt, ist mit dem Ableben des Kranken zu rechnen.
Versehgänge werden weniger
Wenn Pater Placidus Leeb, Pfarrer und Dechant in Haugsdorf, Bilanz über seine Versehgänge zieht, muss er eine fallende Tendenz feststellen. „Früher war das Sterben in einer Ortschaft präsenter. Wenn jemand im Sterben lag, wurde ich gerufen und spendete die Krankensalbung und die Krankenkommunion.“ Weil sich das Sterben vielfach ins Krankenhaus oder ins Pflegeheim verlagert hat, sind Versehgänge seltener geworden. Das Holen des Priesters hat die Krankenschwester übernommen, sofern dies der Patient wünscht. „Wenn jemand zu Hause stirbt, werde ich in den meisten Fällen erst nach dessen Tod gerufen. Dass der Schwerkranke noch beichtet und die Kommunion empfängt, kommt nur mehr ganz selten vor“, so Leeb.
Von der Kirche Ausgetretene
War es früher so, dass bei „Ausgetretenen“ kein Priester beim Begräbnis dabei war, so hat nun die Erzdiözese Wien im Sinne der Angehörigen entschieden. „Es ist natürlich der Wunsch des Verstorbenen zu berücksichtigen, wenn d e r definitiv kein kirchliches Begräbnis gewünscht hat“, erklärt Pater Placidus. „Wenn aber die Angehörigen einen Priester beim Begräbnis wünschen, dann gehe ich mit. Zwar nur im Rochett (weißen Chorrock), ohne Stola, ohne Weihwasser und ohne Kreuz, aber ich bete für den Verstorbenen.“




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