Pflege in der Zukunft
Die Hollabrunner leben lang

Foto: unsplash.com

Mehr alte Menschen im Bezirk, Politik reagiert mit neuen Pflegekonzepten. Was brauchen die Bürger?

BEZIRK (ag). Die Zahl der Menschen mit 80 Jahren und älter wird im Bezirk Hollabrunn bis 2035 um 48 Prozent steigen. Derzeit werden rund 64 Prozent im Bezirk informell, das heißt insbesondere durch Angehörige, gepflegt. 20 Prozent durch mobile Dienste, neun Prozent sind in der 24-Stunden-Betreuung und sechs Prozent stationär in Pflegeheimen.
Wenn sie an die Zukunft denken, haben die Hollabrunner ganz klare Vorstellungen. Neun von zehn wollen auch im Alter in den eigenen vier Wänden leben. Das Land Niederösterreich plant deshalb, eine "Pflege daheim"-Garantie einzuführen und den Grundsatz "mobil vor stationär" im Pflegesystem zu verankern. Auch für pflegende Angehörige soll es Verbesserungen geben (siehe Interview).
Die Bezirksblätter Hollabrunn haben Betroffene im Bezirk gefragt, was ihnen bei der Pflege Angehöriger helfen würde und wie sie sich selbst ihren Lebensabend vorstellen. Dabei ist vorweg eines ganz klar zu sagen: Nur, wer über die nötigen finanziellen Mittel verfügt, kann sich eine Rundum-Pflege Zuhause derzeit leisten. "Die 24-Stunden-Betreuung meiner Mutter kostet 2.200 Euro im Monat", erzählt Hilde Schmidt und fängt an zu rechnen. Die Pension der Mutter ist ganz ordentlich, nicht zuletzt dank Witwenpension vom verstorbenen Mann. Dazu kommt Pflegestufe vier. Eigentlich sollte auch noch eine Unterstützung vom Land kommen, die bleibt bis dato jedoch aus. "Beantragt habe ich sie schon längst, nur passiert ist bis jetzt noch nichts", erzählt Schmidt. Sie sieht allein bei den bürokratischen Hürden enormen Verbesserungsbedarf.

Zentrale Stelle für Infos

Und sie stellt nüchtern fest: "Eine 'Pflege daheim'-Garantie ist schön und gut, wird die dann aber auch leistbar für alle sein? Oder müssen die Angehörigen dann einspringen?"
Vor einigen Wochen stand plötzlich auch Familie Oblistil vor der Frage: "Wie wollen wir künftig unsere Mutter pflegen? Denn alleine geht es nicht mehr." Und dann ging es erst einmal an die Informationseinholung. "Hier würde es enorm weiterhelfen, sich zentral bei einer Stelle über die Pflegemöglichkeiten informieren zu können, welche Kosten entstehen, welche Fördermöglichkeiten es gibt, woher man Hilfsmittel bekommt und was von der Krankenkassa unterstützt wird", weiß Kurt Oblistil von den anfänglichen Schwierigkeiten. Er stellt eine Verstaatlichung der 24-Stunden-Pflege zur Diskussion, denn bei vielen Agenturen ist die Seriosität fraglich. Weiters besteht seit der Aufhebung des Pflegeregresses für ihn definitiv ein Nachteil für Familien, die ihre Angehörigen daheim pflegen lassen: "Das Einfachste ist, die zu pflegende Person in ein Heim zu stecken. Die fehlenden Kosten übernimmt der Staat! Das wäre bei uns nie in Frage gekommen, doch geht sich die Pflege daheim finanziell nur mit unserer Beisteuerung aus, Pflegegeld und Pension gehen auf jeden Fall drauf, auch bei Pflegestufe fünf."

Betreuung von acht bis 17 Uhr

Viele Familien möchten sich aber auch aktiv um ihre Angehörigen kümmern, sind aber meist berufstätig. Hier wäre eine Betreuungs- und Pflegemöglichkeit nur von acht bis 17 Uhr von Montag bis Freitag unterstützend. "Das gibt es leider nicht und so muss bei unserer pflegebedürftigen Mutter nun eine mobile Betreuung alle drei Stunden zur Lageveränderung gewährleistet sein", so Kurt Oblistil aus Schrattenthal.

KOMMENTAR von Alexandra Goll

Die Pflege wächst uns über den Kopf
Zu einer Herausforderung wird die Gestaltung der Pflege in der Zukunft. Werden unsere Lebenserwartungen tatsächlich noch höher, so kommt auf die jetzt junge Generation eine schier untragbare Last zu, denn längere Pensionszeiten, Pflege- oder Betreuungszeiten und eine sinkende Geburtenrate sowie ein immer späterer Einstieg ins Berufsleben durch die Ausbildung gehen sich auf lange Sicht gesehen finanziell nicht aus. Zudem das Personal in den Pflegeberufen vermutlich auch keine Zuwachsexplosion erwarten wird. Jeder spricht immer von individueller Betreuung. Manche mögen zu Hause, andere in Heimen alt werden. Doch gerade sozial schwache Senioren und deren Familien haben oft gar keine Wahl. Durch den Wegfall des Pflegeregresses gibt es hier zumindest eine theoretische Gewährleistung der Pflege, aber auch nur, wenn Platz vorhanden ist - und eine lange Wartezeit kann tödlich sein.

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