Info über PV-Projekte
Rede und Antwort für brisantes Thema in Hollabrunn
Vorstellung der Projekte für die PV-Freiflächen in Hollabrunn, Erklärung der neu gegründeten Energiegemeinschaft und die möglichen Betreiber sowie Experten standen den Interessierten im Hollabrunner Stadtsaal für Fragenbeantwortung zur Verfügung.
HOLLABRUNN. Eine hitzige Debatte entfacht sich über sechs geplante Photovoltaikprojekte, die das Landschaftsbild verändern könnten. Die Bühne für diese kontroverse Diskussion ist eine bevorstehende Volksbefragung, bei der über das Schicksal dieser Flächen abgestimmt wird. Nun lud die Stadtgemeinde Hollabrunn ihre Bürger zur Infoveranstaltung.
Gegner machen mobil
Die Gegner der Projekte erheben ihre Stimme, getrieben von Sorgen um die Ästhetik ihrer Heimat. Doch ihre Bedenken gehen weit über das rein Visuelle hinaus – sie werfen auch die Frage nach den Kapazitäten im örtlichen Umspannwerk auf. Die Kritiker zweifeln an der technischen Machbarkeit und fordern vehement, dass zuerst die Flächen auf Dächern und Fassaden genutzt werden sollten, bevor wertvolles Ackerland in Anspruch genommen wird.
"Ich möchte nicht, dass unsere Region verschandelt wird. Zuerst sollten andere Flächen für PV-Anlagen, wie Dächer und Parkplätze genutzt werden. Ich stimme sicher mit nein ab",
erzählte uns Dorothea Bartl aus Hollabrunn. Widerstand gegen diese Projekte kommt auch von Martina Schreiber und Liste Scharinger, die bereits Plakate veröffentlichen, bei der Wahl mit 'Nein' abzustimmen und auf Facebook ihre Meinung vertreten.
Sich unabhängiger machen
Die Befürworter hingegen betrachten die geplanten Photovoltaikflächen als Schlüssel zur regionalen Energieunabhängigkeit. Mit Leidenschaft verteidigen sie die Notwendigkeit, die Energiezukunft vor Ort zu sichern. Als Bedingung ist auf den Flächen eine Doppelnutzung erforderlich. Die Projektbetreiber präsentierten ihre Projekte und würden zusätzlich zur Stromerzeugung die Flächen als Biodiversitätsflächen oder für die Haltung von Gänsen oder Schafen nutzen. Das Projekt der Familie Scheuer wird zum Schutz ihrer Marillenbäume errichtet (wir berichteten bereits hier).
Aspersdorf - Windrad
Andreas Patschka und Sebastian Zahlbruckner hätten für ihr Projekt zwei Flächen in unmittelbarer Nähe zum Windrad in Aspersdorf vorgesehen.
"Wir nehmen keine Kapazität im Umspannwerk weg und können direkt in die Leitungen des Windrades einspeisen",
erklärte der Betreiber der WEB Nikolas Fußenegger. "Auf einem Teil des Grundstücks ist die Bodenqualität dermaßen schlecht, dass wir meist gar keinen Ertrag hier bekommen", weiß Sebastian Zahlbruckner. Felsenfest überzeugt, den Ausbau voranzutreiben, um energiepolitisch unabhängig zu werden ist auch Andreas Patschka:
"Unsere Flächen sind von mittelschlechter Qualität. Zusätzlich zur Stromerzeugung möchten wir Biodiversistätsflächen schaffen und die Beweidung mit Schafen versuchen." Er spricht aber auch offen über die Wirtschaftlichkeit: "Natürlich soll es auch ein lukratives Geschäft sein. Wir sind Unternehmer."
Dietersdorf - Wimmer
Das Projekt von Martin Wimmer in Dietersdorf möchte hingegen Gänse halten und hat ebenso kein Problem mit dem Einspeisen: "Direkt bei meinem Grundstück befindet sich der Trafo." Sein Grundstück liegt in einer Mulde, sodass die PV-Module kaum zu sehen sein werden.
Leitung graben
Eine Leitung zum Umspannwerk graben müssen hingegen Alexander Seifried und Helmut Semmelmeyer. "Ein Kilometer Leitungsbau kostet rund eine Million Euro", erklärte der Obmann der Energiegemeinschaft Fritz Strobl und auch, dass Anlagen von Privatpersonen immer bevorzugt werden. Der Grund von Semmelmeyer liegt in der vom Land vorgegebenen Zonierungsfläche:
"Der Acker hat schlechte Bonität, sodass sich hier kaum der landwirtschaftliche Anbau rechnet. Außerdem möchte ich etwas für die Energiezukunft tun. Ob es wirklich ein lukratives Geschäft sein könnte, wird sich zeigen, da die Investitionskosten und Stromtarife für die nächsten Jahre noch nicht abschätzbar sind."
Am 25. Februar wird abgestimmt
Die bevorstehende Volksbefragung verspricht eine wegweisende Entscheidung, bei der nicht nur um die Energiezukunft, sondern auch um das harmonische Miteinander von Mensch und Natur gerungen wird. Die Schlacht um die sechs Photovoltaikprojekte auf Hollabrunns Ackerflächen wird nicht nur von technischen Aspekten, sondern auch von Emotionen und Überzeugungen geprägt sein.
Bürgermeister Alfred Babinsky stellte klar, dass es für ihn um eine unabhängigere Stromversorgung für alle Menschen in der Gemeinde geht:
„Wir wollen der nächsten Generation etwas übergeben und die Stromversorgung zukunftsfit gestalten!“
Erneuerbare Energie ist für die Stadtgemeinde Hollabrunn ein Thema, an dem schon seit 30 Jahren gearbeitet wird, das präsentierte Energiestadtrat Josef Keck und Baudirektor Stefan Smutny blickte in die Zukunft. Mit Zahlen, Daten, Fakten und Infos über die neue Energiegemeinschaft informierte Fritz Strobl die Gäste.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.