Körperverletzung im Turnunterricht

Welches Ohr wurde denn nun vom Ball getroffen

Trotz eines Appells von Richter Neubauer, sich wieder zu vertragen, wurde vom Vater des Beklagten die Diversion abgelehnt.

BEZIRK HOLLABRUNN (mh). Leicht hat man es als Richter beim Bezirksgericht Hollabrunn manchmal nicht. Unter anderem war die Frage zu klären, welches Ohr des Opfers denn nun das Verletzte war. Eine Frage, die bis zum Urteil nicht schlüssig geklärt werden konnte.

Beide sind nicht die besten Freunde

Muhamet Ö. und Marcel L. sind nicht die innigsten Kumpel - das sagen ihre Freunde vor Gericht aus. Mal geht es um sich gegenseitig in der Schule weg genommene Smartphones, mal um Schubsen und Schläge. Ob es nun kumulierte Aggression war, die den Beklagten Muhamet Ö. dazu brachten, im Juni 2018 seinem Kontrahenten Marcel im Turnunterricht einen Ball mit Wucht an den Kopf gedroschen zu haben, kann man nicht sagen. Man kann ja nicht einmal die Aussage treffen, ob es nun ein Versehen oder Absicht war, was sich an diesem Tag im Turnunterricht abgespielt hat.

Verletztes Ohr, nur welches denn

Kläger Marcel L. konnte nicht einmal mit Sicherheit sagen, welches seiner Ohren denn nun vom Ball getroffen worden war und wie die genaue Diagnose des behandelnden Arztes war. Fest steht nur, viele sich unterscheidende, wage Aussagen der Zeugen vor Gericht, die sich teilweise in Details ähneln und sogleich wieder eine Unterscheidung aufweisen. Eine von einem Zeugen angefertigte Skizze des Turnsaals konnte kein Licht ins Dunkel der Angelegenheit bringen.

Diversion abgelehnt

Richter Erhard Neubauer, sichtlich ein wenig genervt von den Zeugen, schlug den beiden Kontrahenten vor, sich mit einer Diversion zufrieden zu geben: "Gebts euch die Hand und benehmt euch halt die nächsten Jahre!" Diese wurde vom Vater des Beklagten Muhamet Ö. abgelehnt. Aufgrund der Aussagen des Klägers, des Beklagten und der Zeugen, sowie der geltenden Rechtslage, gab es für Muhamet Ö. einen klaren Freispruch.