Ärger um Pflegebonus in Hollabrunn
Zu wenig und manche gehen leer aus
Krankenhaus- und Pflegezentrums-Belegschaften sind verärgert, denn zum einen ist der versprochene Pflegebonus deutlich geringer als versprochen ausgefallen, zum zweiten gehen einige Berufsgruppen komplett leer aus.
BEZIRK HOLLABRUNN. "Ich finde es extrem ungerecht, dass dieser Pflegebonus nicht an medizinische Assistenzberufe ausbezahlt wird, da wir genauso am Patienten arbeiten und eine qualitativ hochwertige Arbeit abliefern und somit bin ich mit der nun erfolgten Umsetzung absolut unzufrieden", findet ein OP-Gehilfe genauso wie eine Mitarbeiterin im Labor. Vom medial kolportierten Pflegebonus ist auf ihren Konten nichts angekommen. Die Mitarbeiter würden sich ein Ende der Abwertung der verschiedenen Berufsgruppen wünschen und den Gesundheits- und Pflegebereich als Ganzes sieht – vom Hilfsdienst bis zum Primar."
Abwertung von Berufsgruppen
"Der Auszahlung des Bonus liegt bundesgesetzlich das Entgelterhöhungs-Zweckzuschussgesetz zugrunde. Dieses besagt, welche Berufsgruppen erfasst sind und welche nicht", erklärte Sabine Mlcoch von der Landesgesundheitsagentur. Dazu zählen etwa die vielen medizinischen Assistenzberufe wie OP Assistenz, medizinische Fachassistenz, Personal in den Radiologie-Abteilungen sowie im Labor und in der Physio. "Wir haben in der Pandemie ebenso viel geleistet und Kontakt mit Patienten gehabt", ärgert sich eine Mitarbeiterin.
Pflegebonus nicht steuerfrei
Verärgerung löste auch die tatsächliche Höhe der mit 2.000 Euro kolportierten Bonuszahlung aus. Am Lohnzettel übrig blieb allerdings brutto nur 1.600 Euro, bei manchen gar nur 1.200 Euro und eine Teilzeitkraft erwähnte gegenüber den RegionalMedien, dass sie überhaupt nur 200 Euro erhalten habe, wovon dann auch noch die Steuer wegkam. Von einem 15. Gehalt könne hier "keine Rede sein". Ein Bonus kann doch nur netto gemeint sein, alles andere ist geradezu zynisch. Betroffene und auch die Gewerkschaft beklagten, dass davon nach Abzug der Lohnnebenkosten (Steuer, Sozialversicherung) oft nicht einmal 1.000 Euro netto übrig blieben.
Auch 2023 zu wenig netto
Auch der für 2023 versprochene monatliche Zuschuss betrug im Jänner lediglich brutto 115 Euro statt gesamt im Jahr 2.460 Euro. Anmerkung der Redaktion: 115 Euro mal 14 Auszahlungen sind nur 1.610 Euro.
Auf den Bund ausreden
Die Landesgesundheitsagentur rechtfertigt sich mit den Vorgaben des Bundes. Demnach sei der Bonus von 2.000 Euro inklusive Dienstgeberabgaben, wodurch die Bruttoauszahlung mit 1.600 Euro pro Vollzeitäquivalent festgelegt wurde. "Teilzeitkräfte erhielten die Einmalzahlung aliquot zu Ihrem Beschäftigungsausmaß. Entsprechend den abgabenrechtlichen Bestimmungen mussten hierfür Sozialversicherungbeiträge und Lohnsteuer entrichtet werden. Mitarbeiter, die sich im Jahr 2022 zur Gänze in Karenz bzw. im Sonderurlaub befanden, erhielten die Zahlung auf Antrag, um mögliche schädliche Konsequenzen, wie etwa die Überschreitung von Einkommensgrenzen beim Bezug von Kinderbetreuungsgeld, Weiterbildungsgeld etc. zu vermeiden", erklärt Sabine Mlcoch von der Landesgesundheitsagentur.
Kein Akt der Wertschätzung
Die Mitarbeiter fühlen sich in ihrer Wertschätzung sehr verletzt. Hieß es doch in den Medien von weitaus höheren Beträgen, werden sie "nur" abgezockt, weil sie für diese Prämien auch noch Steuern zahlen müssen. Die unglaubliche Einsatzbereitschaft ist der Landesgesundheitsagentur durchaus bewusst und meinte dazu: "Unsere Mitarbeiter leisten großartige Arbeit – und dies nicht nur in der Pandemie, sondern tagtäglich. Während der Pandemie waren sie natürlich besonders gefordert. Man muss ganz klar sagen: trotz dieser ausgesprochen intensiven Zeit waren unsere Kliniken zu keinem Zeitpunkt gesperrt oder die Akutversorgung gefährdet. Wir als NÖ LGA sind Rechtsträger und sind an die Vorgaben des Bundes gebunden. Zudem wurde in Niederösterreich zur Abgeltung der Inflation die Auszahlung einer abgabenfreien Teuerungsprämie beschlossen."
Anmerkung
Der Grund, warum wir keine Namen veröffentlichen ist deshalb, weil Mitarbeiter von Landeskliniken gegenüber den Medien keine Stellungnahmen abgeben dürfen.
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