Von der Zirbenstube zum Kunstboxen
Die Josefstädter Künstlerin Ina Loitzl setzt sich seit mehr als 10 Jahren mit der bedeutungsschweren Thematik "Ein Stück Heimat" auseinander.
JOSEFSTADT. Latexzöpfe als Jagdtrophäen, ein Dirndl mit aufgenähten Grapschhandschuhen oder die kärntnerische Lügennase: Auf diese ironische Weise interpretiert die Josefstädter Künstlerin Ina Loitzl den Begriff Heimat. Ihre Installation mit dem Titel "What the fuck is Heimat? – Ein künstliches Heimatmuseum" ist im Red Carpet Showroom am Karlsplatz, direkt in der Passage zwischen U1, U2 und U4, zu sehen. Loitzl bedient sich für ihre Arbeit verschiedenster Techniken – vom Trickfilm über Collagen bis zu Plakaten. Damit will Ina Loitzl auch den Passanten die Frage stellen: "Was bedeutet Heimat für Sie?"
Die persönliche Heimat von Ina Loitzl ist die Josefstadt. Genauer gesagt der Albertplatz. Hier lebt sie und hat ihr Atelier. Am 8. Bezirk liebe sie das Überschaubare, Dörfliche, die Leute und den Charme der Plätze der Josefstadt.
Was Heimat für die Künstlerin selbst bedeutet? "Mit den Menschen zusammensein zu können, die man liebt, und dabei keine Not leiden zu müssen", sagt sie.
Sportsgeist in der Kunst
Doch es ist nicht nur das Thema Heimat, das Loitzl beschäftigt. Sondern auch die Gleichberechtigung von Mann und Frau. Erst kürzlich hatte sie dazu eine Ausstellung in der U-Bahn-Passage Volkstheater. Der Name der Schau: "Kunstboxen". "Künstlerinnen stellen weniger oft aus als Männer, ihre Kunstwerke sind lange nicht so hoch dotiert wie die der Männer. Von Gleichwertigkeit und Gleichbehandlung keine Spur." Deswegen müsse man sich als Frau im kleinen Österreich "durchboxen", Rückschläge hinnehmen und auch einmal verlieren können. "Wie beim Boxen muss man es mit Sportsgeist hinnehmen können und sich von Niederlagen eher anspornen als deprimieren lassen", so die Künstlerin.
Zwischen Stadt und Land
1972 in Klagenfurt geboren, wuchs Loitzl "so zwischen Stadt und ländlichen Strukturen" auf. Am Mozarteum in Salzburg hat sie Grafik, Visuelle Medien und Textiles Werken studiert und das Lehramt gemacht. "Eigentlich wollte ich von Anfang an freie bildende Künstlerin werden", sagt sie und erinnert sich an die Ratschläge ihrer Mutter, zuerst eine solide Ausbildung zu machen und einen Beruf zu ergreifen, "der dann auch noch mit Kindern zu bewerkstelligen ist!", so Loitzl, heute selbst Mutter von drei Kindern.
1997 folgte dann das Studium der Visuellen Medien an der Angewandten, wo sie bis vor zehn Jahren auch selbst unterrichtete. "2006 bekam ich ein Atelierstipendium in Paris. Mein Mann und die Kinder kamen mit." Keine ganz leichte Entscheidung. "Es ist immer ein Kampf zwischen Vernunft und Neigung. Irgendwann war die berufliche Doppelbelastung zu viel und ich habe mich für die Kunst entschieden." Und natürlich für die Familie, mit der sie seit nunmehr 16 Jahren am Albertplatz lebt.
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