2020: Wo liegt die Zukunft?
Vom Mit- zum Nebeneinander – wie aus einst lebendigen Orten verschlafene Nester ohne Zukunft werden.
Immer mehr Menschen aus Wien drängen hinaus auf´s "Land". Sie wollen Natur und Ruhe vor der eigenen Haustüre haben. Gearbeitet wird in Wien oder außerhalb des Bezirks. Ihren Ort verlassen sie schon in der Früh, kehren erst am Abend, nach der Arbeit, zurück. "Im Jahr 2014 pendelten 78 Prozent der Menschen des Bezirks nach Wien", bestätigt AKNÖ-Wirtschaftsexperte Jürgen Figerl.
Gemeinschaft im Wandel
Von der Dorfgemeinschaft, wie sie früher existierte, ist mancher Orts nicht mehr viel übrig. Denn oft wird Wohnung oder Haus auch nur am Wochenende bewohnt. Ein Umstand, der das Leben vor allem in den kleineren Orten verändert.
Unterstützt wird dieser Wandel zudem durch den Bau von Wohnsiedlungen außerhalb der einstigen Ortskerne. Wer also in einer solchen "Satellitensiedlung" lebt, muss sich, schon allein durch die räumliche Distanz bedingt, anstrengen, will er mit der "einheimischen" Bevölkerung in Kontakt treten oder gar "dazu gehören".
Entfremdung
So kommt es schleichend zu einer Entfremdung der Ortsbevölkerung, der nur durch entsprechende Gegenmaßnahmen, wie es etwa mit Neubürgerempfängen versucht wird, entgegen gewirkt werden kann.
Wirtschaftliche Folgen
Doch nicht nur das ursprüngliche, eng verbundene Dorfleben leidet unter diesen Umständen, auch die Wirtschaft im Ort. "Wochenend-Landler", aber auch Pendler, erledigen ihre Besorgungen meist nahe dem Arbeitsplatz. "Man kann es den Leuten ja nicht verübeln, aber wenn jeder in einen Supermarkt oder ein Einkaufzentrum rennt, weil es einfach praktischer und zeitsparender ist, dann fällt uns das Überleben schon schwer", erzählt ein Nahversorger aus dem Bezirk.
Teufelskreis
Ein Kreislauf, der fatal sein kann: Denn profitiert die lokale Wirtschaft nicht vom "Vermögen" des eigenen Dorfes, kommt sie ernsthaft in Bedrängnis. Der Bäcker sperrt zu, den Fleischer gibt es schon lange nicht mehr – die Nahversorgung bekommt Lücken. Ein Umstand, der wiederum jenen Menschen, die sowohl Arbeits- als auch Lebensmittelpunkt im Ort haben, zum Verhängnis werden kann. Wieder weniger Jobs – wieder mehr Pendler.
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