Altes Volkskulturgut „Puppe“
Ausstellung zu Mozarts „Zauberflöte“ im HeLo Szenarium wurde eröffnet
KORNEUBURG (ml). Weit über 100 Puppen lagern im neuen HeLo Szenarium PuppenTheaterMuseum in der Korneuburger Laaerstraße, einem neu entstandenen kulturellen Theater-Treffpunkt der Bezirkshauptstadt .
„Geplant ist, viermal im Jahr eine Ausstellung zu präsentieren und auch das entsprechende Stück dazu zu spielen“, führt Hermann Gottfried vom HeLo Szenarium aus. „Auch Theater-Workshops mit Schulen, so wie bereits letzten Dezember mit der Korneuburger Sonderschule, wird es laufend geben.“
Der Techniker und die Künstlerin
In der schwungvollen Künstlerin Lorli Kaufmann hat der – wie er sich selbst bezeichnet – „technische Pedant“ Hermann Gottfried seine kongeniale Partnerin gefunden. Wobei, eigentlich hat sie ihn gefunden, den ehemaligen Lehrer ihres Sohnes, und zwar beim Elternsprechtag. Die Leidenschaft für das Puppentheater entwickelte sich mit den Jahren auch bei Gottfried, sodass die beiden heute ein „eingespieltes Team“ bilden. Lorli Kaufmann, eine begeisterte Opernliebhaberin, sucht die Stücke aus, die zu einem großen Teil eigentlich für Erwachsene gedacht sind, aber natürlich haben HeLo, Hermann und Lorli, auch viele liebevoll gestaltete Theaterzuckerl für die Kleinen parat. Egal ob für Groß oder für Klein: Die ausgewählten Stücke müssen laut Kaufmann, die auch die Adaptionen für die Bühne vornimmt, „brisant und zeitgemäß sein“, um beim Publikum „ankommen zu können“. Bühnenbau und Puppenanfertigung sind Männerarbeit.
Schikaneder und Mozart als Schöpfer der „Zauberflöte“
Warum man gerade Mozarts „Zauberflöte“ für die allererste Ausstellung im HeLo Szenarium gewählt hat? „Weil dieser Text, den Schikaneder hier verfasst hat, so vielschichtig ist. Es gibt keine zeitliche Fixierung, Themen wie Rache, Neid, Bosheit oder Tugend faszinieren und beschäftigen uns auch heute“, führt Gottfried aus. „Und, weil die Musik so wunderschön ist!“, ergänzt Kaufmann.
In der Ausstellung präsentiert werden unter anderem berühmte Bühnenbilder, beispielsweise die Entwürfe des bekannten Architekten Karl Friedrich Schinkel, aber auch ein von Goethe höchstpersönlich gestaltetes Bühnenbild ist zu sehen.
Eine frauenfeindliche Oper?
Auf den ersten Blick könnte man meinen, dass in der „Zauberflöte“ die Frauen gering geschätzt werden. Und das bei Mozart, der ja bei Gott kein Frauenverächter war? „Nein“, führt Gottfried aus. „Am Schluss sind sich die beiden Hauptfiguren, Pamina und Tamino, durchaus ebenbürtig. Beide erhalten die Weihen.“
Davon konnte man sich auch in der anschließenden Aufführung der Oper, eingerichtet für Puppentheater von Lorli Kaufmann, überzeugen.
Von Marotten, Klappmaulpuppen und Teebeuteln
KORNEUBURG (ml). „Zum Glück habe ich keine Marotte ausgefasst“, mag sich Neo-GR Traude Wobornik gedacht haben, als sie sich mit der Technik der ihr zugedachten Klappmaulpuppe vertraut machte – denn die Zuschauer waren bei der Aufführung der Mozart‘schen „Zauberflöte“ des HeLo Puppentheaters in Kaufmannscher Bearbeitung herzlich zum Mitspielen eingeladen. Doch der Puppenspieler versteht unter „Marotte“ nicht den Spleen oder die seltsame Angewohnheit, unter der Bedeutung dieses Wort sonst gebraucht wird, sondern eine ganz spezielle Puppenart, bei der der Kopf der Puppe auf einem Stab fixiert ist. Eifriger Mitspieler war auch GR Thomas Pfaffl, der das Chamäleon gab. Da hielten es StR Andreas Minnich und GR Thomas Pilwax mit Gattin doch lieber mit dem Zuschauen. Beim anschließenden Gläschen Wein erfuhr man schließlich noch Anekdoten aus dem Puppenspieleralltag. „I sing‘ immer mit“, erzählt Lorli Kaufmann, „weil man muss voratmen mit der Puppe, damit das Publikum glaubt, dass sie lebt!“ Oder wussten Sie, dass es Jahre dauern kann, bis ein Mann zum Puppenspieler wird? „Männer spielen sich selber. Die fuchteln immer nur da oben mit der Puppe herum. Es muss aber die Seele in die Puppe!“, so die lebhafte Künstlerin, bei der sogar manchmal zwei Teebeutel zu partnersuchenden Singles werden. „Das nennnt man dann ‚Materialtheater‘“, so Gottfried, der selbst – nach eigenen Angaben – sicher so drei Jahre gebraucht haben will, „bis i mi in‘s Metier eingelebt hab‘.“
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