Sozialgreissler Korneuburg
Wenn das Geld zum Leben nicht reicht

- Ein ganzer Einkaufswagen konnte am ersten Tag bereits gefüllt werden – Marktmanager Oliver Marksz und Doris Pamminger vom Sozialgreissler sagen "Danke!".
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Die Corona-Pandemie hat viel verändert, auch das Grundlegendste: Kurzarbeit und Jobverlust, manche können sich sogar das Essen nicht mehr leisten, wie Doris Pamminger, Betreiberin des Korneuburger Sozialgreisslers, weiß.
BEZIRK | STADT KORNEUBURG. Der Bezirk Korneuburg zählt zu den Top 5 Österreichs, wenn es um die Kaufkraft geht – wie IGK Austria ermittelt hat. Und dennoch könnten sich rund 470 Menschen kaum Lebensmittel, geschweige denn eine ausgewogene Ernährung mit Obst und Gemüse leisten, gäbe es den Korneuburger Sozialgreißler nicht. Denn genau so viele Einkäufer sind dort derzeit angemeldet. "Und man darf nicht vergessen, an diesen knapp 500 Menschen hängen ja auch noch Familien samt Großeltern und Kindern dran", gibt Betreiberin Doris Pamminger zu bedenken.
Seit dem Beginn der Corona-Pandemie gibt es täglich Anfragen, mit denen oft schwere Schicksale verbunden sind. "Da kommt etwa ein Herr zu uns einkaufen und als ich ihm den Raum mit Obst und Gemüse zeige, fängt er zu weinen an. Er erzählt mir, er hat wochenlang nur Nudeln und Erdäpfel gegessen. Durch Corona hat er seinen Job verloren, mehr konnte er sich nicht leisten", schildert Pamminger.
Der erste Partner
Als Doris Pamminger im Jahr 2019 begonnen hat, war der damalige Merkur-Markt in Korneuburg der erste Kooperationspartner. "Wir dürfen täglich Waren abholen, die Zusammenarbeit mit der Marktleitung funktioniert einfach großartig. Wir sind dafür sehr dankbar." Und weil Merkur seit Kurzem nun Billa Plus heißt, lud Marktmanager Oliver Marksz den Sozialgreissler für zwei Tage zu einer ganz besonderen Aktion ein. Am 7. und 8. April war Doris Pamminger im Eingangsbereich des Supermarktes präsent. "Wir haben die Einkäufer gebeten, ein paar Produkte oder auch nur eines für uns mit einzukaufen und informierten genau, was benötigt wird. Als Dankeschön gab es einen Mini-Gugelhupf aus der Backabteilung."
Auch Marktmanager Marksz ist über die Zusammenarbeit mit dem Sozialgreissler froh: "Das macht einfach Sinn. Bei uns bleibt täglich etwas über und so ist es einfach gut aufgehoben und kommt genau richtig an."

- Manche Kunden hat Doris Pamminger nach speziellen Wünschen gefragt, darunter Fruchtsaft für Kinder und Hundefutter.
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Zusammenarbeit mit der Stadtgemeinde
Dass der Sozialgreissler in Korneuburg wichtig ist, davon ist auch Vizebürgermeisterin Helene Fuchs-Moser überzeugt: "Wir sind in engem Kontakt und konnten in der Klosterkaserne einen Lagerraum kostenlos zur Verfügung stellen. Auch werden, etwa bei Räumungen von Gemeindewohnungen, noch gute und brauchbare Sachen, wie etwa Möbel oder Geschirr, dem Sozialgreissler überlassen."
Auch wenn es um die Unterstützung von Menschen geht, die finanziell nicht so gut aufgestellt sind, arbeiten Stadtgemeinde und Sozialgreissler zusammen. "Wir bekommen oft tolle Angebote, die Leute zu finden, die sie brauchen können, ist aber nicht einfach. Da wende ich mich gerne an Frau Pamminger. So haben wir etwa Weihnachtsmenüs nach Hause liefern können oder auch Reitpädagogik-Gratisstunden in Langenzersdorf vermitteln können."
Jeder ist willkommen – gerade jetzt
Geführt wird der Korneuburger Sozialgreissler vom gleichnamigen Verein. Seit September 2019 gibt es ihn in der Bezirkshauptstadt, seit 15. März 2021 an der neuen Adresse in der Stockerauer Straße 11-13. Doris Pamminger hat viele Helfer, alle arbeiten ehrenamtlich: "Aber natürlich könnten es mehr sein", lacht die Betreiberin und würde sich um Unterstützung sehr freuen. Wer mithelfen will oder auch gerne selbst im Sozialgreissler einkaufen würde, der kann einfach während der Öffnungszeiten vorbei schauen: Montag, Donnerstag und Freitag 11 - 17:30 Uhr, Dienstag 12 - 17:30 Uhr und samstags 10 - 15 Uhr.
"Kommen Sie vorbei", appelliert Pamminger an zukünftige Kundinnen und Kunden: wer angemeldet ist, wird quasi zum Vereinsmitglied. Als solches darf man sich einen Einkaufskorb zum Unkostenbeitrag von 5 Euro anfüllen. "Beim ersten Besuch einfach Einkommensnachweis für den gesamten Haushalt und einen Lichtbildausweis mitnehmen. Wer sich unsicher ist, ob er bei uns einkaufen kann, bitte auch kommen", so Pamminger. Zwar gibt es gewisse Einkommensgrenzen (Einzelhaushalt 1.300 Euro, Zweipersonenhaushalt 1.550 Euro, für jede weitere Person im Haushalt plus 195 Euro), in Zeiten von Corona ist das aber quasi außer Kraft gesetzt. "Wir schauen uns die jeweilige Situation genau an. Wer zwar gut verdient, nach Abzug von Miete, Unterhalt, Schulden und ähnlichem aber unterm Strich nicht genug zum Leben hat, der ist bei uns natürlich auch herzlich willkommen", erklärt Pamminger.
Helfen Sie mit!
Mittlerweile hat der Korneuburger Sozialgreissler zwar schon Kooperationen mit Supermärkten und lokalen Produzenten, Spenden sind aber jederzeit herzlich willkommen und notwendig. Ganz oben auf der Wunschliste stehen etwa Konserven (Bohnen, Rote Rüben, Essiggurkerl, Mais, Pfefferoni, Früchte und so weiter) und Tiernahrung. Immer gefragt sind auch Zucker und Kandisin, Reis und Fertiggerichte, Öl, Nudeln, Hartwurst (Salami, Bergsteiger – was sich ungekühlt lagern lässt), Haushaltsartikel, wie Gefrierbeutel oder Müllsäcke, Hygieneartikel (Taschentücher, Küchenrolle, WC-Papier, Damenhygieneartikel, Duschgel, Shampoo, Seife), aber auch Putzmittel.
Wer hier etwas beisteuern will, und es können ruhig auch nur ein paar Stück sein, der kann ebenfalls einfach während der Öffnungszeiten im Sozialgreissler vorbeikommen.
Infos und Kontakt:
www.facebook.com/sozialgreisslerkorneuburg
sozialgreissler@gmx.at
0677/63140998 (9 - 19 Uhr)




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