Festspiele Stockerau: Aus für Intendant Zeno Stanek
Schlechte Auslastung und fehlende Einnamen: Stadtgemeinde "feuert" Festspiel-Intendanten.
BEZIRK KORNEUBURG | STOCKERAU. Bereits im November 2017 gab es erste Gespräche, eine Beratung im Kulturausschuss vergangene Woche hat es nun besiegelt: Die Stadt Stockerau trennt sich von ihrem Festspiel-Intendanten Zeno Stanek – fast einstimmig: Lediglich die GRÜNEN konnten "nicht mitgehen" und haben sich deshalb enthalten.
Es seien die wirtschaftlichen Ergebnisse gewesen, die nun schlussendlich zu diesem Schritt geführt haben. So seien bereits letztes Jahr die Zuschauerzahlen unter den Erwartungen geblieben und somit auch die Einnahmen, auch heuer werden sich die Festspiele mit rund 10.000 Besuchern "nicht rechnen". Der budgetierte "Zuschuss" der Stadtdgemeinde von 130.000 Euro wird nicht ausreichnen.
Festspiele ja, Stanek nein
"Wir trennen uns nicht von Zeno Stanek, weil wir seine Produktionen und seine Arbeit nicht schätzen, sonst hätten wir nicht die letzten sechs Jahr mit ihm gearbeitet. Auf Grund der Ergebnisse 2017 und auch 2018 ist dieser Schritt aber notwendig", erklärt Bürgermeister Helmut Laab. "Die Zusammenarbeit mit Stanek war gut, allein das Publikum hat sie nicht goutiert."
Dass es in Stockerau auch weiterhin Festspiele geben soll, dafür haben sich alle politischen Fraktionen im Stockerauer Gemeinderat ausgesprochen. Wie es nun jedoch weitergeht, ist unklar. "Wir wollen auch künftig qualitativ hochwertige Inszenierungen bieten", erklärt Stadträtin Andrea Völkl. Jetzt gilt es jedoch, die Gespräche mit dem Land NÖ abzuwarten, denn mit diesem besteht noch bis 2019 ein Fördervertrag. Die veränderten Rahmenbedingungen müssen nun besprochen, eine mögliche neue Ausrichtung und somit auch ein neuer Intendant gefunden werden.
"Es war eine spannende Zeit"
Zeno Stanek selbst scheint der Stadtgemeinde Stockerau nicht zu grollen. "Ich möchte mich für das Vertrauen in mich als Intendanten in den letzten sechs Jahren bedanken. Es war eine spannende Zeit, in der ich ein Sommertheater auf hohem Niveau von Grund auf neu aufgebaut habe." Dass man es auch Künstlerisch weit gebracht habe, davon ist Stanek überzeugt. "Wir haben Kritiken in der Süddeutschen und Züricher Zeitung bekommen und waren immer wieder das meistbesuchte Sprechtheater innerhalb des NÖ Theaterfestes. Nun trennen sich die Wege von mir und den Festspielen Stockerau, um auf beiden Seiten Neues zu erleben."
33.000 Euro für MOMO
Was von Zeno Stanek bleibt, sind nicht nur sechs Jahre voll von gekonnt inszenierten Stücken, vom "Besuch der alten Dame" über "Don Camillo und Peppone" bis hin zu "Viel Lärm um nichts", sondern auch großes soziales Engagement.
So wurde auch heuer für einen guten Zweck gesammelt. Großartige 33.000 Euro konnte der Intendant bei der letzten Vorstellung an das Kinderhospiz MOMO übergeben.
Statement aus der Politik
Helmut Laab (SPÖ): "Die Zusammenarbeit mit Zeno Stanek wird nicht weitergeführt. Nicht, weil wir seine Produktionen und seine Arbeit nicht schätzen, sonst wären es keine sechs Jahre geworden. Die Entwicklung 2018 macht diesen Schritt aber notwendig. Die Zusammenarbeit mit Stanek war sehr gut, aber das Publikum hat es nicht goutiert. Wir sagen ein klares Ja zu den Festspielen, aber ohne Intendant Zeno Stanek. So der fast einstimmige Tenor."
Andrea Völkl (ÖVP): "Die Inszenierungen von Zeno Stanek waren eine Bereicherung für die Kultur in Stockerau. Aber wir müssen das wirtschaftliche Ergebnis verbessern, darüber hat es bereits im November Gespräche mit Zeno Stanek gegeben. Wir wollen nun auch künftig qualitativ hochwertige Inszenierungen bieten. Wie es weitergeht, wird sich in den nächsten 14 Tagen durch ein Gespräch mit dem Land zeigen."
Radha Kamath-Petters (GRÜNE): "Bei der Abstimmung zur Beendigung des Vertrages mit Zeno Stanek konnten wir nicht mitgehen, stattdessen haben wir uns enthalten. Aus zweierlei Gründen: Einerseits war das diesjährige Stück unter der Intendanz von Zeno Stanek wieder großartig: anspruchsvoll, innovativ und humorvoll-kritisch. Diese hohe Qualität der Festspiele Stockerau muss beibehalten werden. Andererseits wurde leider der vereinbarte Finanzrahmen nicht eingehalten. Fazit: Es braucht eine Finanzanalyse und eine bedächtige Nachdenkphase anstelle vorschneller Entscheidungen."
Erwin Kube (FPÖ): "Die FPÖ ist für Festspiele in Stockerau, der Rahmenbetrag muss aber eingehalten werden. Ich bin mir sicher, mit Andrea Völkl eine gute Lösung für die Zukunft zu finden."
Martin Fischer (NEOS): "Ich bedaure es sehr, dass es zu diesem Schritt gekommen ist. Das Publikum der Stockerauer Festspiele ist leider ein sehr schwieriges."
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.