Sexuelle Männerprobleme in Theaterstück „Grado“
Autor Ernst im BZ-Gespräch über die österreichische Theaterlandschaft
Im Theater in der Drachengasse ist zurzeit „Grado“ von Gustav Ernst zu sehen. Im Interview bemängelt er die Unlust der österreichischen Bühnen Stücke heimischer Autoren aufzuführen.
Gustav Ernst sorgte in den 1980ern mit klingenden Zitaten wie „Für a Schnitzel lass i mi net pudern“ aus dem Sozialsatire-Film „Exit – Keine Panik“ für eine Bereicherung der österreichischen Filmlandschaft. Einige Jahre, Drehbücher und dramatische Stücke später ist Ernst immer noch als Autor tätig und versucht Probleme der Gesellschaft aufzuzeigen.
Neues Stück
Sein Stück „Grado“ wird derzeit im Theater in der Drachengasse aufgeführt. Ursprünglich war das Werk ein Roman und wurde auf Drängen von der befreundeten Schauspielerin Johanna Tomanek für die Bühne adaptiert. Die in Monologform dargestellten sexuellen Phantasien eines älteren Mannes werden in der Inszenierung pikanterweise von ihr erzählt. Die Intention des Romans war es „der Welt, und insbesondere den Frauen, das Innenleben der Männer näher zu bringen“. Kein Wunder also, dass gerade die weibliche Bevölkerung gerne zu diesem Buch gegriffen hat und auch „durchaus positiv
reagiert hat“.
Zeitgenössisches vernachlässigt
Für Theaterhäuser wie jenes in der Drachengasse oder das Schauspielhaus ist Ernst dankbar, da sie auch nicht davor zurückschrecken auch zeitgenössische Stücke österreichischer Dramaturgen aufzuführen. Angst und Unlust herrsche sonst in der Theaterlandschaft und führe zu einer groben Vernachlässigung österreichischer Dramaturgie. „Ich warte auf die Einsicht der Theaterleute, dass die österreichischen Autoren auf die Bühne zurückkehren müssen“, so Ernst. Eine Zeit lang, befürchtet der Autor, werde das Desinteresse an gebauter Sprache und österreichischer Dramaturgie allerdings noch anhalten. Doch das könne nicht ewig so bleiben, denn „Theater ohne zeitgenössische Sprache kann keine zeitgenössischen Probleme beschreiben“. Selber hat Ernst in seiner langjährigen Tätigkeit als Dramaturg in Österreich und Holland Erfolge gefeiert. In Deutschland hingegen war er weniger beliebt: „Die Deutschen können mit der österreichisch, katholischen Sinnlichkeit einfach nichts anfangen“, meint Ernst. „Die Österreicher sind nun mal sinnlicher, körperlicher und fleischlicher als unsere Nachbarn.“ Grado ist noch von 10. bis 13. November jeweils ab 20 Uhr im Theater in der Drachengasse zu sehen.
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